Kapitel 28
Anorganische
chemische Erzeugnisse; anorganische oder organische Verbindungen von
Edelmetallen, radioaktiven Elementen, Seltenerdmetallen oder Isotopen
Allgemeines
Vorbehältlich
gegenteiliger Bestimmungen gehören zu Kapitel 28 nur isolierte chemische
Elemente (Grundstoffe) oder isolierte chemisch einheitliche Verbindungen.
Eine isolierte
chemisch einheitliche Verbindung ist ein Stoff, welcher aus einer bestimmten
Molekülart besteht (kovalent oder ionisch) und dessen Zusammensetzung durch
regelmässige Wiederholung seiner Elemente definiert wird und der durch ein
einziges strukturelles Diagramm dargestellt werden kann. Im Kristallgitter
entspricht die Molekülart einem sich wiederholenden Muster.
Die Elemente einer
isolierten chemisch einheitlichen Verbindung liegen in charakteristischen
Verhältnissen vor, gegeben durch die Wertigkeit der vorhandenen Atome und durch
die Art der Atomverbindungen. Denn für jede Verbindung liegt jedes Element in
konstantem und charakteristischem, dem sogenannten stöchiometrischen Verhältnis
vor.
Die stöchiometrische
Wiederholung gewisser Verbindungen ist manchmal durch Lücken und Einschlüsse im
Kristallgitter leicht verändert. Diese quasi-stöchiometrischen Verbindungen
können nur als isolierte chemisch einheitliche Verbindungen eingereiht werden,
wenn diese Veränderungen nicht absichtlich vorgenommen wurden.
A) Chemisch
einheitliche Verbindungen
(Anmerkung 1 zu diesem
Kapitel)
Zu Kapitel 28 gehören
chemisch einheitliche Verbindungen, auch wenn sie Verunreinigungen enthalten
und sogar wässerige Lösungen solcher Verbindungen.
Der Begriff
Verunreinigungen bezieht sich ausschliesslich auf Stoffe, deren Vorhandensein
neben der bestimmten chemischen Verbindung sich ausschliesslich und unmittelbar
aus dem Herstellungsprozess (einschliesslich der Reinigung) ergibt. Diese
Stoffe können als Folge der mit der Herstellung verbundenen Faktoren auftreten;
diese sind im Wesentlichen folgende:
a) Nicht umgewandelte Ausgangsstoffe.
b) In den Ausgangsstoffen enthaltene
Verunreinigungen.
c) Im Herstellungsprozess (einschliesslich der
Reinigung) verwendete Reaktionskomponenten.
d) Nebenerzeugnisse.
Es ist jedoch zu
beachten, dass solche Stoffe nicht immer als durch die Anmerkung 1 a)
zugelassene Verunreinigungen betrachtet werden dürfen. Wurden solche Stoffe
absichtlich in dem Erzeugnis belassen, um es für einen bestimmten
Verwendungszweck geeigneter zu machen als für den allgemeinen Gebrauch, gelten
sie nicht als Verunreinigungen, deren Vorhandensein zulässig ist.
Zu Kapitel 28 gehören
jedoch nicht andere als wässerige Lösungen solcher Verbindungen, es sei denn,
dass die Aufmachung in derartigen Lösungen gebräuchlich und ausschliesslich aus
Sicherheits- oder Transportgründen erforderlich ist, und dass ausserdem der Zusatz
des Lösungsmittels das Erzeugnis nicht für bestimmte Verwendungszwecke geeigneter
macht als für den allgemeinen Gebrauch.
So sind z.B. in Benzol
gelöstes Kohlenstoffoxychlorid, in Alkohol gelöstes Ammoniak und Aluminium in
kolloider Dispersion von Kapitel 28 ausgenommen; sie gehören zu Nr. 3824.
Ausserdem gehören kolloide Dispersionen im Allgemeinen zu Nr. 3824, wenn sie
nicht durch eine andere Nummer genauer erfasst werden.
Isolierte chemische
Elemente und solche Verbindungen, die nach den vorstehenden Regeln als chemisch
einheitlich betrachtet werden, können mit einem Stabilisierungsmittel versetzt
sein, sofern dies zu ihrer Erhaltung oder zu ihrem Transport notwendig ist
(z.B. bleibt mit Borsäure stabilisiertes Wasserstoffperoxid in Nr. 2847; aber
Natriumperoxid, das mit Katalysatoren verbunden ist und zur Herstellung von
Wasserstoffperoxid dient, ist dagegen von Kapitel 28 ausgenommen und gehört zu
Nr. 3824).
Als
Stabilisierungsmittel sind auch solche Stoffe anzusehen, die gewissen
chemischen Erzeugnissen zugesetzt werden, um ihren ursprünglichen
physikalischen Zustand zu erhalten, vorausgesetzt, dass die zugesetzte Menge
weder das notwendige Mass überschreitet, das für den beabsichtigten Zweck
erforderlich ist, noch den Charakter des chemischen Erzeugnisses verändert, und
es insbesondere nicht für bestimmte Verwendungszwecke geeigneter macht als für
den allgemeinen Gebrauch. Den Erzeugnissen dieses Kapitels können auch unter
den vorgenannten Voraussetzungen Stoffe zugesetzt sein, die das Zusammenballen
verhindern. Nicht hierher gehören dagegen Erzeugnisse, denen Stoffe mit
hydrophoben Eigenschaften zugesetzt worden sind, weil diese Stoffe den
Charakter der ursprünglichen Erzeugnisse verändern.
Ebenfalls unter der
Voraussetzung, dass der Zusatz sie nicht für bestimmte Verwendungszwecke
geeigneter macht als für den allgemeinen Gebrauch, können die Erzeugnisse dieses
Kapitels auch enthalten:
a) Antistaubmittel (z.B. ein Zusatz von
Mineralöl zu bestimmten giftigen chemischen Erzeugnissen zum Verhindern der
Staubentwicklung bei der Manipulation);
b) Farbstoffe, die zur Kennzeichnung oder aus
Sicherheitsgründen gefährlichen oder giftigen Stoffen (Bleiarsenat der Nr.
2842, insbesondere) zugesetzt werden, um Personen, die mit diesen Stoffen
umgehen, Anhaltspunkte zu geben oder um sie zu warnen. Ausgenommen sind
Erzeugnisse, denen Farbstoffe zu andern als den vorgenannten Zwecken zugesetzt
wurden. Dies ist z.B. der Fall bei Silicagel, dem Kobaltsalze als
Feuchtigkeitsindikator zugesetzt wurden (Nr. 3824).
B) Unterscheidung
zwischen den Verbindungen der Kapitel 28 und 29
(Anmerkung 2 zu diesem
Kapitel)
Von den
Kohlenstoffverbindungen gehören nur die nachstehend genannten zu
Kapitel 28 in die folgenden Nummern:
2811 |
- |
Kohlenoxide. |
|
|
Cyanowasserstoffsäure
(Blausäure), Hexacyanoeisen(II)-säure und Hexacyanoeisen(III)-säure. |
|
|
Isocyansäure,
Knallsäure, Thyocyanurwasserstoffsäure, Cyanomolybdänsäure und andere einfache
oder komplexe Cyanowasserstoffsäuren. |
|
|
|
2812 |
- |
Kohlenwasserstoffoxyhalogenide. |
|
|
|
2813 |
- |
Schwefelkohlenstoff. |
|
|
|
2831 |
- |
Durch
organische Stoffe stabilisierte Dithionite und Sulfoxylate. |
|
|
|
2836 |
- |
Carbonate
und Peroxocarbonate anorganischer Basen. |
|
|
|
2837 |
- |
Einfache Cyanide, komplexe Cyanide
und Oxycyanide anorganischer Basen (Hexacyanoferrate (II), Hexacyanoferrate
(III), Nitrosylpentacyanoferrate (II), Nitrosylpentacyanoferrate (III),
Cyanomanganate, Cyanocadmiate, Cyanochromate, Cyanokobaltate, Cyanoniccolate,
Cyanocuprate usw.). |
|
|
|
2842 |
- |
Thiocarbonate,
Seleniocarbonate und Tellurocarbonate; Seleniocyanate und Tellurocyanate;
Tetrathiocyanodiamminochromate (Reineckate) und andere komplexe Cyanate anorganischer
Basen. |
|
|
|
2843 |
- |
Anorganische
oder organische Verbindungen: |
bis |
|
1. der
Edelmetalle; |
2846 |
|
2. der
radioaktiven Elemente; |
|
|
3. der Isotopen; |
|
|
4. der Seltenerdmetalle,
des Yttriums und des Scandiums. |
|
|
|
2847 |
- |
Wasserstoffperoxid,
mit Harnstoff verfestigt, auch stabilisiert. |
|
|
|
2849 |
- |
Carbide
(binäre Borcarbide, usw.), ausgenommen Kohlenwasserstoffe. |
|
|
|
2852 2853 |
- - |
Anorganische
oder organische Verbindungen von Quecksilber, ausgenommen Amalgame. Kohlenstoffoxysulfid. |
|
|
Thiocarbonylhalogenide. |
|
|
Cyan
und seine Halogenide. |
|
|
Cyanamid und
seine Metallderivate (ausgenommen Calciumcyanamid, auch rein - s. Kapitel
31). |
Alle anderen
Kohlenstoffverbindungen gehören nicht zu Kapitel 28.
C) Erzeugnisse, die
zu Kapitel 28 gehören, auch wenn sie nicht
Elemente oder chemisch einheitliche Verbindungen sind.
Von der Regel, dass
Elemente und Verbindungen nur zu Kapitel 28 gehören, wenn sie chemisch
einheitlich sind, gibt es einige Ausnahmen. Diese Ausnahmen, die sich aus der
Nomenklatur selbst ergeben, betreffen insbesondere folgende Erzeugnisse:
2802 |
- |
Kolloider
Schwefel. |
|
|
|
2803 |
- |
Russ. |
|
|
|
2807 |
- |
Oleum. |
|
|
|
2808 |
- |
Nitriersäuren. |
|
|
|
2809 |
- |
Polyphosphorsäuren. |
|
|
|
2813 |
- |
Phosphortrisulfid. |
|
|
|
2818 |
- |
Künstlicher
Korund. |
|
|
|
2821 |
- |
Farberden
mit einem Gehalt an gebundenem Eisen, berechnet als Fe2O3,
von 70 Gewichtsprozent oder mehr. |
|
|
|
2822 |
- |
Handelsübliche
Kobaltoxide. |
|
|
|
2824 |
- |
Mennige
und Orangemennige. |
|
|
|
2828 |
- |
Handelsübliches
Calciumhypochlorit. |
|
|
|
2830 |
- |
Polysulfide. |
|
|
|
2831 |
- |
Durch
organische Stoffe stabilisierte Dithionite und Sulfoxilate. |
|
|
|
2835 |
- |
Polyphosphate. |
|
|
|
2836 |
- |
Handelsübliches
ammoniumcarbamathaltiges Ammoniumcarbonat. |
|
|
|
2839 |
- |
Handelsübliche
Silicate der Alkalimetalle. |
|
|
|
2842 |
|
Aluminosilicate |
|
|
|
2843 |
- |
Edelmetalle
in kolloidem Zustand |
|
|
- Edelmetallamalgame |
|
|
- anorganische
oder organische Verbindungen der Edelmetalle |
|
|
|
2844 |
- |
Radioaktive
Elemente, radioaktive Isotope oder Verbindungen (organische oder anorganische)
sowie Mischungen, die solche Stoffe enthalten. |
|
|
|
2845 |
- |
Andere
Isotope und ihre organischen oder anorganischen Verbindungen. |
|
|
|
2846 |
- |
Anorganische
oder organische Verbindungen der Seltenerdmetalle, des Yttriums, oder des
Scandiums oder Mischungen dieser Metalle. |
|
|
|
2848 |
- |
Phosphide. |
|
|
|
2849 |
- |
Carbide. |
|
|
|
2850 |
- |
Hydride,
Nitride, Azide, Silicide und Boride. |
|
|
|
2853 |
- |
Flüssige
Luft und komprimierte Luft. |
|
|
Amalgame,
ausgenommen solche von Edelmetallen (s. oben unter Nr. 2843). |
D) Ausschluss
gewisser chemischer Elemente und
gewisser ungemischter anorganischer
Verbindungen aus dem Kapitel 28.
(Anmerkungen 3 und 8 zu
diesem Kapitel)
Gewisse chemische
Elemente und gewisse isolierte chemisch einheitliche anorganische Verbindungen
gehören stets, auch chemisch rein, zu anderen Kapiteln als zu Kapitel 28.
Folgende Beispiele sind
zu nennen:
1) Gewisse Erzeugnisse des Kapitels 25
(insbesondere Natriumchlorid und Magnesiumoxid).
2) Gewisse anorganische Salze des Kapitels 31
(und zwar Natriumnitrat, Ammoniumnitrat, Doppelsalze von Ammoniumsulfat und
Ammoniumnitrat, Ammoniumsulfat, Doppelsalze von Calciumnitrat und
Ammoniumnitrat, Doppelsalze von Calciumnitrat und Magnesiumnitrat,
Ammoniumdihydrogenorthophosphat und Diammoniumhydrogenorthophosphat (Mono- und
Diammoniumphosphat) sowie Kaliumchlorid, das in gewissen Fällen in die Nrn.
3824 oder 9001 gehört).
3) Künstlicher Grafit der Nr. 3801.
4) Edelsteine, natürliche, synthetische oder
rekonstituierte, auch in Pulverform des Kapitels 71.
5) Edelmetalle und unedle Metalle und ihre
Legierungen der Abschnitte XIV und XV.
Gewisse unvermischte
anorganische Erzeugnisse, die an sich zu Kapitel 28 gehören, sind von diesem
Kapitel ausgenommen, wenn sie besonders aufgemacht, in besondere Formen
gebracht oder einer besonderen Behandlung unterworfen wurden, die ihre
chemische Konstitution unverändert lässt (*).
Dies gilt für
folgende Fälle:
a) Zu therapeutischen oder prophylaktischen
Zwecken geeignete Erzeugnisse, die dosiert oder für den Einzelverkauf
aufgemacht sind (Nr. 3004).
b) Erzeugnisse, der als Luminophore verwendeten
Art (z.B. Calciumwolframat), die behandelt worden sind, um sie leuchtend zu
machen (Nr. 3206).
c) Zubereitete Riechstoffe, Körperpflege- und
Schönheitsmittel (z.B. Alaun), die für diese Zwecke für den Einzelverkauf
aufgemacht sind (Nr. 3303 bis 3307).
d) Zur Verwendung als Klebstoff geeignete
Erzeugnisse (z.B. eine wässerige Lösung von Natriumsilicat), in
Einzelverkaufspackungen mit einem Nettogewicht von nicht mehr als 1 kg, als
Klebstoff aufgemacht (Nr. 3506).
e) Erzeugnisse zu fotografischen Zwecken (z.B.
Natriumthiosulfat), die hierzu dosiert oder für den Einzelverkauf aufgemacht
sind (Nr. 3707).
f) Insekticide (z.B. Natriumtetraborat), die
hierzu geformt oder für den Einzelverkauf aufgemacht sind (Nr. 3808).
g) Feuerlöschmittel (z.B. Schwefelsäure),
aufgemacht als Ladungen für Feuerlöschgeräte oder als Feuerlöschgranaten oder -
bomben (Nr. 3813).
h) Chemische Elemente, wie Silicium und Selen,
dotiert zur Verwendung in der Elektronik, in Form von Scheiben, Plättchen oder
in ähnlichen Formen (Nr. 3818).
i) Tintenentferner in Aufmachungen für den
Einzelverkauf (Nr. 3824).
k) Halogensalze der Alkali- und
Erdalkalimetalle (z.B. Lithiumfluorid, Calciumfluorid, Kaliumbromid,
Kaliumbromidjodid) in Form optischer Elemente (Nr. 9001),
in Form künstlicher Kristalle mit einem Stückgewicht von 2,5 g oder mehr (Nr.
3824).
E) Erzeugnisse, für
die zwei oder mehr Nummern
des Kapitels 28 in Betracht kommen
Siehe die Erläuterungen
zu Anmerkung 1 zu Abschnitt VI hinsichtlich der Erzeugnisse, für die:
a) die Nr. 2844 oder 2845 und eine andere
Nummer des Kapitels 28 in Betracht kommen;
b) die Nr. 2843, 2846 oder 2852 und eine andere
Nummer des Kapitels 28 (ausgenommen die Nrn. 2844 und 2845) in Betracht kommen.
Komplexe Säuren, die
aus einer nichtmetallischen Säure des Unterkapitels II und einer Metallsäure
des Unterkapitels IV bestehen, gehören zu Nr. 2811 (Anmerkung 4 zu Kapitel 28)
(s. auch die Erläuterungen zu dieser Nummer).
Anderweit weder
genannte noch inbegriffene Doppel- oder Komplexsalze gehören zu Nr. 2842
(s. Anmerkung 5 zu Kapitel 28 und die Erläuterung zu Nr. 2842).
Unterkapitel I
Chemische Elemente
Allgemeines
Die chemischen Elemente oder Grundstoffe stellen Nichtmetalle oder
Metalle dar. Im Allgemeinen sind diese Nichtmetallelemente in diesem
Unterkapitel erfasst, zumindest in einigen ihrer Erscheinungsformen, während
eine Reihe von Metallen anderweit genannt sind: Unter ihnen die Edelmetalle
(Kapitel 71 oder Nr. 2843), die unedlen Metalle (Kapitel 72 bis 76 und 78 bis
81), die radioaktiven chemischen Elemente und radioaktiven Isotope (Nr. 2844),
die stabilen Isotope (Nr. 2845).
Nachstehend folgt die
Liste der verschiedenen bekannten Elemente in alphabetischer Reihenfolge ihrer
chemischen Bezeichnung mit Angabe ihrer Einreihung. Einige Elemente, wie das
Antimon, weisen gleichzeitig gewisse metallische als auch nichtmetallische Eigenschaften
auf; auf ihre Einreihung in die Nomenklatur wird aufmerksam gemacht.
Element |
Symbol |
Atomzahl |
Einreihung |
Actinium |
Ac |
89 |
Radioaktives
Element (2844). |
Aluminium |
Al |
13 |
Unedles Metall
(Kapitel 76). |
Americium |
Am |
95 |
Radioaktives
Element (2844). |
Antimon |
Sb |
51 |
Unedles Metall
(8110). |
Argon |
Ar |
18 |
Edelgas
(2804). |
Arsen |
As |
33 |
Nichtmetall
(2804). |
Astatin |
At |
85 |
Radioaktives
Element (2844). |
Barium |
Ba |
56 |
Erdalkalimetall
(2805). |
Berkelium |
Bk |
97 |
Radioaktives
Element (2844). |
Beryllium |
Be |
4 |
Unedles Metall
(8112). |
Blei |
Pb |
82 |
Unedles Metall
(Kapitel 78). |
Bor |
B |
5 |
Nichtmetall
(2804). |
Brom |
Br |
35 |
Nichtmetall
(2801). |
Cadmium |
Cd |
48 |
Unedles Metall
(8107). |
Caesium |
Cs |
55 |
Alkalimetall
(2805). |
Calcium |
Ca |
20 |
Erdalkalimetall
(2805). |
Californium |
Cf |
98 |
Radioaktives
Element (2844). |
Cer |
Ce |
58 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Chlor |
Cl |
17 |
Nichtmetall
(2801). |
Chrom |
Cr |
24 |
Unedles Metall
(8112). |
Curium |
Cm |
96 |
Radioaktives
Element (2844). |
Dysprosium |
Dy |
66 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Einsteinium |
Es |
99 |
Radioaktives
Element (2844). |
Eisen |
Fe |
26 |
Unedles
Metall (Kapitel 72). |
Erbium |
Er |
68 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Europium |
Eu |
63 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Fermium |
Fm |
100 |
Radioaktives
Element (2844). |
Fluor |
F |
9 |
Nichtmetall
(2801). |
Francium |
Fr |
87 |
Radioaktives
Element (2844). |
Gadolinium |
Gd |
64 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Gallium |
Ga |
31 |
Unedles
Metall (8112). |
Germanium |
Ge |
32 |
Unedles Metall
(8112). |
Gold |
Au |
79 |
Edelmetall
(7108). |
Hafnium |
Hf |
72 |
Unedles Metall
(8112). |
Helium |
He |
2 |
Edelgas
(2804). |
Holmium |
Ho |
67 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Indium |
In |
49 |
Unedles Metall
(8112). |
Iridium |
Ir |
77 |
Edelmetall
(7110). |
Jod |
J |
53 |
Nichtmetall
(2801). |
Kalium |
K |
19 |
Alkalimetall
(2805). |
Kobalt |
Co |
27 |
Unedles Metall
(8105). |
Kohlenstoff |
C |
6 |
Nichtmetall
(2803) s. Nr. 3801 für künstl. Grafit. |
Krypton |
Kr |
36 |
Edelgas
(2804). |
Kupfer |
Cu |
29 |
Unedles Metall
(Kapitel 74) |
Lanthan |
La |
57 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Lawrencium |
Lr |
103 |
Radioaktives
Element (2844). |
Lithium |
Li |
3 |
Alkalimetall
(2805). |
Lutetium |
Lu |
71 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Magnesium |
Mg |
12 |
Unedles Metall
(8104). |
Mangan |
Mn |
25 |
Unedles Metall
(8111). |
Mendelevium |
Md |
101 |
Radioaktives
Element (2844). |
Molybdän |
Mo |
42 |
Unedles Metall
(8102). |
Natrium |
Na |
11 |
Alkalimetall
(2805). |
Neodym |
Nd |
60 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Neon |
Ne |
10 |
Edelgas
(2804). |
Neptunium |
Np |
93 |
Radioaktives
Element (2844). |
Nickel |
Ni |
28 |
Unedles Metall
(Kapitel 75). |
Niob |
Nb |
41 |
Unedles Metall
(8112). |
Nobelium |
No |
102 |
Radioaktives
Element (2844). |
Osmium |
Os |
76 |
Edelmetall
(7110). |
Palladium |
Pd |
46 |
Edelmetall
(7110). |
Phosphor |
P |
15 |
Nichtmetall
(2804). |
Platin |
Pt |
78 |
Edelmetall
(7110). |
Plutonium |
Pu |
94 |
Radioaktives
Element (2844). |
Polonium |
Po |
84 |
Radioaktives
Element (2844). |
Praseodym |
Pr |
59 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Promethium |
Pm |
61 |
Radioaktives
Element (2844). |
Protactinium |
Pa |
91 |
Radioaktives
Element (2844). |
Quecksilber |
Hg |
80 |
Metall
(2805). |
Radium |
Ra |
88 |
Radioaktives
Element (2844). |
Radon |
Rn |
86 |
Radioaktives
Element (2844). |
Rhenium |
Re |
75 |
Unedles Metall
(8112). |
Rhodium |
Rh |
45 |
Edelmetall
(7110). |
Rubidium |
Rb |
37 |
Alkalimetall
(2805). |
Ruthenium |
Ru |
44 |
Edelmetall
(7110). |
Samarium |
Sm |
62 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Sauerstoff |
O |
8 |
Nichtmetall
(2804). |
Scandium |
Sc |
21 |
Den Metallen
der seltenen Erden gleichgestellt (2805). |
Selen |
Se |
34 |
Nichtmetall
(2804). |
Silber |
Ag |
47 |
Edelmetall
(7106). |
Silicium |
Si |
14 |
Nichtmetall
(2804). |
Schwefel |
S |
16 |
Nichtmetall
(2802). s. Nr. 2503 für rohen Schwefel. |
Stickstoff |
N |
7 |
Nichtmetall
(2804). |
Strontium |
Sr |
38 |
Erdalkalimetall
(2805). |
Tantal |
Ta |
73 |
Unedles Metall
(8103). |
Technetium |
Tc |
43 |
Radioaktives
Element (2844). |
Tellur |
Te |
52 |
Nichtmetall
(2804). |
Terbium |
Tb |
65 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Thallium |
Tl |
81 |
Unedles Metall
(8112). |
Thorium |
Th |
90 |
Radioaktives
Element (2844). |
Thulium |
Tm |
69 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Titan |
Ti |
22 |
Unedles Metall
(8108). |
Uran |
U |
92 |
Radioaktives
Element (2844). |
Vanadium |
V |
23 |
Unedles Metall
(8112). |
Wasserstoff |
H |
1 |
Nichtmetall (2804). |
Wismut |
Bi |
83 |
Unedles Metall
(8106). |
Wolfram |
W |
74 |
Unedles Metall
(8101). |
Xenon |
Xe |
54 |
Edelgas
(2804). |
Ytterbium |
Yb |
70 |
Seltenes
Erdmetall (2805). |
Yttrium |
Y |
39 |
Den Metallen
der seltenen Erden gleichgestellt (2805). |
Zink |
Zn |
30 |
Unedles Metall
(Kapitel 79). |
Zinn |
Sn |
50 |
Unedles Metall
(Kapitel 80). |
Zirkon |
Zr |
40 |
Unedles Metall
(8109). |
2801. Fluor, Chlor, Brom und Jod
Hierher gehören die
Nichtmetallelemente, die als Halogene bezeichnet werden, ausgenommen das
Astatin (Nr. 2844).
A. Fluor
Fluor ist ein schwach
grünlichgelb gefärbtes, ätzendes Gas von stechendem Geruch, dessen Einatmung
gefährlich ist, weil es die Schleimhäute reizt. In verdichtetem Zustand wird es
in Stahlbehältern aufbewahrt. Es ist ein sehr aktives Element, das organische
Stoffe entzündet, insbesondere Holz, Fette und Gewebe.
Es wird zum Herstellen
bestimmter Fluoride und organischer Fluorverbindungen verwendet.
B. Chlor
Chlor wird heute
überwiegend durch Elektrolyse der Alkalichloride, insbesondere des Natriumchlorids,
gewonnen.
Chlor ist ein
grünlichgelbes, erstickend riechendes, ätzendes Gas, das zweieinhalbmal so
schwer wie Luft, leicht löslich in Wasser und leicht zu verflüssigen ist. Es
wird meist in Stahlflaschen, Tanks, Zisternenwagen oder Lastschiffen befördert.
Es zerstört Farbstoffe
und organische Stoffe; es wird zum Entfärben pflanzlicher Fasern (jedoch nicht
tierischer Fasern) und bei der Holzzellstoffgewinnung verwendet. Da es desinfizierend
und keimtötend wirkt, dient es dazu, Wasser keimfrei zu machen (chlorieren).
Schliesslich wird es in der Metallurgie von Gold, Zinn und Cadmium, zum
Herstellen der Hypochlorite, der Metallchloride, des Kohlenoxichlorids
(Phosgen) sowie in der organischen Synthese (künstliche Farbstoffe, künstliche
Wachse, Chlorkautschuk usw.) verwendet.
C. Brom
Brom gewinnt man durch
Einwirkung von Chlor auf Alkalibromide, die in den Salinen-Mutterlaugen
enthalten sind, oder auch durch Elektrolyse von Bromiden.
Brom ist eine
dunkelrötliche oder dunkelbraune, ätzende Flüssigkeit von hoher Dichte (3,18
bei 0° C). Auch in der Kälte entwickelt es rote, erstickende Dämpfe, die die
Augen reizen. Es greift die Haut unter gleichzeitiger Gelbfärbung an und
entzündet organische Stoffe, z.B. Sägemehl; es ist in Behältern aus Glas oder
aus Steingut aufgemacht. In Wasser ist es sehr wenig löslich. Lösungen von Brom
in Essigsäure gehören zu Nr. 3824.
Brom findet Verwendung
bei der Herstellung von Medikamenten (z.B. Beruhigungsmittel), organischen
Farbstoffen (Eosine, Bromderivate des Indigo usw.), fotografischen Erzeugnissen
(Silberbromid), in der Metallurgie, zur Erzeugung von Tränengas (Bromaceton)
usw.
D. Jod
Jod wird entweder aus den Mutterlaugen der natürlichen Natriumnitrate,
die mit Schwefeldioxid oder mit Natriumhydrogensulfit behandelt werden, oder
aus Meeresalgen durch Trocknen, Veraschen und chemische Behandlung der Asche
gewonnen.
Jod ist ein spezifisch
sehr schwerer, fester Stoff (Dichte 4,95 bei 0° C), dessen Geruch gleichzeitig
an Chlor und Brom erinnert; das Einatmen von Joddämpfen ist gefährlich. Es
sublimiert bei Zimmertemperatur und färbt eine Stärkelösung blau. In unreinem
Zustande ist es krümelig oder ein grobkörniges Pulver (rohes Jod); durch Sublimieren
gereinigt bildet es dagegen gräuliche, glänzende Schuppen oder prismenförmige
Kristalle mit metallischem Glanz (sublimiertes oder resublimiertes Jod); es
wird dann in der Regel in gelben Glasgefässen aufbewahrt.
Jod wird in der
Medizin, in der Fotografie, zum Herstellen von Jodiden, von Farbstoffen (z.B.
Erythrosin), zur Herstellung von Medikamenten, als Katalysator in der
organischen Synthese, als Reagens usw. verwendet.
2802. Schwefel, sublimiert oder gefällt;
kolloider Schwefel
A. Sublimierter und gefällter Schwefel
Zu diesen beiden Gruppen gehörender Schwefel hat im Allgemeinen einen
Reinheitsgrad von etwa 99,5 %.
Sublimierter Schwefel
oder Schwefelblüte wird durch langsame Destillation eines rohen oder unreinen
Schwefels und nachfolgende Kondensation in fester Form (Sublimation) als feine,
sehr leichte Teilchen gewonnen. Er wird im Weinbau, in der chemischen Industrie
und zum Vulkanisieren von hochwertigem Kautschuk verwendet.
Hierher gehört auch
der gewaschene sublimierte Schwefel, der mit Ammoniakwasser zwecks Entfernung
von Schwefeldioxid behandelt ist und in der Pharmazie verwendet wird.
Der hierher gehörende
gefällte Schwefel wird ausschliesslich durch Ausfällen einer Schwefellösung
oder eines Alkali- oder Erdalkalipolysulfids mittels Salzsäure gewonnen. Er ist
feiner verteilt und von hellerem Gelb als sublimierter Schwefel. Sein Geruch
erinnert etwas an den von Schwefelwasserstoff. Er verändert sich mit der Zeit
und wird fast nur in der Medizin gebraucht.
Gefällter Schwefel
dieser Nummer darf nicht mit gewissen wiedergewonnenen Schwefelsorten
(zermahlen oder mikronisiert) verwechselt werden, die als gefällt bezeichnet werden
und zu Nr. 2503 gehören.
B. Kolloider Schwefel
Kolloider Schwefel
wird erhalten, indem man Schwefelwasserstoff auf eine gelatinehaltige Lösung
von Schwefeldioxid einwirken lässt. Man kann ihn auch durch Einwirkenlassen einer
Mineralsäure auf Natriumthiosulfat oder durch kathodische Zerstäubung erhalten.
Er stellt ein weisses Pulver dar, das mit Wasser eine Emulsion bildet. Schwefel
ist in diesem Zustande nur durch Zusatz von Schutzkolloiden (Albumin oder
Gelatine), beständig, jedoch auch dann nur für eine beschränkte Zeit. Eine so
präparierte kolloide Lösung fällt auch unter diese Nummer. Wie alle kolloiden
Dispersionen besitzt eine solche Schwefeldispersion eine grosse freie
Oberfläche, die daher Farbstoffe zu adsorbieren vermag; sie wird auch als sehr
wirksames Antiseptikum in der Medizin zur innerlichen Anwendung gebraucht.
Obwohl sie zuweilen
einen hohen Reinheitsgrad besitzen, gehören roher Schwefel aus dem
Frasch-Verfahren sowie gereinigter Schwefel (Nr. 2503) nicht hierher.
2803. Kohlenstoff (Russ und andere Formen
von Kohlenstoff, anderweit weder genannt noch inbegriffen)
Kohlenstoff ist ein
festes Nichtmetallelement.
Hierher gehören die
andern Arten des Kohlenstoffes.
Russ entsteht durch
unvollständiges Verbrennen oder durch Kracken (durch Erhitzen oder mit Hilfe
des elektrischen Lichtbogens oder Funkens) kohlenstoffreicher organischer Stoffe,
z.B.:
1) natürlicher Gase wie Methan (Gasruss),
Acetylen und anthrazenhaltiger Gase (mit Anthrazen vermischte Gase); der sehr
feine und reine Acetylenruss entsteht durch plötzliche Zersetzung komprimierten
Acetylens, die durch einen elektrischen Funken ausgelöst wird;
2) von Naphthalin, Harzen oder Ölen
(Lampenruss).
Je nach Art der
Herstellung wird Gasruss auch als Tunnel-Russ oder Ofen-Russ bezeichnet.
Russ kann ölige Stoffe
als Verunreinigung enthalten.
Russ dient als Pigment
bei der Herstellung von Anstrichfarben, Druckfarben, Schuhcreme usw.; er wird
ferner zum Herstellen von Kohlepapier und als Füllstoff in der Kautschukindustrie
verwendet.
Hierher gehören
nicht:
a) Natürlicher Grafit (Nr. 2504).
b) Natürliche Kohlen in Form fester Brennstoffe
(Anthrazit, Steinkohle, Braunkohle), Koks, Briketts und Retortenkohle (Kapitel
27).
c) Gewisse schwarze mineralische Pigmente der
Nr. 3206 (Aluminiumschwarz, Schieferschwarz, Kieselerdeschwarz usw.).
d) Künstlicher Grafit und kolloider Grafit oder
halb- kolloidaler Grafit (insbesondere Nr. 3801).
e) Aktivkohle und tierisches Schwarz
(Beinschwarz usw.) (Nr. 3802).
f) Holzkohle (Nr. 4402).
g) Kristallisierter Kohlenstoff in Form von
Diamant (Nrn. 7102 oder 7104).
2804. Wasserstoff, Edelgase und andere
nichtmetallische Elemente
A. Wasserstoff
Wasserstoff wird durch
Elektrolyse des Wassers oder auch aus Wassergas, Koksofengas oder
Kohlenwasserstoffen gewonnen.
Dieses Element wird im
Allgemeinen als Nichtmetall angesehen. In komprimiertem Zustand wird er in
dickwandigen Stahlflaschen aufbewahrt.
Wasserstoff wird zur
Hydrierung von Ölen (Herstellung gehärteter Fette), zum hydrierenden Kracken,
zur Ammoniaksynthese, zum Schneiden und Schweissen von Metallen (autogenes
Schweissen) usw. verwendet.
Deuterium (ein
stabiles Isotop des Wasserstoffs) gehört zu Nr. 2845, Tritium (ein radioaktives
Isotop des Wasserstoffs) zu Nr. 2844.
B. Edelgase
Als Edelgase oder
indifferente Gase bezeichnet man die folgenden Elemente, welche durch das
Fehlen chemischer Affinität und durch ihre elektrischen Eigenschaften bemerkenswert
sind; bei Hochspannungsentladungen senden sie farbige Lichtstrahlen aus und
werden daher namentlich für Leuchtröhren verwendet:
1) Helium (nicht brennbar, wird z.B. für
Ballonfüllungen verwendet).
2) Neon (gelb-orange-rötliches Licht, und, mit
Quecksilberdämpfen, Tageslicht).
3) Argon (farbloses und geruchloses Gas; es
dient zur Füllung von Glühbirnen als inerte Atmosphäre zur Vermeidung des
Vakuums.
4) Krypton (die gleiche Verwendung wie Argon,
gibt fahlviolettes Licht).
5) Xenon (blaues Licht).
Edelgase werden durch
Fraktionierung flüssiger Luft und Helium auch durch Behandlung von Erdgasen
gewonnen. Sie kommen meist in komprimiertem Zustand in den Handel.
Radon ist ein
radioaktives inertes Gas, das sich während der Zersetzung von Radium bildet und
gehört zu Nr. 2844.
C. Andere Nichtmetallelemente
Die andern zu dieser Tarifnummer gehörenden Nichtmetallelemente sind die
folgenden:
1) Stickstoff
Stickstoff ist ein
weder brennbares noch die Verbrennung unterhaltendes Gas, das brennende Stoffe
auslöscht. Er wird durch fraktionierte Destillation flüssiger Luft gewonnen und
in komprimiertem Zustand in Stahlflaschen aufbewahrt.
Er dient insbesondere
zur Herstellung von Ammoniak oder von Calciumcyanamid sowie für inerte
Füllungen (z.B. Glühbirnen).
2) Sauerstoff
Dies ist ein Gas, das
die Verbrennung unterhält und das hauptsächlich durch fraktionierte Destillation
flüssiger Luft gewonnen wird.
Er kommt meist in
komprimiertem Zustand in den Handel und wird in Stahlflaschen oder zuweilen
verflüssigt in Behältern mit Doppelwänden aufbewahrt.
Komprimierter
Sauerstoff wird zum Schweissen (autogenes Schweissen) und zum Schneiden
oxidierbarer Metalle (wie Eisen) mit Knallgas- oder Acetylengasgebläsen
verwendet. Man gebraucht ihn auch in der Eisenverhüttung und in der Medizin
(Inhalationen).
Hierher gehört auch
Ozon, eine in der Molekularstruktur abweichende Art des Sauerstoffes, das durch
die Einwirkung von elektrischen Funken oder elektrischen Entladungen entsteht.
Es wird zum Keimfreimachen von Wasser (Ozonisation), zur Oxidation trocknender
Öle, zum Bleichen von Baumwolle, als Antiseptikum oder in der Therapie verwendet.
3) Bor
Bor ist ein meist
pulverförmiger, kastanienbrauner, fester Stoff. Es wird in der Metallurgie und
zum Herstellen von Wärmereglern und sehr empfindlichen Thermometern verwendet.
Wegen seines sehr
hohen Absorptionsvermögens für langsame Neutronen verwendet man Bor auch in
reinem Zustand oder als Legierung (Borstahl) zum Herstellen von beweglichen
Regulier- oder Kontrollstäben für Kernreaktoren.
4) Tellur
Dies ist ein fester
Stoff (Dichte: 6,2), der amorph oder kristallin ist. Tellur ist ein guter Wärme-
und Elektrizitätsleiter, in gewissem Umfang hat es metallische Eigenschaften.
Es wird zu bestimmten Legierungen verwendet, z.B. Tellurblei, und dient als
Vulkanisationsmittel.
5) Silicium
Silicium wird fast
ausschließlich durch thermischen Reduktion von Siliciumoxid durch Kohlenstoff
in elektrischen Lichtbogenöfen erzeugt. Es ist ein schlechter Wärme- und
Elektrizitätsleiter und härter als Glas, es kommt als kastanienbraunes Pulver,
meist jedoch in Stücken vor. Es kristallisiert in grauen Nadeln von metallischem
Glanz.
Silicium ist eines der
wichtigsten in der Elektronik verwendeten Materialien. Sehr reines Silicium,
z.B. durch Ziehen von Kristallen erhalten, liegt in rohen gezogenen Formen,
Zylindern oder Stäben vor; dotiert mit Bor, Phosphor usw. wird es z.B. zum Herstellen
von Dioden, Transistoren, anderen Halbleiterelementen und Solarzellen verwendet.
Silicium wird auch in
der Metallurgie und in der Eisenhüttenindustrie (z.B. für Metall- oder
Aluminiumlegierungen) und in der chemischen Industrie zum Herstellen von Siliciumverbindungen
(z.B. für Siliciumtetrachlorid) verwendet.
6) Phosphor
Phosphor ist ein
weicher und biegsamer fester Stoff, den man aus mit Sand und Kohle gemischten
mineralischen Phosphaten im elektrischen Ofen gewinnt.
Es gibt zwei wichtige
Handelsformen des Phosphors:
a) Weisser Phosphor, der durchscheinend und
gelblich, giftig, gefährlich beim Handhaben und leicht entflammbar ist; er
kommt in gegossenen Stäben in den Handel, die in Behältern aus schwarzem Glas,
aus Steinzeug oder sehr oft aus Metall aufbewahrt werden; diese Behälter werden
mit Wasser gefüllt; sie sind vor Frost zu schützen.
b) Roter, amorpher Phosphor, der jedoch auch
kristallisiert sein kann; dies ist ein nicht durchscheinender, ungiftiger,
nicht phosphoreszierender, spezifisch schwerer fester Stoff, weniger aktiv als
der weisse Phosphor. Roter Phosphor dient zum Herstellen von Zündholzmassen, in
der Feuerwerkerei und als Katalysator (z.B. bei der Chlorierung acyclischer
Säuren).
Phosphorverbindungen
werden zum Herstellen von Ersatzarzneimitteln verwendet (z.B. von
Phosphorlebertran). Man gebraucht Phosphor auch als Rattengift und zum
Herstellen von Phosphorsäuren, Phosphinaten (Hypophosphiten), Calciumphosphid
usw.
7) Arsen
Arsen ist ein fester
Stoff, den man aus arsenhaltigen Pyriten gewinnt.
Es kommt in zwei
Hauptformen in den Handel:
a) Gewöhnliches, sog. metallisches Arsen, in
rhomboedrischen, glänzenden Kristallen von stahlgrauer Farbe, spröde,
wasserunlöslich;
b) gelbes Arsen, in Würfeln kristallisiert,
wenig stabil.
Arsen wird zum
Herstellen von Arsendisulfid, Schrotblei, harten Bronzen und verschiedenen
anderen Legierungen (Zinn-, Kupfer- usw.) verwendet.
8) Selen
Selen, das dem Schwefel
sehr nahe steht, kommt in mehreren Formen in den Handel:
a) Amorphes Selen in rötlichen Flocken
(Selenblüte).
b) Glasiges Selen, ein schlechter Wärme- und
Elektrizitätsleiter, mit glänzendem Bruch, braun oder rötlich.
c) Kristallisiertes
Selen als graue oder rote Kristalle; ein Wärme- und Elektrizitätsleiter,
besonders bei Belichtung. Selen dient zum Herstellen von fotoelektrischen
Zellen, dotiert zum Herstellen von Halbleiter-Elementen. Man verwendet es auch
in der Fotografie und, in pulverförmigem Zustand (Rotes Selen), in der Kautschukindustrie
und bei der Herstellung von Spezialgläsern, etc.
Selen in kolloider
Suspension, das in der Medizin gebraucht wird, gehört zu Kapitel 30.
Antimon gilt in der
Nomenklatur als ein Metall (Nr. 8110).
Für die Verwendung in
der Elektronik können gewisse Elemente dieser Gruppe (insbesondere Silicium und
Selen) mit z.B. Bor, Phosphor usw., in der Grössenordnung von 1 Teil je
Million, gedopt sein. Diese bleiben hier eingereiht, wenn sie in rohen
gezogenen Formen, Zylindern oder Barrenform aufgemacht sind. In Scheiben,
Plättchen oder ähnlicher Form zugeschnitten, gehören sie zur Nr. 3818.
2805. Alkali- oder Erdalkalimetalle;
Seltenerdmetalle, Scandium und Yttrium, auch untereinander gemischt oder
legiert; Quecksilber
A. Alkalimetalle
Die Alkalimetalle sind weiche, ziemlich leichte Stoffe, welche auch in
der Kälte lebhaft mit Wasser reagieren und sich an der Luft unter Bildung von
Hydroxiden zersetzen. Es gibt fünf Alkalimetalle, die nachstehend beschrieben
sind.
1) Lithium.
Lithium ist das
leichteste (Dichte: 0,54) und das am wenigsten weiche Alkalimetall. Es wird in
Mineralöl oder inerten Gasen aufbewahrt.
Mit Lithium lassen
sich die Eigenschaften von Metallen verbessern; es wird deshalb zu
verschiedenen Legierungen verwendet, z.B. zum Herstellen von Lagermetallen.
Wegen seiner grossen Affinität zu anderen Elementen kann man es u.a. zur Gewinnung
reiner Metalle und in verschiedenen anderen Fabrikationsverfahren gebrauchen.
2) Natrium.
Natrium ist ein festes
Metall mit metallischem Glanz (Dichte: 0,97), dessen Schnittfläche in kurzer
Zeit matt anläuft. Es wird in Mineralöl oder in luftdicht verlöteten Behältnissen
aufbewahrt.
Natrium wird durch
Elektrolyse von geschmolzenem Natriumchlorid oder geschmolzenem Ätznatron
gewonnen.
Man verwendet es
besonders zum Herstellen von Natriumperoxid (oder Dioxid), Natriumcyanid,
Natriumamid usw., ferner zum Herstellen von synthetischem Indigo und von
Sprengstoffen (chemische Zünder), zum Polymerisieren von Butadien und zur
Herstellung von Lagermetallen sowie bei der Titan- und Zirkonmetallurgie etc.
Natriumamalgam gehört
zu Nr. 2853.
3) Kalium.
Kalium ist ein
silberweisses Metall (Dichte: 0,85), das man mit einem einfachen Messer
schneiden kann. Es wird in Mineralöl oder in luftdicht verschlossenen Ampullen
aufbewahrt.
Es dient insbesondere
zum Herstellen gewisser fotoelektrischer Zellen und von Lagermetallen.
4) Rubidium.
Rubidium ist ein
silberweisses, festes Metall (Dichte: 1,5), das leichter schmelzbar als Natrium
ist. Es wird in luftdicht verschlossenen Ampullen oder in Mineralöl aufbewahrt.
Wie Natrium dient es zum
Herstellen von Lagermetallen.
5) Caesium.
Caesium ist ein
silberweisses oder gelbliches Metall (Dichte: 1,9), das sich an der Luft selbst
entzündet. Es ist das am leichtesten oxidierbare Metall und wird in luftdicht
verschlossenen Ampullen oder in Mineralöl aufbewahrt.
Francium, radioaktives
Alkalimetall, ist ausgeschlossen (Nr. 2844).
B. Erdalkalimetalle
Die drei
Erdalkalimetalle sind verformbar. Sie zersetzen ziemlich leicht kaltes Wasser
und verändern sich in feuchter Luft.
1) Calcium.
Calcium wird durch
aluminothermische Reduktion von Calciumoxid oder durch Elektrolyse von
geschmolzenem Calciumchlorid erhalten. Es ist ein weisses Metall (Dichte:
1,57). Es dient zum Reinigen von Argon, zum Reinigen von Kupfer und Stahl, zum
Gewinnen von Zirkon, Calciumhydrid (Hydrolith), zum Herstellen von
Lagermetallen usw.
2) Strontium.
Strontium ist ein
dehnbares, weisses oder blassgelbes Metall (Dichte: 2,5).
3) Barium.
Barium ist ein weisses
Matall (Dichte: 4,2). Es wird insbesondere zum Herstellen von gewissen Lagermetallen
und von zubereiteten Absorbentien zur Vakuumerzeugung in elektrischen Röhren
und Ventilen (Nr. 3824) verwendet.
Hierher gehören nicht:
Radium, ein radioaktives Element (Nr. 2844), Magnesium (Nr. 8104) und
Beryllium (Nr. 8112), die in einigen ihrer Eigenschaften den Erdalkalimetallen
entsprechen.
C. Seltenerdmetalle,
Scandium und Yttrium, auch
untereinander gemischt oder legiert
Zu den
Seltenerdmetallen (der Name seltene Erden bezeichnet ihre Oxide) oder den Lanthaniden
gehören die Elemente mit den Ordnungszahlen
(**) 57 bis 71 des Periodischen Systems der
Elemente:
Cer-Gruppe |
Terbium Gruppe |
Erbium Gruppe |
57 Lanthan |
63 Europium |
66 Dysprosium |
58 Cer |
64 Gadolinium |
67 Holmium |
59 Praseodym |
65 Terbium |
68 Erbium |
60 Neodym |
|
69 Thulium |
62 Samarium |
|
70 Ytterbium |
|
|
71 Lutetium |
Dagegen gehört
Promethium, (Element 61), ein radioaktives Element, zu Nr. 2844.
Diese Metalle haben im
Allgemeinen eine gräuliche oder gelbliche Farbe und lassen sich ziehen und
auswalzen.
Cer ist das wichtigste
dieser Metalle. Man gewinnt es aus Monazit (einem Phosphat seltener Erden) oder
Thorit (einem Silicat der seltenen Erden), aus denen man vorher Thorium
ausgeschieden hat. Durch metallthermische Reduktion mit Hilfe von Calcium- oder
Lithiumhalogeniden oder durch Elektrolyse von geschmolzenem Chlorid gewinnt man
Cer-Metall. Dieses ist ein graues, dehnbares Metall, etwas härter als Blei;
beim Reiben an einer rauen Oberfläche gibt es Funken.
Lanthan, das in
Cersalzen als Verunreinigung vorkommt, wird zum Herstellen blauer Gläser
verwendet.
Zu der Gruppe der
Seltenerdmetalle rechnet man Scandium und Yttrium, die diesen Metallen sehr
nahe stehen. Scandium nähert sich auch den Metallen der Eisengruppe. Das Mineral
dieser beiden Metalle ist Thortveitit, ein Silicat des Scandiums, das Yttrium
und andere Elemente enthält.
Diese Elemente gehören
auch dann zu dieser Nummer, wenn sie untereinander gemischt oder legiert sind.
So gehört insbesondere das im Handel unter der Bezeichnung "Mischmetall"
bekannte Erzeugnis hierher, eine Legierung aus 45 - 55 % Cer, 22 - 27 % Lanthan,
anderen Lanthaniden und Yttrium sowie bestimmten Verunreinigungen (höchstens 5
% Eisen, Spuren von Silicium, Calcium, Aluminium). Es wird hauptsächlich in der
Metallurgie sowie zum Herstellen von Zündsteinen verwendet. Ist das
"Mischmetall" mit mehr als 5 % Eisen oder mit Magnesium oder anderen
Metallen legiert, gehört es zu anderen Nummern. Insbesondere zu Nr. 3606, wenn
es den Charakter einer pyrophoren Legierung besitzt.
Die Salze und
Verbindungen der Seltenerdmetalle, des Yttriums und des Scandiums gehören zu
Nr. 2846.
D. Quecksilber
Quecksilber ist das
einzige bei Zimmertemperatur flüssige Metall.
Es wird durch Rösten
des natürlichen Quecksilbersulfids (Zinnober) gewonnen. Man trennt es von den
anderen im Erz enthaltenen Metallen (Blei, Zink, Zinn, Wismut) durch
Filtrieren, Destillieren im Vakuum und Behandeln mit verdünnter Salpetersäure.
Quecksilber ist eine
stark silberglänzende, schwere (Dichte: 13,59) und giftige Flüssigkeit, die
Edelmetalle angreift. Reines Quecksilber verändert sich bei gewöhnlicher
Temperatur nicht, während unreines sich an der Luft mit einer bräunlichen
Quecksilberoxidschicht überzieht. Es wird in eisernen Spezialbehältern
(Flaschen) versandt.
Quecksilber dient zum
Herstellen von Amalgamen der Nrn. 2843 oder 2853. Es wird in der Metallurgie
von Gold und Silber, zum Vergolden und Versilbern sowie zum Herstellen von
Chlor, Ätznatron und Quecksilbersalzen, insbesondere von Zinnober und
Fulminaten verwendet. Man braucht es auch zum Herstellen von
Quecksilberdampflampen und verschiedenen physikalischen Instrumenten, in der
Medizin usw.
Unterkapitel II
Anorganische Säuren und anorganische
Sauerstoffverbindungen
der nicht metallischen Elemente
Allgemeines
Säuren sind Verbindungen, die Wasserstoff enthalten, der ganz oder
teilweise durch ein Metall (oder ein Ion mit entsprechenden Eigenschaften, z.B.
Ammoniumion NH4+) ersetzt werden kann, wobei sich Salze bilden. Sie
reagieren mit Basen, wobei sich ebenfalls Salze bilden, und mit Alkoholen,
wobei Ester entstehen. In flüssigem oder gelöstem Zustand sind sie Elektrolyte,
die Wasserstoff an der Kathode abscheiden. Werden ihnen ein oder mehrere
Wassermoleküle entzogen, so ergeben die sauerstoffhaltigen Säuren (Oxosäuren)
Anhydride. Die meisten Oxide der nichtmetallischen Elemente sind Anhydride.
Zum Unterkapitel II
gehören einerseits alle anorganischen Oxide der nichtmetallischen Elemente
(Anhydride und andere), andererseits die anorganischen Säuren, deren Anodenradikal
nicht metallisch ist.
Dagegen gehören
diejenigen Anhydride und Säuren, die durch Metalloxide und - hydroxide gebildet
werden, in der Regel zu Unterkapitel IV (Oxide, Hydroxide und Peroxide von Metallen)
- z.B. die Anhydride und Säuren des Chroms, Molybdäns, Wolframs und Vanadiums -
und in bestimmten Fällen zu den Nrn. 2843 (Verbindungen der Edelmetalle), 2844
und 2845 (Verbindungen der radioaktiven Elemente und der Isotopen) oder 2846
(Verbindungen der Seltenerdmetalle, des Yttriums und des Scandiums).
Die
Sauerstoffverbindungen des Wasserstoffs sind in den Nrn. 2201 (Wasser), 2845
(schweres Wasser), 2847 (Wasserstoffperoxid) und 2853 (destilliertes Wasser,
Leitfähigkeitswasser oder Wasser von gleicher Reinheit, einschliesslich des mit
Ionenaustauschern behandelten Wassers) erfasst.
2806. Chlorwasserstoff (Salzsäure);
Chloroschwefelsäure
A. Chlorwasserstoff
(Salzsäure)
Chlorwasserstoff
(HCl), geruchlos, rauchend, mit stechendem Geruch, wird durch Einwirkung von
Wasserstoff auf Chlor oder durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Natriumchlorid
gewonnen.
Sie ist ein unter
Druck leicht verflüssigbares und in Wasser gut lösliches Gas, das verflüssigt
unter Druck in Stahlflaschen aufbewahrt wird. Sie wird auch als konzentrierte
wässerige Lösung (im Allgemeinen 28 bis 38 %) (Salzsäure, Acidum Muriaticum,
Chlorwasserstoffsäure), in Glas- oder Steinzeugbehältern, in Zisternenwagen
oder in innen mit Kautschuk ausgekleideten Kesselwagen versandt. Diese Lösungen
mit stechendem Geruch sind gelblich, wenn sie Verunreinigungen enthalten
(Eisen(III)-chlorid, Arsen, Schwefeldioxid, Schwefelsäure), andernfalls
farblos. Konzentrierte Salzsäuren verbreiten an feuchter Luft weisse Dämpfe.
Die Verwendung ist
sehr verschieden: Entzundern (Dekapieren) von Eisen, Zink und anderen Metallen;
Trennung der Gelatine von den Knochen; Reinigung von tierischem Schwarz;
Gewinnung von Metallchloriden usw. Bei organischen Synthesen verwendet man
hauptsächlich den gasförmigen Chlorwasserstoff, bei der Herstellung von
Chloroprenkautschuk, Kautschukchlorhydrat, Vinylchlorid, künstlichem Kampfer
usw.
B. Chlorschwefelsäure (Chlorsulfonsäure)
Chlorschwefelsäure, im Handel als Chlorsulfonsäure
(Monochlorhydrinschwefelsäure) bezeichnet, mit der chemischen Formel ClSO2OH
entsteht durch trockene Reaktion von Chlorwasserstoffgas mit Schwefeltrioxid
oder Oleum.
Sie ist eine farblose
oder bräunliche, stark ätzende, stechend riechende, an der Luft rauchende Flüssigkeit,
die durch Wasser und Wärme zersetzt wird.
Sie wird insbesondere
bei organischen Synthesen verwendet (Herstellung von Saccharin, Thioindigo,
Indigosolen usw.).
Unterchlorige Säuren,
Chlorsäure, Perchlorsäure gehören zu Nr. 2811. Ebenfalls ausgenommen ist
Schwefeldioxydichlorid (Sulfurylchlorid) (Nr. 2812) manchmal auch unrichtigerweise
als Chlorschwefelsäure bezeichnet.
2807. Schwefelsäure; Oleum
A. Schwefelsäure
Schwefelsäure
(Vitriol) (H2SO4) wird im Bleikammerverfahren gewonnen,
aber hauptsächlich dadurch, dass Sauerstoff und Schwefeldioxid über einen
Katalysator (Platin, Ferrioxid, Vanadiumpentoxid usw.) geleitet werden. Zur
Beseitigung ihrer Verunreinigungen (stickstoff-, arsen- oder selenhaltige
Verbindungen, Bleisulfat) behandelt man sie mit Schwefelwasserstoff oder
Ammoniumsulfid.
Schwefelsäure ist eine
sehr stark korrosive Flüssigkeit. Sie ist von hoher Dichte, ölig, farblos (wenn
sie keine Verunreinigungen enthält) oder gelb bzw. braun (im entgegengesetzten
Falle). Sie reagiert heftig bei der Berührung mit Wasser und zerstört die Haut
und die meisten organischen Stoffe, indem sie dieselben verkohlt.
Handelsübliche
Schwefelsäure enthält 77 bis 100 % H2SO4. Sie wird in
Behältern oder Korbflaschen aus Glas, Stahlfässern, Zisternenwagen, Kesselwagen
oder Zisternenschiffen versandt.
Diese Säure wird in
sehr vielen Industrien eingesetzt: Sie dient hauptsächlich zur Herstellung von
Düngern, Sprengstoffen und anorganischen Pigmenten und, unter anderem, in der
petrochemischen und Stahlindustrie.
B. Oleum
Oleums (rauchende
Schwefelsäuren) sind Schwefelsäuren, die einen Überschuss (bis zu 80 %) an
Schwefeltrioxid enthalten. Oleum ist flüssig oder fest, intensiv braun gefärbt,
reagiert heftig bei der Berührung mit Wasser, greift die Haut und die Kleidung
an und bildet durch Freiwerden von Schwefeltrioxid Dämpfe, deren Einatmen
gefährlich ist. Es wird in Behältern aus Glas, Steinzeug oder Eisenblech
versandt.
Oleum wird in der
organischen Chemie weitgehend zur Sulfurierung verwendet (Herstellung von
Naphthalinsulfonsäure, Oxyanthrachinon, Thioindigo, Alizarinderivaten usw.).
Hierher gehören
nicht:
a) Chlorschwefelsäure (Monochlorhydrinschwefelsäure)
und Nitriersäure, die von den Nrn. 2806 und 2808 erfasst werden.
b) Schwefeltrioxid, Schwefelwasserstoff,
Peroxoschwefelsäuren (Perschwefelsäuren), Sulfaminsäure und die mineralischen
Säuren der Thioreihe (Thioschwefelsäuren oder Polythionsäuren) (Nr. 2811).
c) Thionyl- und Sulfurylchloride (Nr. 2812).
2808. Salpetersäure; Nitriersäuren
A. Salpetersäure
Salpetersäure (HNO3) wird überwiegend durch Oxidation von
Ammoniak in Gegenwart eines Katalysators (Platin, Oxide des Eisens, Chroms,
Wismuts, Mangans usw.) gewonnen. Man kann auch Stickstoff und Sauerstoff
unmittelbar in einem Lichtbogenofen miteinander reagieren lassen und das so
gewonnene Stickoxid weiter oxidieren. Schliesslich kann man Schwefelsäure
(allein oder zusammen mit Natriumdisulfat) auf natürliches Natriumnitrat
einwirken lassen. Die Verunreinigungen (Schwefelsäure und
Chlorwasserstoffsäure, salpetrige Dämpfe) werden durch Destillation und
Durchleiten heisser Luft abgetrennt.
Salpetersäure ist eine
farblose oder gelbliche, giftige Flüssigkeit. Konzentriert (rauchende
Salpetersäure oder Salpetersäuremonohydrat) gibt sie salpetrige Dämpfe als
gelblichen Rauch ab. Die Säure greift die Haut an und zerstört organische
Stoffe; sie ist ein kräftiges Oxidationsmittel. Sie wird in Gefässen aus Glas oder
Steinzeug oder in Aluminiumbehältern versandt.
Salpetersäure dient
insbesondere zum Herstellen von Nitraten (Silber-, Quecksilber-, Blei-, Kupfer-
usw. nitrat), von organischen Farbstoffen, von Sprengstoffen (Nitroglycerin,
Schiessbaumwolle, Pikrinsäure, Trinitrotoluol, Quecksilberfulminat usw.), als
Mittel zum Abbeizen (insbesondere von Gusseisen), zum Gravieren von
Kupferplatten (Gravieren mit Scheidewasser), zum Reinigen von Gold und Silber
usw.
B. Nitriersäuren
Nitriersäuren sind
Gemische von bestimmten Teilen (z.B. gleichen Teilen) konzentrierter
Salpetersäure und konzentrierter Schwefelsäure. Sie sind dickflüssige, stark
ätzende Flüssigkeiten, die meist in Fässern aus Eisenblech aufbewahrt werden.
Man verwendet sie
insbesondere zum Nitrieren organischer Verbindungen, zum Herstellen
synthetischer Farbstoffe, in der Sprengstoffindustrie, zum Herstellen von
Nitrocellulose usw.
Hierher gehören
nicht:
a) Aminosulfonsäure (Sulfaminsäure) (Nr. 2811),
die nicht mit den Nitriersäuren verwechselt werden darf.
b) Stickstoffwasserstoffsäure, salpetrige Säure
und die Säuren der verschiedenen Stickstoffoxide (Nr. 2811).
2809. Diphosphorpentoxid;
Phosphorsäure; Polyphosphorsäure, auch chemisch nicht einheitlich
Hierher gehören
Diphosphorpentoxid, Phosphorsäure, (Orthophosphorsäure oder gewöhnliche
Phosphorsäure) sowie Pyrophosphorsäuren (Diphosphorsäuren) Metaphosphorsäuren
und andere Polyphosphorsäuren.
A. Diphosphorpentoxid
Diphosphorpentoxid
(Phosphoroxid (V), Phosphorpentoxid, Phosphorsäureanhydrid) (P2O5)
entsteht durch Verbrennung des aus natürlichen Phosphaten gewonnenen Phosphors
in trockener Luft. Es ist ein weisses, stark ätzendes, sehr begierig Wasser
anziehendes Pulver, das in luftdicht verschlossenen Behältern befördert wird.
Es dient zum Trocknen von Gasen und bei org. Synthesen.
Diphosphorpentoxid
kommt in kristalliner, amorpher und glasiger Form vor. Die Mischung dieser drei
Arten ergibt den Phosphorschnee, der hier eingereiht wird.
B. Phosphorsäure
Phosphorsäure (Orthophosphorsäure, gewöhnliche Phosphorsäure) (H3PO4)
wird mit Hilfe von Schwefelsäure aus natürlichen Tricalciumphosphaten gewonnen.
Die so gewonnene Säure des Handels enthält als Verunreinigungen
Diphosphorpentoxid, Calciumdihydrogenorthophosphat, Schwefeltrioxid,
Schwefelsäure, Kieselfluorwasserstoffsäure usw. Reine Phosphorsäure entsteht
beim Umsetzen von Wasser mit Diphosphorpentoxid.
Phosphorsäure kann in
zerfliessenden, prismatischen Kristallen in den Handel kommen. Ihre feste Form
ist schwer beständig. Sie ist deshalb meist als wässerige Lösung im Handel (65
%, 90 % usw.). Die konzentrierte Lösung, die bei Zimmertemperatur übersättigt
bleibt, heisst auch sirupöse Säure.
Sie wird insbesondere
zum Herstellen angereicherter Superphosphate, in den Textilindustrien und als
Mittel zum Entzundern (Entrosten) verwendet.
Die mit hoher
Temperatur kondensierte Phosphorsäure ergibt mehrere polymere Säuren:
Pyrophosphorsäure (Diphosphorsäure), Metaphosphorsäuren und andere Polyphosphorsäuren.
C. Polyphosphorsäuren
I. Hierher gehören die durch eine P-O-P-Verknüpfung
charakterisierten Säuren.
Schematisch betrachtet
können sie durch Kondensation von zwei oder mehr Molekülen Orthophosphorsäure
durch den Austritt von Wassermolekülen gewonnen werden. Auf diese Weise können
verschiedene Säuren mit der Sammelformel Hn+22PnO3n+1,
wobei n zwei oder mehr ist und eine Serie cyclische Säuren mit der Sammelformel
(HPO3)n, wobei n drei oder mehr ist, gebildet werden.
1) Pyrophosphorsäure (Diphosphorsäure) (H4P2O7)
wird durch kontrollierte Erwärmung von Orthophosphorsäure gebildet. Sie ist in
feuchter Atmosphäre instabil und wandelt sich rasch in "Ortho"-säure
um.
2) Metaphosphorsäuren sind cyclische Säuren wie
z.B. Cyclo-triphosphorsäure (HPO3)3 und
Cyclo-tetraphosphorsäure (HPO3)4 die als
Minderheitsanteil von Polyphosphorsäure-Mischungen mit mehr als 86 % an P2O5
vorkommen. Eispolyphosphorsäure (Metaphosphorsäure: handelsübliche Bezeichnung)
ist ein Gemisch aus Polyphosphorsäuren (mehrheitlich linear) die auch
Natriumsalze dieser Säuren enthalten können. Derartige zu dieser Nummer
gehörende Gemische sind glasige Massen, die sich beim Glühen verflüchtigen und
nicht kristallisierbar sind.
Sie ziehen begierig
Wasser an und werden deshalb für das Trocknen von Gas verwendet.
3) Andere Polyphosphorsäuren von der P-O-P-Art sind
normalerweise Gemische, die im Handel als Polyphosphorsäure oder
Superphosphorsäure bezeichnet werden; sie enthalten höhere Säuren wie
Triphosphorsäure (H5P3O10) und Tetraphosphorsäure
(H6P4O13). Derartige Gemische gehören hierher.
II. Andere Polyphosphorsäuren.
Hierher gehören insbesondere Unterphosphorsäure (Diphosphorsäure (IV) (H4P2O6)).
Diese Verbindung tritt in Form eines kristallinen Dihydrates auf und muss
trocken aufbewahrt werden. Sie ist in einer schwach konzentrierten Lösung
stabiler.
Hierher gehören
nicht:
a) Die andern Säuren und Anhydride des
Phosphors (Phosphonsäure und ihre Anhydride, Phosphinsäure) (Nr. 2811).
b) Wasserstoffverbindungen des Phosphors (Nr.
2848).
2810. Boroxide; Borsäuren
A. Boroxide
Das Dibortrioxid (Borsesquioxid) (B2O3) kommt als
glasige, transparente Masse, in Kristallen oder weissen Pailletten vor.
Man verwendet es zum
Herstellen von synthetischen Edelsteinen (Korund, Saphir usw.) durch
Einwirkenlassen auf flüchtige Metallfluoride.
Hierher gehören
ebenfalls alle andern Boroxide.
B. Borsäuren
Borsäure (H3BO3)
(Orthoborsäure) wird entweder durch Zersetzung natürlicher Borate mit Säuren
oder durch physikalisch- chemisches Behandeln der rohen Borsäure gewonnen.
Borsäure kommt in den
Handel als Pulver, als kleine Schuppen, als glimmerähnliche Blättchen oder als
glasige Stücke, die am Rande durchsichtig und aschgrau oder bläulich sind
(kristallisierte Borsäure). Sie ist geruchlos und fühlt sich fettig an.
Man verwendet sie als
Antiseptikum (Borwasser), zum Herstellen von Borsilicatgläsern mit niedrigem
Wärmeausdehnungskoeffizienten, Schmelzglasuren, Guignets Grün (Chromsesquioxydhydrat),
künstlichen Boraten oder Borax, Oxyanthrachinonen und Aminoanthrachinonen, zum
Imprägnieren von Kerzendochten, zum Unbrennbarmachen von Stoffen usw.
Natürliche Borsäure,
die nicht mehr als 85 % H3BO3 des wasserfreien Stoffes
enthält, gehört zu Nr. 2528. Oberhalb dieser Grenze
gehört sie hierher. Metaborsäuren (HBO2) gehören ebenfalls zu dieser
Nummer.
Hierher gehören
nicht:
a) Tetrafluoroborsäure (Fluoroborsäure) (Nr.
2811).
b) Glycerinoborsäure
(Nr. 2920).
2811. Andere anorganische Säuren und
andere anorganische Sauerstoffverbindungen der nichtmetallischen Elemente
Hierher gehören die
mineralischen Säuren und Anhydride sowie die anderen Oxide der
nichtmetallischen Elemente. Die wichtigsten sind nachfolgend nach ihrer
Nichtmetallelement-Komponente aufgeführt: (*")
A. Fluorverbindungen
1) Fluorwasserstoff (HF). Er
wird durch Einwirkung von Schwefelsäure auf natürliches Calciumfluorid
(Flussspat) oder auf Kryolith gewonnen und mittels Kaliumcarbonat oder durch
Destillation gereinigt. Als Verunreinigungen enthält er zuweilen etwas Silicate
und Kieselfluorwasserstoffsäure. In wasserfreiem Zustande stellt er eine Flüssigkeit
dar, die von 18 bis 20° C siedet und stark wasseranziehend ist. In feuchter
Luft raucht er. In wasserfreiem Zustand oder konzentrierten Lösungen
(Flusssäure) greift er stark die Haut an und verkohlt organische Stoffe. Er
wird in Metallflaschen, die innen mit Blei, Guttapercha oder Ceresin verkleidet
sind, oder auch in Behältern aus Kautschuk oder Kunststoffen aufbewahrt; sehr
reine Säure in Flaschen aus Silber.
Er wird zum Ätzen von
Glas, zum Herstellen aschefreien Filterpapiers, zum Gewinnen von Tantal und
Fluoriden, zum Entzundern von Gusseisenstücken, bei organischen Synthesen, als
Antiseptikum bei Gärungsprozessen usw. verwendet.
2) Fluorosäuren. Hierzu gehören:
a) die Tetrafluoroborsäure (Fluoroborsäure)
(HBF4);
b) Hexafluorkieselsäure (Fluorkieselsäure) (H2SiF6)
die in wässerigen Lösungen in den Handel kommt und als Nebenerzeugnis bei der
Superphosphatherstellung oder aus Siliciumfluorid gewonnen wird; sie dient zur
elektrolytischen Reinigung von Zinn und Blei, zum Herstellen von
Fluorosilicaten usw.
B. Chlorverbindungen
Die wichtigsten dieser
Verbindungen, die nachstehend aufgeführt sind, sind kräftige Oxidations- und
Chlorierungsmittel, die zum Bleichen und bei organischen Synthesen verwendet
werden. Sie sind meist nicht beständig.
1) Unterchlorige Säure (HClO). Es ist gefährlich,
sie einzuatmen. Sie zersetzt sich spontan bei der Berührung mit organischen
Stoffen. Das Gas kommt in wässerigen Lösungen von gelber oder zuweilen
rötlicher Farbe in den Handel.
2) Chlorsäure (HClO3). Diese Säure,
die nur in wässerigen Lösungen in den Handel kommt, ist eine farblose oder
gelbliche Flüssigkeit.
3) Perchlorsäure (HClO4). Sie ergibt
je nach Konzentration verschiedene Hydrate. Sie greift die Haut an und wird bei
Analysen verwendet.
C. Bromverbindungen
1) Bromwasserstoff (HBr) ist ein farbloses,
stark und stechend riechendes Gas, das in komprimiertem Zustand (wasserfrei)
oder in wässerigen Lösungen in den Handel kommt und sich langsam an der Luft
zersetzt, besonders unter der Einwirkung von Licht. Er wird insbesondere zum
Herstellen von Bromiden und in der organischen Synthese verwendet.
2) Bromsäure (HBrO3) kommt nur in
wässerigen Lösungen in den Handel; sie wird in der organischen Synthese
verwendet.
D. Jodverbindungen
1) Jodwasserstoff (HJ) ist ein farbloses,
erstickend riechendes, sich leicht zersetzendes Gas. Er kommt in wässerigen
Lösungen in den Handel, die ätzen und an feuchter Luft rauchen, wenn sie
konzentriert sind. Man verwendet ihn in der organischen Synthese, als
wasserstoffabgebendes Reduktionsmittel und als Mittel zum Anlagern von Jod.
2) Jodsäure (HJO3) und ihr Anhydrid
(J2O5). Sie kommt in prismatischen Kristallen oder in
wässerigen Lösungen in den Handel; sie wird in der Medizin sowie als Absorptionsmittel
für Gasmasken gebraucht.
3) Perjodsäure (HJO4.2H2O)
hat die gleichen Eigenschaften wie Jodsäure.
E. Schwefelverbindungen
1) Schwefelwasserstoff (H2S) ist ein
farbloses, sehr giftiges, übelriechendes Gas, dessen Geruch an faule Eier
erinnert. Er kommt komprimiert in Stahlflaschen oder in wässerigen Lösungen
(Schwefelwasserstoffsäure oder Schwefelwasserstoff) in den Handel; er wird in
Analysen, zum Reinigen von Schwefelsäure und Salzsäure, zum Gewinnen von
Schwefeldioxid oder regeneriertem Schwefel usw. verwendet.
2) Peroxoschwefelsäuren, (Perschwefelsäuren)
die in kristallisiertem Zustand in den Handel kommen:
a) Peroxodischwefelsäure (H2S2O8)
und ihr Anhydrid (S2O7);
b) Peroxomonoschwefelsäure (Carosche Säure) (H2SO5),
die stark wasseranziehend und ein kräftiges Oxidationsmittel ist.
3) Thionsäuren (oder Polythionsäuren), die nur
in wässerigen Lösungen in den Handel kommen: Dithionsäure (H2S2O6);
Trithionsäure (H2S3O6); Tetrathionsäure (H2S4O6);
Pentathionsäure (H2S5O6).
4) Aminosulfonsäure (Sulfaminsäure) (SO2(OH)(NH2)
wird durch Auflösen von Harnstoff in Schwefelsäure, in Schwefeltrioxid oder in
rauchender Schwefelsäure gewonnen. Sie bildet Kristalle, die in Wasser wenig
löslich, in Alkohol löslich sind. Man verwendet sie als Flammschutzmittel für
Spinnstoffwaren, in der Gerberei, in der Galvanotechnik sowie zum Herstellen synthetischer
organischer Erzeugnisse.
5) Schwefeldioxid (Schwefligsäureanhydrid) (SO2)
wird durch Verbrennen von Schwefel oder durch Rösten natürlicher Sulfide,
insbesondere von Eisenpurit, oder auch durch Rösten von natürlichem
Calciumsulfat (wasserfreiem Gips) unter Zusatz von Ton und Koks gewonnen. Es
ist ein farbloses und erstickend riechendes Gas.
Schwefeldioxid wird
entweder durch einfaches Verdichten verflüssigt in Stahlflaschen oder in Wasser
gelöst aufbewahrt. Im Handel wird die wässerige Lösung fälschlicherweise als
schweflige Säure bezeichnet.
Als kräftiges
Reduktions- und Entfärbungsmittel findet Schwefeldioxid vielfache Anwendung:
Bleichen von tierischen Spinnstoffen, von Stroh, Federn und Gelatine; Schwefeln
des konzentrierten Zuckersaftes in den Zuckerfabriken; Konservieren von
Früchten und Gemüsen; Gewinnen von Bisulfiten zum Behandeln der Halbstoffe aus
Holz; Herstellen von Schwefelsäure; Desinfektionsmittel (Schwefeln des Weines).
Verflüssigtes Schwefeldioxid, das beim Verdampfen eine Temperaturerniedrigung bewirkt,
wird zur Kälteerzeugung verwendet.
6) Schwefeltrioxid (Schwefelsäureanhydrid) (SO3)
ein fester, weisser Stoff, der in Nadeln kristallisiert, die ein wenig an
Asbest erinnern. Schwefelsäureanhydrid raucht an feuchter Luft, zieht begierig
Wasser an und reagiert heftig damit. Man bewahrt es in luftdicht verschlossenen
Behältern aus Eisenblech oder in Korbflaschen aus Glas oder Steinzeug auf,
wobei der Korb mit einem anorganischen Absorptionsmittel gefüllt ist.
Schwefeltrioxid wird zum Herstellen des Oleums der Nr. 2807 und der Alaune der
Nr. 2833 verwendet.
7) Dischwefeltrioxid (Schwefelsesquioxid) (S2O3)
bildet grüne, zerfliessende Kristalle; es wird durch Wasser zersetzt und ist in
Alkohol löslich. Man verwendet es als Reduktionsmittel beim Herstellen
synthetischer Farbstoffe.
F. Selenverbindungen
1) Selenwasserstoff (Selenwasserstoffsäure) (H2Se),
ein übelriechendes Gas, dessen Einatmen gefährlich ist, da es die Geruchsnerven
zerstört. Es kommt in wenig beständigen, wässerigen Lösungen in den Handel.
2) Selenige Säure (H2SeO3)
und ihr Anhydrid (SeO2); selenige Säure bildet weisse, hexagonale,
zerfliessende Kristalle, die in Wasser leicht löslich sind. Sie werden in der
Emailindustrie verwendet.
3) Selensäure (H2SeO4),
weisse Kristalle, die wasserfrei oder als Hydrat vorkommen.
G. Tellurverbindungen
Hierzu gehören
Tellurwasserstoff (H2Te) (in wässerigen Lösungen), tellurige Säure
(H2TeO3) und ihr Anhydrid (TeO2) (weisse,
feste Stoffe), Tellursäure (H2TeO4) (farblose Kristalle)
und ihr Anhydrid (TeO3) (ein orangefarbiger, fester Stoff).
H. Stickstoffverbindungen
1) Stickstoffwasserstoff
(Stickstoffwasserstoffsäure) (HN3), eine giftige, farblose Flüssigkeit,
die erstickend riecht, leicht wasserlöslich und unbeständig ist und leicht explodiert.
Ihre Salze, die Azide, gehören nicht zu Unterkapitel V, sondern zu
Nr. 2850.
2) Distickstoffoxid (Lachgas)
(Stickstoffoxydul) (N2O), ein Gas von süsslichem Geruch, das in
Wasser löslich ist und auch in flüssigem Zustand in den Handel kommt. Als Gas
wird es zu Narkosezwecken verwendet, in flüssigem und verfestigtem Zustand als
Gefriermittel.
3) Stickstoffdioxid (NO2), eine bei
O° C farblose, bei höherer Temperatur braunrote Flüssigkeit, die etwa bei 22° C
unter Entwicklung roter Dämpfe siedet. Es ist das beständigste Stickstoffoxid
und ein kräftiges Oxidationsmittel.
I. Phosphorverbindungen
1) Phosphinsäure (unter- oder hypophosphorige
Säure (H3PO2)); sie kristallisiert in Blättchen, die etwa
bei 25° C schmelzen und an der Luft oxidieren; ein kräftiges Reduktionsmittel.
2) Phosphonsäure (phosphorige Säure (H3PO3));
die bei etwa 71° C schmelzende, zerfliessende, wasserlösliche Kristalle bildet,
und ihr Anhydrid (P2O3 oder P4O6),
das Kristalle bildet, die bei etwa 24° C schmelzen und sich bei Lichteinwirkung
unter langsamer Zersetzung erst gelb und dann rot färben.
K. Arsenverbindungen
1) Arsentrioxid (Arsensesquioxid)
(Arsenigsäureanhydrid, Arsenik, Weissarsenik) (As203),
unrichtigerweise oft als "arsenige Säure" bezeichnet, wird durch
Rösten arsenhaltiger Nickel- oder Silbererze oder von Arsenkies gewonnen. Es
kann als Verunreinigungen Arsensulfid, Schwefel, Antimonoxid usw. enthalten.
Das Arsentrioxid des
Handels ist meist ein weisses, kristallines, geruchloses, sehr giftiges Pulver
(Arsenikblüte oder -mehl). Glasiges Arsenigsäureanhydrid ist amorph und
durchscheinend, porzellanartiges kristallisiert in opaken, unregelmässig
durcheinanderliegenden Oktaedern.
Man verwendet
Arsentrioxid zum Konservieren von Häuten und zoologischen Sammlungsstücken
(zuweilen in Verbindung mit Seife), als Rattengift (Rattentod), zum Herstellen
von Fliegen-Papier, gewissen Trübungsmitteln, Schmelzglasuren und grüner
Mineralfarbe, wie z.B. Scheeles Grün (Kupferarsenit) und Schweinfurter Grün
(Kupferarsenitacetat), sowie in kleinen Mengen als Heilmittel gegen
Hautkrankheiten, Malaria und Asthma.
2) Arsenpentoxid (Arsensäureanhydrid) (As2O5).
Es wird durch Oxidation von Arsentrioxid oder durch Entwässerung von Arsensäure
gewonnen. Es ist ein weisses, sehr giftiges Pulver, das sich in Wasser langsam
löst und dabei Arsensäure bildet. Es dient zum Herstellen von Arsensäure, als
Oxidationsmittel usw.
3) Arsensäure. Als Arsensäure bezeichnet man
die Orthoarsensäure (H3AsO4.½H2O)
und die anderen Hydrate des Arsenpentoxids (Pyro- und Metaarsensäure usw.), die
in farblosen Nadeln kristallisieren. Sie sind stark giftig.
Arsensäure wird
insbesondere zum Herstellen organischer Farbstoffe (Fuchsin usw.) gebraucht.
Arsenate und organische Arsenverbindungen werden als Heilmittel und Insekticide
verwendet.
Die
Wasserstoffverbindungen des Arsens (Arsenhydride), insbesondere
Arsenwasserstoff AsH3, gehören zu Nr. 2850.
L. Kohlenstoffverbindungen
1) Kohlenmonoxid (CO), ein giftiges, farb- und
geschmackloses Gas, das in komprimiertem Zustand in den Handel kommt. Wegen
seiner reduzierenden Eigenschaften wird es insbesondere in der Metallurgie
verwendet.
2) Kohlendioxid (Kohlensäureanhydrid
Kohlensäuregas) (CO2), auch ungenau Kohlensäure genannt. Es wird
durch Verbrennen von Kohlenstoff oder aus kalkhaltigen Stoffen durch Erhitzen
oder mit Säuren gewonnen.
Kohlendioxid ist ein
farbloses Gas, das anderthalb mal so schwer wie Luft ist, stechend schmeckt und
Flammen erstickt. Es wird entweder durch Komprimieren verflüssigt in
Stahlflaschen oder fest in gepressten Würfeln unter Druck in nach aussen
isolierten Umschliessungen gehandelt (Kohlensäureschnee, Kohlensäureeis, Trokkeneis).
Man verwendet es in
der Metallurgie, in der Zuckerindustrie und um Getränke kohlensäurehaltig zu
machen. In flüssigem Zustand gebraucht man es für Bierdruckapparate, zum
Herstellen von Salicylsäure, als Feuerlöschmittel usw. Trockeneis, mit dem man
eine Kälte von -80° C erzeugen kann, wird in der Kältetechnik verwendet.
3) Cyanwasserstoff (Cyanwasserstoffsäure,
Blausäure) (HCN), erhält man durch Einwirken von Schwefelsäure auf ein Cyanid
oder durch Einwirken von Katalysatoren auf Gemische von Ammoniak und
Kohlenwasserstoffen.
Sie ist eine farblose,
wasserlösliche Flüssigkeit, die leichter als Wasser ist, nach Bittermandeln
riecht und sehr giftig ist. In unreinem Zustand oder in verdünnten Lösungen
lässt sie sich schwer halten.
Man verwendet sie in
der organischen Synthese (insbesondere zur Herstellung von Vinylcyanid unter
Einwirkung von Acetylen), sowie als Schädlingsbekämpfungsmittel.
4) Isocyansäure, Thiocyansäure und Knallsäure.
M. Siliciumverbindungen
Siliciumdioxid
(Kieselsäureanhydrid, reine Kieselsäure, Siliciumoxid) (SiO2) wird
durch Ansäuern von Silicatlösungen oder durch Zersetzen von
Siliciumhalogenverbindungen unter Einwirkung von Wasser und Hitze gewonnen.
Es kommt entweder
amorph, als weisses Pulver, als glasartige Körner, als Gel (Silicagel) oder kristallisiert
(Tridymit und Cristobalit) in den Handel.
Siliciumdioxid ist
säurebeständig, weshalb es in geschmolzenem Zustand zum Herstellen schwer
schmelzbarer Laboratoriumsgeräte und industrieller Apparate verwendet wird, die
ohne Gefahr des Springens plötzlich erhitzt oder abgekühlt werden können (s.
die allgemeinen Erläuterungen zu Kap. 70). Feinpulvriges, wasserfreies
Siliciumdioxid braucht man als Füllstoff für verschiedene natürliche oder
synthetische Kautschukarten und andere Elastomere sowie als Verdickungs- oder
Thixotropiemittel für Kunststoffe, Druckfarben, Anstrichfarben, Lacke und
Klebstoffe. Pyrogene Kieselsäure, welche aus der Verbrennung von
Siliciumtetrachlorid oder Trichlorsilan in einem Wasserstoff-Sauerstoff-Ofen
stammt, wird auch zum chemisch-mechanischen Polieren von Siliciumscheiben sowie
als Flusshilfs- oder Absetzverhütungsmittel für verschiedene andere Materialien
verwendet. Aktiviertes Silicagel (Actigel) dient zum Trocknen von Gasen.
Hierher gehören
nicht:
a) Natürliche Kieselerde (Kapitel 25, mit
Ausnahme derjenigen Arten, die Edelsteine oder Halbedelsteine darstellen - s.
die Erläuterungen zu den Nrn. 7103 und 7105).
b) Kieselerde in kolloider Lösung gehört zu Nr.
3824, sofern es nicht für einen bestimmten Zweck besonders zubereitet ist, z.B.
als Appretur für die Textilindustrie. In diesem Fall gehört es zu Nr. 3809.
c) Silicagel, wenn es mit Kobaltsalzen versetzt
ist, die als Feuchtigkeitsindikator dienen Nr. 3824).
N. Komplexe Säuren
Hierher gehören auch
die anderweit nicht erfassten komplexen chemisch einheitlichen Säuren
(ausgenommen Mischungen), die aus zwei oder mehr nichtmetallischen Mineralsäuren
(z.B. die Chlorsäuren) oder aus einer nichtmetallischen Säure und einer
Metallsäure (z.B. Borowolframsäure und Silicowolframsäure) bestehen.
Da Antimon in der
Nomenklatur als Metall angesehen wird, gehören die Antimonoxide zu Nr. 2825.
Unterkapitel III
Halogen-,
Oxyhalogenverbindungen oder Sulfide
der nicht metallischen Elemente
Allgemeines
Zu diesem Unterkapitel
gehören Erzeugnisse die, obwohl ihre Bezeichnungen (Chloride, Sulfide usw.) auf
die zu Unterkapitel V gehörenden Metallsalze der Wasserstoffsäuren hinweisen,
tatsächlich aber nichtmetallische Verbindungen folgender Art sind:
1) Ein Halogen und ein nichtmetallisches
Element, anderes als Sauerstoff und Wasserstoff (Halogenverbindungen der
nichtmetallischen Elemente).
2) Verbindungen wie unter 1, verbunden mit
Sauerstoff (Oxyhalogenverbindungen).
3) Schwefel und ein nichtmetallisches Element,
anderes als Sauerstoff und Wasserstoff (Schwefelverbindungen der
nichtmetallischen Elemente).
Oxyschwefelverbindungen
der nichtmetallischen Elemente (Schwefel + Sauerstoff + nichtmetallisches
Element) gehören nicht hierher, sondern zu Nr. 2853.
Halogen-, Oxyhalogen-
und Schwefelverbindungen der Metalle (siehe Erläuterungen zum Unterkapitel I,
Allgemeines) oder vom Ammoniumion (NH4+) gehören zu Unterkapitel V,
ausgenommen Verbindungen der Edelmetalle (Nr. 2843) und Verbindungen der
Nrn. 2844, 2845, 2846 oder 2852.
2812. Halogen- und Oxyhalogenverbindungen
der nichtmetallischen Elemente
A. Chlorierte
nichtmetallische Elemente
Von den hierher
gehörenden, aus zwei Elementen bestehenden Verbindungen, sind die wichtigsten:
1) Jodchloride.
a) Jodmonochlorid (JCl), das durch
unmittelbares Einwirken von Chlor auf Jod gewonnen wird. Bei einer Temperatur
von mehr als 27 °C ist es eine dunkelbraune Flüssigkeit; unterhalb dieser Temperatur
bildet es rötliche Kristalle. Seine Dichte liegt bei 3. Es kann durch Wasser
zersetzt werden und erzeugt gefährliche Verbrennungen auf der Haut. Man
verwendet es in der organischen Synthese zur Anlagerung von Jod.
b) Jodtrichlorid (JCl3), das in der
gleichen Weise wie Jodmonochlorid oder aus Jodwasserstoffsäure gewonnen wird.
Es bildet gelbe, wasserlösliche Nadeln. Seine Dichte liegt bei 3. Es wird wie
Jodmonochlorid, ausserdem in der Medizin verwendet.
2) Dischwefeldichloride
a) Schwefelmonochlorid (Schwefelchlorür) (S2Cl2),
das durch Einwirken von Chlor auf Schwefel gewonnen wird. Es ist eine gelbe
oder rötliche Flüssigkeit, die an der Luft raucht, durch Wasser zersetzt wird,
erstickend riecht und eine Dichte von etwa 1,7 hat. Es ist das Schwefelchlorid
des Handels. Als Lösungsmittel für Schwefel wird es zum Kaltvulkanisieren von
Kautschuk und Guttapercha verwendet.
b) Schwefeldichlorid (SCl2), das aus
Monochlorschwefel gewonnen wird. Es ist eine rötlichbraune Flüssigkeit, die
ebenfalls durch Wasser zersetzt wird, wenig beständig ist und eine Dichte von
etwa 1,6 hat. Es wird ebenfalls zum Kaltvulkanisieren von Kautschuk sowie als
Chlorierungsmittel bei der Herstellung synthetischer Farbstoffe (insbesondere
des Thioindigos) verwendet.
3) Phosphorchloride
a) Phosphortrichlorid (PCl3), das
durch unmittelbares Einwirken von Chlor auf Phosphor gewonnen wird. Es ist eine
farblose Flüssigkeit mit der Dichte von etwa 1,6, die ätzt, beissend riecht, zu
Tränen reizt, an feuchter Luft raucht und sich mit Wasser zersetzt. Man
verwendet es in der keramischen Industrie, um Glanzeffekte zu erreichen, und
besonders als Chlorierungsmittel bei organischen Synthesen (Herstellung von
Säurechloriden, organischen Farbstoffen usw.).
b) Phosphorpentachlorid (PCl5), das
aus dem Trichlorid gewonnen wird. Es bildet weisse oder gelbliche Kristalle mit
einer Dichte von etwa 3,6. Wie Phosphortrichlorid raucht es an feuchter Luft,
zersetzt sich mit Wasser und reizt zu Tränen. Man verwendet es ebenfalls in der
organischen Chemie als Chlorierungsmittel oder als Katalysator (z.B. zum
Herstellen von Isatinchlorid).
Phosphoniumchlorid (PH4Cl)
gehört zu Nr. 2853.
4) Arsenchloride
Arsentrichlorid (AsCl3), das durch Einwirken von Chlor auf
Arsen oder von Salzsäure auf Arsentrioxid gewonnen wird, ist eine farblose,
ölige Flüssigkeit, die an der Luft raucht und sehr giftig ist.
5) Siliciumchloride
Siliciumtetrachlorid (SiCl4) wird dadurch gewonnen, dass man Chlor auf
eine Mischung von Kieselerde und Kohle oder auch auf Silicium, Siliciumbronze oder
Ferrosilicium einwirken lässt. Siliciumtetrachlorid ist eine farblose
Flüssigkeit mit einer Dichte von etwa 1,5, die in feuchter Umgebung einen
weissen, erstickend riechenden Rauch entwickelt (Wasserstoffchlorid (HCI)). Es
wird durch Wasser unter Bildung gallertartiger Kieselsäure und Freisetzung von
HCI-Rauch zersetzt. Man verwendet es zum Herstellen von Kieselsäure, sehr
reinem Silicium sowie Silikonen und für Vernebelungen.
Substitutionsprodukte
der Siliciumwasserstoffe, wie Trichlorosilicomethan (SiHCl3)
(Trichlorsilan), gehören zu Nr. 2853.
Tetrachlorkohlenstoff
(CCl4) (Tetrachloromethan) und Hexachlorkohlenstoff (C2Cl6)
(Hexachloroethan) gehören als Chlorderivate der Kohlenwasserstoffe zu Nr. 2903.
Hexachlorobenzol (ISO) (C6Cl6),
Octochloronaphthalin (C10Cl8) und die übrigen Chloride
des Kohlenstoffes gehören ebenfalls zu Nr. 2903.
B. Oxychloride der
nichtmetallischen Elemente
Von den hierher
gehörenden, aus drei Elementen bestehenden Verbindungen sind folgende zu erwähnen:
1) Oxychloride des Schwefels
a) Schwefeloxidichlorid
(Schwefeligsäurechlorid, Thionylchlorid) (SOCl2), das durch
Oxidation von Schwefeldichlorid mit Schwefeltrioxid oder mit Sulfurylchlorid gewonnen
wird. Es ist eine farblose Flüssigkeit mit einer Dichte von etwa 1,7, die durch
Wasser zersetzt wird und erstickende Dämpfe entwickelt. Man verwendet es zum
Herstellen organischer Chlorverbindungen.
b) Schwefeldioxidichlorid (Sulfurylchlorid,
Schwefelsäuredichlorid) (SO2Cl2), das durch Einwirken von
Chlor auf Schwefeldioxid bei Sonnenbestrahlung oder in Gegenwart eines
Katalysators (Kampfer oder Aktivkohle) gewonnen wird. Es ist eine farblose
Flüssigkeit mit einer Dichte von etwa 1,7, die an der Luft raucht, durch Wasser
zersetzt wird und ätzend wirkt. Als Chlorierungs- und Sulfonierungsmittel wird
es in der organischen Synthese verwendet. Es dient zur Herstellung von
Säurechloriden.
Chloroschwefelsäure
(ClSO2.OH) gehört zu Nr. 2806.
2) Selenoxidichlorid
Selenoxidichlorid im
Allgemeinen Selenylchlorid genannt (SeOCl2) entspricht im Aufbau dem
Thionylchlorid. Man gewinnt es durch Einwirken von Selentetrachlorid auf
Selendioxid. Bei einer Temperatur über 10° C ist es eine gelbe, an der Luft
rauchende Flüssigkeit. Unterhalb dieser Temperatur bildet es farblose
Kristalle. Seine Dichte liegt bei 2,4. Durch Wasser wird es zersetzt. Es wird
bei organischen Synthesen und zum Entzundern der Zylinder von Explosionsmotoren
verwendet.
3) Stickstoffoxychlorid
(Nitrosyloxychlorid) (NOCl)
Stickstoffoxychlorid ist ein orangegelbes, giftiges Gas mit erstickendem
Geruch, das als Oxidationsmittel verwendet wird.
4) Phosphoroxytrichlorid (Phosphorylchlorid)
(POCl3)
Das
Phosphoroxytrichlorid wird entweder aus Phosphortrichlorid und Kaliumchlorat
oder aus Phosphorpentachlorid und Borsäure oder auch durch Einwirkung von Phosgen
(Kohlenoxychlorid) auf Tricalciumphosphat gewonnen. Es ist eine farblose Flüssigkeit
mit der Dichte von etwa 1,7, die durchdringend riecht, an feuchter Luft raucht
und durch Wasser zersetzt wird. Es dient als Chlorierungsmittel bei organischen
Synthesen. Man verwendet es ausserdem bei der Herstellung von
Essigsäureanhydrid und von Chlorsulfonsäure.
5) Kohlenoxydichlorid (Carbonylchlorid,
Phosgen) (COCl2)
Kohlenoxydichlorid
wird durch Einwirken von Chlor auf Kohlenmonoxid in Gegenwart von tierischem
Schwarz oder Holzkohle oder durch Einwirken von Oleum mit Tetrachlorkohlenstoff
gewonnen. Es ist ein farbloses Erzeugnis, das bei einer Temperatur von weniger
als 8° C flüssig, bei höherer Temperatur gasförmig ist und komprimiert oder
verflüssigt in dickwandigen Stahlflaschen aufbewahrt wird. In Toluol oder
Benzol gelöst gehört es zu Nr. 3824.
Es reizt zu Tränen und
ist sehr giftig. Es ist ein Chlorierungsmittel und wird vielfach in der
organischen Synthese verwendet, insbesondere zur Gewinnung von Säurechloriden,
Aminoderivaten, Auramin (Michler'sches Keton), Zwischenerzeugnissen bei der
Herstellung organischer Farbstoffe usw.
C. Andere Halogen-
und Oxyhalogenverbindungen
der nicht metallischen Elemente
Hierher gehören die
anderen Halogenverbindungen der nichtmetallischen Elemente: Fluoride, Bromide
und Jodide.
1) Fluoride.
a) Jodpentafluorid (JF5), rauchende
Flüssigkeit.
b) Fluoride des Phosphors und des Siliciums.
c) Bortrifluorid (BF3). Es wird
durch Erhitzen von gepulvertem, natürlichem Calciumfluorid (Flussspat) und
gepulvertem Bortrioxid in Gegenwart von Schwefelsäure gewonnen. Es ist ein
farbloses Gas, das an der Luft raucht, organische Stoffe verkohlt und stark
Wasser anzieht, mit dem es Borfluorwasserstoffsäure bildet. Man verwendet es als
Entwässerungsmittel und als Katalysator in der organischen Chemie. Es bildet
mit organischen Stoffen komplexe Verbindungen (mit Essigsäure, Diethylether,
Phenol usw.). Diese Verbindungen, die auch als Katalysatoren verwendet werden,
gehören zu Nr. 2942.
2) Bromide.
a) Jodbromid (Monobromid) (JBr), das durch
Verreiben der beiden Elemente hergestellt wird. Es bildet eine kristalline
schwarzrote Masse, die etwa wie Jod aussieht, ist wasserlöslich und wird in der
organischen Synthese verwendet.
b) Phosphorbromide.
Phosphortribromid (PBr3) wird durch Einwirken von Brom auf in
Schwefelkohlenstoff gelösten Phosphor erhalten. Es ist eine farblose
Flüssigkeit, die an der Luft raucht, durch Wasser zersetzt wird und eine Dichte
von etwa 2,8 hat. Es wird in der organischen Synthese verwendet.
Phosphoniumbromid (PH4Br)
gehört zu Nr. 2853; Kohlenstoffbromide gehören zu Nr. 2903.
3) Jodide.
a) Phosphorjodide.
Phosphordijodid (P2J4)
wird durch Einwirken von Jod auf in Schwefelkohlenstoff gelösten Phosphor
erhalten. Es bildet orangefarbene Kristalle, die rötliche Dämpfe entwickeln.
Phosphortrijodid (PJ3),
das auf ähnliche Weise gewonnen wird, kristallisiert in dunkelroten Blättchen.
Phosphoniumjodid (PH4J)
gehört zu Nr. 2853.
b) Arsenjodide.
Arsentrijodid (AsJ3),
das in roten Kristallen in den Handel kommt, wird aus den beiden Elementen
gewonnen. Es ist giftig und flüchtig; es wird in der Medizin und als Laboratoriumsreagens
gebraucht.
c) Hinsichtlich der Verbindungen von Jod mit
anderen Halogenen vgl. die vorstehenden Absätze A 1), C 1) a) und C 2) a).
4) Andere Oxyhalogenverbindungen als die
Oxychloride.
a) Oxyfluoride, wie das Phosphoroxytrifluorid
(Phosphorylfluorid) (POF3).
b) Oxybromide, wie das Schwefeloxydibromid
(Thionylbromid) (SOBr2), eine orangefarbige Flüssigkeit, und das
Phosphoroxytribromid (Phosphoryltribromid) (POBr3), das in Blättchen
kristallisiert.
c) Oxyjodide.
2813. Sulfide der nicht metallischen
Elemente; handelsübliches Phosphortrisulfid
Von den hierher
gehörenden, binären Verbindungen sind die wichtigsten:
1) Kohlendisulfid (Schwefelkohlenstoff) (CS2).
Kohlendisulfid wird
durch Einwirken von Schwefeldämpfen auf glühende Kohlen erhalten. Er ist
flüssig, farblos, giftig, mit Wasser nicht mischbar, dichter als dieses (Dichte
etwa 1,3) und riecht in unreinem Zustand nach faulen Eiern. Es ist gefährlich,
ihn einzuatmen oder mit ihm zu arbeiten, weil er flüchtig und leicht
entflammbar ist. Man bewahrt ihn in Steinzeug-, Metall- oder Glasbehältern auf,
die mit Stroh oder Weiden umgeben und sehr sorgfältig verschlossen sind.
Kohlendisulfid ist ein
Lösungs- und Reinigungsmittel, das für zahlreiche Zwecke verwendet wird:
Extraktion von Ölen, Fetten und ätherischen Ölen, Entfetten von Knochen, in der
Therapie, in der Industrie von künstlichen Spinnstoffen, in der Kautschukindustrie,
in der Landwirtschaft (für Bodeninjektionen zum Vernichten von Insekten, der
Reblaus usw.). Hierzu überführt man ihn auch in Kaliumthiocarbonat (Nr. 2842)
(s. auch die Erläuterungen zu Nr. 3808).
2) Siliciumdisulfid (SiS2).
Siliciumdisulfid wird
durch Einwirken von Schwefeldampf auf hocherhitztes Silicium gewonnen. Es ist
ein weisser Stoff, der in flüchtigen Nadeln kristallisiert und Wasser unter
Bildung gallertartigen Siliciumdioxids zersetzt.
3) Arsensulfide
Es handelt sich
hierbei um künstliche Sulfide, die entweder aus natürlichen Sulfiden gewonnen
werden oder aus Arsen oder Arsenik, auf die man Schwefel oder Schwefelwasserstoff
einwirken lässt.
a) Arsendisulfid (künstl. Realgar, Rubinrot,
Rauschrot) (As2S2 oder As4S4) ist
ein giftiger Stoff, der rote oder organgefarbene, glasige Kristalle mit einer
Dichte von etwa 3,5 bildet, die sich ohne zu schmelzen verflüchtigen. Man
verwendet es in der Feuerwerkerei (in Mischung mit Kaliumnitrat und Schwefel),
in der Malerei (Arsenrubinfarbe) und in der Weissgerberei zum Enthaaren von
Häuten.
b) Arsentrisulfid (künstliches Auripigment,
Rauschgelb, Orpiment) (As2S3) ist ein gelbes, giftiges
Pulver, das eine Dichte von etwa 2,7 hat und farblos und wasserunlöslich ist.
Es dient den gleichen Zwecken wie das Disulfid und wird ausserdem als Farbstoff
für Leder und Kautschuk, als Schädlingsbekämpfungsmittel und wegen seiner
Eigenschaft, Krankheitskeime abzutöten, in der Medizin verwendet. Mit
Alkalisulfiden bildet es Sulfoarsenate, die zu Nr. 2842 gehören.
c) Diarsenpentasulfid (As2S5).
Dieses Erzeugnis, das in der Natur nicht vorkommt, ist ein amorpher,
hellgelber, fester Stoff, der in Wasser unlöslich ist. Man verwendet ihn als
Pigment. Mit Alkalisulfiden bildet er Sulfoarsenate, die zur Nr. 2842 gehören.
Die natürlichen
Arsensulfide (Disulfid oder Realgar, Arsentrisulfid oder Auripigment) gehören
zu Nr. 2530.
4) Phosphorsulfide.
a) Tetraphosphortrisulfid (P4S3)
wird aus den beiden Elementen gewonnen. Es ist ein grauer oder gelber, fester
Stoff mit einer Dichte von etwa 2,1, der amorph oder in Kristallen in den
Handel kommt. Es riecht nach Knoblauch und ist nicht sehr giftig; dennoch ist
es gefährlich, seinen Staub einzuatmen. Durch siedendes Wasser wird es
zersetzt, ist aber an der Luft beständig. Es ist das beständigste
Phosphorsulfid und dient zum Herstellen von Pentasulfiden sowie anstelle von
Phosphor zum Herstellen von Sicherheitszündhölzern. Auch in der organischen
Synthese wird es verwendet.
b) Diphosphorpentasulfid (P2S5
oder P4S10) kommt in gelben Kristallen mit einer Dichte
von 2,03 bis 2,09 in den Handel. Es dient den gleichen Zwecken wie
Tetraphosphortrisulfid sowie als Flotationsmittel für Mineralien.
c) Phosphortrisulfid - handelsübliches - ist
eine Mischung, dessen Formel etwa P2S3 lautet. Es bildet
gelblichgraue, kristalline Massen und wird durch Wasser zersetzt. Man verwendet
es in der organischen Synthese.
Hierher gehören
nicht:
a) Die aus zwei Elementen bestehenden
Verbindungen des Schwefels mit Halogenen (z.B. die Schwefelchloride) (Nr. 2812).
b) Die Oxysulfide (z.B. des Arsens, des
Kohlenstoffs, des Siliciums) und die Sulfohalogenide der nichtmetallischen
Elemente (z.B. Phosphorsulfochlorid und Thiocarbonylchlorid (Nr. 2853).
Unterkapitel IV
Anorganische Basen und Metalloxide, -hydroxide
und -peroxide.
Allgemeines
Basen sind Verbindungen, die ein Hydroxylradikal (OH) enthalten und
unter Einwirkung von Säuren Salze bilden; in flüssigem Zustand oder in
wässeriger Lösung sind sie Elektrolyte, die an der Kathode ein Metall oder ein
entsprechendes Ion (Ammoniumgruppe) (NH4+) abscheiden.
Metalloxide entstehen,
wenn sich ein Metall mit Sauerstoff verbindet. Eine grosse Anzahl dieser Oxide
kann sich mit einem oder mehreren Molekülen Wasser zu Hydroxiden (Hydraten)
umbilden.
Die meisten Oxide sind
basisch; denn ihr Hydroxid verhält sich wie eine Base. Es gibt jedoch Oxide,
die sich in allen Fällen (Anhydridoxide) oder, was häufiger vorkommt, nur in
bestimmten Fällen (indifferente oder amphotere Oxide) bei Einwirkung von
Alkali- oder anderen Basen in Salze umwandeln; sie stellen die Anhydride der
isolierten oder nicht isolierten Säuren dar, die ihren Hydraten oder Hydroxiden
entsprechen.
Gewisse Oxide können
als das Ergebnis der Verbindung eines basischen Oxids mit einem Anhydridoxid
angesehen werden; man nennt sie salzartige Oxide.
Zu diesem Unterkapitel
gehören:
1) Metalloxide, -hydroxide und -peroxide, die
basisch, sauer, amphoter oder salzartig sein können.
2) Andere anorganische Basen, die keinen
Sauerstoff enthalten, wie z.B. Ammoniak der Nr. 2814 und Hydrazin (Nr. 2825),
oder kein Metall enthalten, wie z.B. Hydroxylamin (Nr. 2825).
Hierher gehören
insbesondere nicht:
a) Die Oxide und Hydroxide, die zu Kapitel 25
gehören, insbesondere Magnesia (Magnesiumoxid), auch chemisch rein, und
gebrannter und gelöschter Kalk (unreines Calciumoxid und - hydroxid).
b) Die Oxide und Hydroxide, welche Mineralien
darstellen (Nrn. 2601 bis 2617), Schlacken, Hammerschlag, Aschen, Gekrätz,
Abschaum und andere metallhaltige Rückstände (Nrn. 2618 bis 2620).
c) Oxide, Peroxide und Hydroxide der
Edelmetalle (Nr. 2843), der radioaktiven Elemente (Nr. 2844), der Seltenerdmetalle,
des Yttriums oder des Scandiums oder Mischungen dieser Metalle (Nr. 2846) oder
des Quecksilbers (Nr. 2852).
d) Die Sauerstoffverbindungen des Wasserstoffs
gehören zu den Nrn. 2201 (Wasser), 2845 (schweres Wasser), 2847 (Peroxid), 2853
(destilliertes Wasser, Leitfähigkeitswasser oder Wasser von gleicher Reinheit,
einschliesslich des mit Ionenaustauschern behandelten Wassers).
e) Färbemittel auf der Grundlage von
Metalloxiden (Nr. 3206), Pigmente, Trübungsmittel, zubereitete Farben,
Schmelzglasuren und ähnliche Zubereitungen für die keramische, Emaillier- und
Glasindustrie (Nr. 3207) und andere Zubereitungen des Kapitels 32, die aus
Oxiden, Hydroxiden und Basen bestehen, die mit anderen Erzeugnissen gemischt
sind.
f) Zubereitete Mattierungsmittel für
Kunstseide (Nr. 3809) und Zubereitungen zum Beizen von Metallen (Nr. 3810).
g) Edelsteine, Schmucksteine und synthetische
Steine (Nrn. 7102 bis 7105).
2814. Ammoniak, wasserfrei oder in
wässeriger Lösung (Salmiakgeist)
Ammoniak gewinnt man
entweder aus dem unreinen Ammoniakwasser (s. die Erläuterungen zu Nr. 3825 Absatz
A) 3)), das beim Reinigen von Steinkohle- oder Kokereigas anfällt, oder durch
verschiedene synthetische Verfahren aus Wasserstoff und Stickstoff.
Hierher gehören:
1) Das unter Druck leicht zu verflüssigende
Ammoniakanhydrid (wasserfreies Ammoniak) (NH3), ein farbloses Gas,
leichter als Luft, das in Metallzylindern (Flaschen) aufbewahrt wird.
2) Ammoniak in wässeriger Lösung (Salmiakgeist)
(NH4OH), das Hydroxid eines fiktiven Elementes, des Ammoniums (NH4).
Diese Lösungen (im Allgemeinen 20, 27 oder 34 % NH3), die in gut
verschlossenen Behältern aufbewahrt werden, sind farblos oder gelblich. Die alkoholischen
Lösungen des Salmiakgeistes gehören zu Nr. 3824.
Die
Verwendungsmöglichkeiten des Ammoniaks sind sehr zahlreich. Es wird zu verschiedenen
chemischen Herstellungsverfahren verwendet (Salpetersäure und Nitrate, Ammoniumsulfat,
andere Ammoniumsalze und Stickstoffdünger, Natriumcarbonat, Cyanide, organische
Aminoderivate, z.B. Naphthylamin, usw.). Es emulgiert Fette und Harze und ist
ein Fleckenentfernungsmittel. Es dient ferner zum Herstellen von
Glanzmischungen, zum Behandeln von Latex, zum Entfernen von Lacküberzügen usw..
Verflüssigtes Ammoniak wird in Kältemaschinen verwendet.
2815. Natriumhydroxid (Ätznatron);
Kaliumhydroxid (Ätzkali); Natrium- oder Kaliumperoxid
A. Natriumhydroxid (Ätznatron)
Natriumhydroxid (NaOH), Ätznatron, wird als kaustische Soda bezeichnet.
Man darf dieses Erzeugnis nicht mit der Soda des Handels verwechseln, die aus
Natriumcarbonat besteht (Nr. 2836).
Flüssiges
Natriumhydroxid gewinnt man durch Einwirken von Kalkmilch auf Natriumcarbonat
oder durch Elektrolyse von Natriumchlorid. Natriumhydroxid kann flüssig oder in
fester Form (wasserfrei) sein. Die weitere Entwässerung der wässerigen Lösung
ergibt festes Natriumhydroxid in Form von Flocken oder Stücken. Chemisch reines
Natriumhydroxid kommt als Würfel oder als Pastillen in Glasflaschen in den
Handel.
Festes Ätznatron
greift die Haut an und zerstört die Schleimhäute. Es zerfliesst und ist leicht
wasserlöslich. Es muss in gut verschlossenen Stahlbehältern aufbewahrt werden.
Ätznatron ist eine
starke Base, die zahlreiche industrielle Verwendungszwecke hat: Herstellung von
gewissen chemisch bereiteten Halbstoffen aus Holz durch Abtrennen von Lignin;
Herstellung von regenerierter Cellulose, Mercerisieren von Baumwolle; in der
Metallurgie von Tantal und Niob; Herstellen von Kernseifen; Herstellung
zahlreicher chemischer Erzeugnisse und insbesondere von Phenolverbindungen:
Phenol, Resorcin, Alizarin usw.
Ablaugen, die bei der
Herstellung von Natron- oder Sulfatzellstoff zurückbleiben, gehören zu Nr.
3804; man kann daraus Ätznatron sowie das Tallöl der Nr. 3803 gewinnen.
Mischungen von
Ätznatron und Kalk, die Natronkalk genannt werden, gehören zu Nr. 3824.
B. Kaliumhydroxid
(Ätzkali)
Kaliumhydroxid (KOH)
oder Ätzkali, das von Kaliumcarbonat (Nr. 2836) oder der Pottasche des Handels
unterschieden werden muss, zeigt weitgehende Übereinstimmung mit dem oben
beschriebenen Natriumhydroxid. (Die Bezeichnung Pottasche wird in einigen Ländern
missbräuchlich für jedes Kaliumsalz und insbesondere für Kaliumchlorid
verwendet.)
Man gewinnt Kaliumhydroxid
heute hauptsächlich durch Elektrolyse von Lösungen des natürlichen
Kaliumchlorids der Nr. 3104 oder auch durch Einwirkung von Kalkmilch auf Kaliumcarbonat.
Reines Kaliumhydroxid gewinnt man mittels Alkohol oder durch doppelte Zersetzung
von Bariumhydroxid und Kaliumsulfat.
Das Erzeugnis kommt
als wässerige Lösung in den Handel (Kalilauge), mehr oder weniger konzentriert
(meist etwa 50 %), oder fest und enthält neben anderen Verunreinigungen Kaliumchlorid.
Man bewahrt es in der gleichen Weise wie Ätznatron auf; es hat die gleichen
Eigenschaften.
Zu erwähnen ist seine
Verwendung bei der Herstellung von Schmierseifen, beim Abbeizen von
Werkstücken, die metallisiert oder übermalt werden sollen, zum Bleichen, bei
der Herstellung von Kaliumpermanganat. Man verwendet es auch in der Medizin zum
Ätzen von Gewebe, und zwar in Form von Stiften (Ätzstifte). Mit einem Zusatz
von Kalk gehören die Ätzstifte zu Nr. 3003 oder 3004.
C. Natriumperoxid
Natriumperoxid (Dinatriumdioxid) (Na2O2) das durch
Verbrennen von Natrium entsteht, ist ein weisses oder gelbliches Pulver mit
einer Dichte von etwa 2,8, das sehr leicht zerfliesst und von Wasser unter
Wärmeentwicklung und Bildung von Wasserstoffperoxid zersetzt wird. Es hat
zuweilen auch die Form von Broten, die in zugelöteten Metallbüchsen eingeschlossen
sind.
Man verwendet es in
der Seifenindustrie, zum Bleichen von Geweben, als Oxidationsmittel in der
organischen Synthese und zum Reinigen der Luft in abgeschlossenen Räumen, insbesondere
in Unterseebooten. Mit Zusatz von Katalysatoren (Spuren von Kupfer-, Nickelsalzen
usw.) zur schnellen Herstellung von Wasserstoffperoxid (Oxylith) stellt es eine
Zubereitung der Nr. 3824 dar.
D. Kaliumperoxid
Kaliumperoxid
(Dikaliumdioxid) (K2O2) stimmt mit Natriumperoxid
hinsichtlich seiner Herstellungsverfahren, seiner Eigenschaften und seiner
Verwendung weitgehend überein.
2816. Magnesiumhydroxid und -peroxid;
Strontium- oder Bariumoxide, -hydroxide und ‑peroxide
A. Magnesiumhydroxid
und -peroxid
1) Magnesiumhydroxid (Mg(OH)2) ist
ein weisses Pulver. Es ist schwerer als das Oxid, beständig, setzt sich aber an
der Luft langsam in Carbonat um. Man verwendet es in der Pharmazie.
2) Magnesiumperoxid (Dioxyd) (MgO2)
wird durch Einwirken von Wasserstoffperoxid auf das Hydroxid erhalten. Es ist
ein weisses Pulver, fast wasserunlöslich und enthält in unreinem Zustand Oxid.
Man verwendet es zum Bleichen von Federn, zum Herstellen von Zahnpflegemitteln
und als Magen- und Darmantiseptikum.
Nicht hierher gehört
Magnesiumoxid (Nr. 2519, oder in Form von künstlichen Kristallen aus Magnesiumoxid
mit einem Sückgewicht von 2,5 g oder mehr, Nr. 3824).
B. Strontiumoxid,
-hydroxid und -peroxid
1) Strontiumoxid (Oxydul Strontiumanhydrid oder
kaustisches Strontium) (SrO) wird durch Erhitzen von gefälltem Strontiumcarbonat
gewonnen. Es ist ein weisses, poröses Pulver, das Wasser anzieht, sich in
Wasser löst und an der Luft verändert. Man verwendet es in der Feuerwerkerei,
in der Medizin und zum Herstellen von Strontiumhydroxid und von Pigmenten.
2) Strontiumhydroxid (Sr(OH)2) kommt
in wasserfreiem und amorphem Zustand oder in Kristallform mit 8 H2O
in den Handel; an der Luft geht es in das Carbonat über. Man verwendet es in
der Glasindustrie. Es dient ferner zum Herstellen von Strontiumsalzen und
Leuchtpigmenten.
3) Strontiumperoxid (Strontiumdioxid) (SrO2)
wird durch Einwirken von Sauerstoff auf das Oxid erhalten. Es ist ein weisses
Pulver, das durch heisses Wasser zersetzt wird. Es wird in der Feuerwerkerei
verwendet.
C. Bariumoxid, -hydroxid und -peroxid
1) Bariumoxid (Barytanhydrid)
(BaO) darf nicht mit natürlichem Bariumsulfat verwechselt werden, das manchmal
Baryt oder Bariumhydroxid genannt wird. Man gewinnt es durch Calcinieren von
gefälltem Bariumnitrat oder gefälltem Bariumcarbonat oder durch Hydrolyse von
Bariumsilicat. Es sieht aus wie Strontiumoxid, nur ist es schwerer (Dichte etwa
5,5) und kristallisierbar. Es dient zum Herstellen von Bariumhydroxid und
-peroxid sowie von Bariummetall.
Nicht hierher gehört
unreines Bariumoxid, das aus einer einfachen Calcination des Witherits stammt
(Nr. 2511).
2) Bariumhydroxid (Ba(OH)2) kommt im
Allgemeinen in weisslichen und auswitternden, blättchenartigen Kristallen (mit
8 H2O) in den Handel. Barytwasser ist die wässerige Lösung des
Hydroxids. Man verwendet es in der Glasindustrie, zum Herstellen von
Schutzgläsern gegen Röntgenstrahlen, in der Töpferei zum Herstellen von
Glasuren, ferner zum Reinigen von industriellen Abwässern und zum Herstellen
von Ätzkali und verschiedenen Bariumverbindungen.
3) Bariumperoxid (Bariumdioxid) (BaO2)
wird durch Erhitzen von Bariumoxid in kohlendioxidfreier Luft gewonnen. Es
kommt als weisses Pulver oder in grauen Stücken in den Handel, hat eine Dichte
von etwa 5 und ist unlöslich. Mit Wasser zersetzt es sich unter Bildung von Wasserstoffperoxid,
zu dessen Herstellung es verwendet wird.
2817. Zinkoxid; Zinkperoxid
A. Zinkoxid
Zinkoxid (ZnO)
(Zinkweiss, Zinkblüten) wird gewonnen, indem man einen Luftstrom auf Zink
wirken lässt, das auf Weissglut erhitzt wurde; man kann das Zink auch durch
eine Mischung von oxidischem Zinkerz (geröstete Zinkblende oder Calamin der
Nr. 2608) und Kohle ersetzen; die Luft strömt in Kammern, wo sich die
Oxide in immer reinerer Form niederschlagen; die reinsten bilden das Zinkweiss
oder Zinkblüten. Dieses ist ein weisses, flockiges Pulver, das sich beim
Erhitzen gelb färbt.
Zinkweiss wird bei
technischen Anstrichen anstelle von Bleiweiss verwendet. Man verwendet es auch
zum Herstellen von Schminken und Schönheitsmitteln, Streichhölzern, Wachstuch,
keramischen Glasuren, als Trübungsmittel und Vulkanisationsbeschleuniger in der
Kautschukindustrie, als Katalysator, bei der Glasherstellung, bei der
Herstellung von Gasmasken und in der Medizin gegen Dermatosen.
Von diesem amphoteren
Zinkoxid leiten sich die Zinkate der Nr. 2841 ab.
B. Zinkperoxid
Zinkperoxid (Dioxid) (ZnO2) ist ein weisses,
wasserunlösliches Pulver. In der Medizin wird es unter dem Namen Ektogan (in
reinem Zustand oder in Mischung mit Zinkoxid) verwendet. Es dient auch zum
Herstellen von Schönheitsmitteln.
Hierher gehören
nicht:
a) Natürliches Zinkoxid oder Zinkit (Nr. 2608).
b) Die Rückstände der Zinkmetallurgie,
sogenannte Zinkschlacke, die auch aus unreinen Oxiden bestehen (Nr. 2620).
c) Zinkhydroxid (Zn(OH)2) und
Zinkperoxidhydrat (Nr. 2825).
d) Unreines Zinkoxid, auch Zinkgrau genannt
(Nr. 3206).
2818. Künstlicher Korund, auch chemisch
nicht einheitlich; Aluminiumoxid, Aluminiumhydroxid
A. Künstlicher Korund, auch chemisch nicht einheitlich
Künstlicher Korund entsteht beim Schmelzen von Aluminiumoxid im
Elektroofen. Aluminiumoxid kann geringe Mengen anderer Oxide (z.B. Titanoxid,
Chromoxid) des Ausgangsmaterials (Bauxit oder Tonerde) enthalten oder
beispielsweise hinzugefügt worden sein zur Verbesserung des geschmolzenen Kerns
oder zur Veränderung der Farbe. Jedoch gehören nicht hierher mechanische
Mischungen von künstlichem Korund und anderen Stoffen, wie Zirkondioxid (Nr.
3824).
Künstlicher Korund
kommt in Stücken oder Massen, gemahlen oder in Körnern in den Handel; er ist
gegen Luft- und Säureeinwirkungen widerstandsfähiger als Tonerde. Künstlicher
Korund ist besonders hart. Man verwendet ihn als Schleifmittel, zum Herstellen
von hitzebeständigen Agglomeraten (Korundmischungen mit reinen hitzebeständigen
Tonen oder wasserfreien Aluminiumsilicaten wie beispielsweise Mullit od.
Sillimanit) oder von Laboratoriumgeräten sowie in der Elektroindustrie.
B. Aluminiumoxid,
anderes als künstlicher Korund
Aluminiumoxid
(Tonerde) (Al2O3) wird durch Calcinieren des nachstehend
beschriebenen Aluminiumhydroxids oder aus Ammonalaun gewonnen. Es ist ein
leichtes, weisses, wasserunlösliches Pulver; seine Dichte beträgt etwa 3,7.
Man verwendet es in
der Metallurgie von Aluminium, als Füllstoff für Farben, zum Herstellen von
Schleifmitteln und synthetischen Steinen (Rubin, Saphir, Smaragd, Amethist, Aquamarin
usw.), als wasserentziehendes Mittel (Trocknen von Gasen), als Katalysator
(Herstellung von Aceton, Essigsäure, bei Krackverfahren usw.).
C. Aluminiumhydroxid
Aluminiumhydroxid
(Tonerdehydrat) (Al2O3.3H2O) wird im Verlauf
der Gewinnung von Aluminium (s. Erläuterungen zu Kapitel 76, Allgemeines) durch
Behandlung von Bauxit, einer Mischung von Aluminiumhydraten, über Alkali- oder
Erdalkalialuminaten als Zwischenprodukt gewonnen.
Trockenes Hydroxid ist
ein amorphes, weisses, zerreibbares, wasserunlösliches Pulver. Feuchtes
Hydroxid ist eine gelatineartige Masse (Aluminiumhydroxidgel).
Aluminiumhydroxid wird
verwendet zum Herstellen von keramischen Glasuren, Druckfarben,
pharmazeutischen Erzeugnissen, zum Klären von Flüssigkeiten, als Füllmittel für
Farben, zusammen mit Kohle zum Herstellen von Rostschutzfarben und wegen seiner
Affinität zu organischen Farbstoffen zum Herstellen von Farblacken der Nr.
3205, als Beizmittel, zum Herstellen der unten genannten künstlichen Korunde
und von Alaunen.
Vom amphoteren
Aluminiumhydroxid leiten sich die Aluminate der Nr. 2841 ab.
Hierher gehört auch
aktivierte Tonerde, die durch eine kontrollierte thermische Behandlung der
Tonerdehydrate gewonnen wird, welche dadurch den grössten Teil ihres gebundenen
Wassers verlieren. Aktivierte Tonerde wird insbesondere als Absorbtionsstoff
und als Katalysator eingesetzt.
Hierher gehören
nicht:
a) Natürlicher Korund, natürliches
Aluminiumoxid und Schmirgel, eisenoxidhaltiges Aluminiumoxid (Nr. 2513).
b) Bauxit, auch in gewaschenem und calciniertem
Zustand, aber nicht durch chemische Behandlung (wie z.B. Behandlung mit Soda)
im Hinblick auf seine Verwendung als Elektrolyt gereinigt (Nr. 2606).
c) Aktivierter Bauxit (Nr. 3802).
d) Tonerdehydrat in kolloidaler Lösung
(lösliche Tonerde genannt) (Nr. 3824).
e) Künstlicher Korund auf Papier, Pappe oder
anderen Stoffen (Nr. 6805) und als Mühlsteine und Schleif-, Polier- und
Wetzsteine geformt (Nr. 6804).
f) Edelsteine und Halbedelsteine, aus
natürlichem Aluminiumoxid bestehend (Nr. 7103 oder 7105).
g) Synthetische Steine auf der Grundlage von
Aluminumoxid, z.B. aus künstlichem Korund oder aus Mischungen von Tonerde und
Chromoxid (künstlicher Rubin); sie gehören zu den Nrn. 7104 oder 7105.
2819. Chromoxide und -hydroxide
A. Chromoxide
1) Chromtrioxid
(Chromsäureanhydrid) (CrO3) auch ungenau Chromsäure genannt, weil es
Chromate der Nr. 2841 bilden kann, ist orangefarben oder rot, zerfliesst, hat
einen ätzenden und sauren Geschmack und ist leicht wasserlöslich. Es hat eine
Dichte von etwa 2,8, kommt in Tafeln oder Nadeln in den Handel. Mit Alkohol
bildet es explosive Mischungen. Es dient als Oxidationsmittel in der
organischen Chemie (Herstellung von Isatin, von Indigofarbstoffen usw.); es
wird auch in der Medizin und in Mischung mit Kieselgur zum Reinigen von
Acetylen verwendet.
2) Dichromtrioxid (Chromsesquioxid, Chromgrün
(Cr2O3) wird durch Calcinieren von Chromaten mit einem
Ammonsalz oder durch Reduktion von Dichromaten gewonnen. Es ist olivgrün, sehr
hart und kommt als Pulver oder in wasserunlöslichen Kristallen mit einer Dichte
von etwa 5 in den Handel. In ungemischtem Zustand ist es ein Pigment, das
Chromoxidgrün genannt wird. Es darf nicht mit Mischungen von Bleichromaten und
Berliner Blau verwechselt werden, die als Chromgrün bezeichnet werden. Dieses
Chromsesquioxid verwendet man zum Herstellen von industriellen Anstrichfarben
und Druckfarben, bei der Porzellanherstellung, in der Glasindustrie (farbige
optische Gläser) und in der Kautschukindustrie. Wegen seiner Härte und
Hitzebeständigkeit dient es zum Herstellen von zubereiteten Schleifmitteln und
feuerfesten Steinen für Metallöfen. Man verwendet es auch zur Herstellung von
rostfreien Erzeugnissen und in der Metallurgie des Chroms.
Chromit, ein
natürliches eisenhaltiges Chromoxid (Chromeisenstein oder Chromeisenerz),
gehört zu Nr. 2610.
B. Chromhydroxide
Als Chromhydroxid
bezeichnet man die verschiedenen Hydrate der obengenannten Oxide und
insbesondere das grüne Hydrat des Chromsesquioxids (Cr2O3
.2 H2O), das durch Umsetzen von Kaliumdichromat mit Borsäure
gewonnen wird; man verwendet es zum Herstellen von Guignetsgrün. Es gibt auch
ein Chromhydroxid von violetter Farbe.
2820. Manganoxide
1) Mangandioxid (Manganigsäureanhydrid) (MnO2)
ist das wichtigste der Manganoxide. Man stellt es durch Einwirken einer leicht
salpetersauren Kaliumpermanganatlösung auf ein Mangansalz wie das Mangansulfat
her. Es ist ein brauner oder schwärzlicher Stoff, der wasserunlöslich ist, eine
Dichte von etwa 5 hat und als Masse oder Pulver in den Handel kommt.
Es ist ein sehr
starkes Oxidationsmittel. Man verwendet es in der Feuerwerkerei, bei
organischen Synthesen (Herstellung von Oxyanthrachinonen, Aminoanthrachinonen
usw.), für Gasmasken, zum Herstellen von Sikkativen und zum Depolarisieren von
Batterien, ferner in der Glasindustrie (Glasmacherseife) zum Beseitigen der
Gelbfärbung des Glases. Man verwendet es weiter in der Keramik, zum Herstellen
von Druckfarben (Manganschwarz), von Farben (braune Pigmente, sogenanntes
Mineralbraun, Manganbitumen), bestimmter Kitte und von synthetischen Steinen
(künstlicher Granat).
Dieses Oxid hat den
Charakter eines Anhydrids, von dem sich die Manganite der Nr. 2841 ableiten.
Hierher gehören nicht
das natürliche, wasserfreie Mangandioxid (Pyrolusit) und das natürliche,
wasserhaltige Dioxid (Psilomelan) der Nr. 2602.
2) Manganoxid (Manganoxidul) (MnO)
(Mangan-II-oxid) ist ein graues oder grünliches Pulver, wasserunlöslich und hat
eine Dichte von etwa 5,1. Man verwendet es zum Zeugdruck.
Mangan(IV)-hydroxid
gehört zu Nr. 2825.
3) Dimangantrioxid (Mangansesquioxid,
Mangan-III-oxid) (Manganoxid) (Mn2O3) ist ein braunes
oder schwarzes Pulver, wasserunlöslich und hat eine Dichte von etwa 4,8. Man
verwendet es zum Zeugdruck, ferner als Farbe für Keramik und in der Glasindustrie,
zum Herstellen von Sikkativen (Manganlinoleat), als Katalysator in der anorganischen
(Herstellung von Salpetersäure) und organischen Chemie. Dieses Oxid ist basisch.
Hierher gehören nicht
das natürliche Mangansesquioxid (Braunit) (Nr. 2602) und das Hydroxid des
Mangansesquioxids (Nr. 2825).
4) Trimangantetroxid (salzartiges Manganoxid)
(Mn3O4) zeigt eine Ähnlichkeit mit dem salzartigen
Eisenoxid.
Natürliches
salzartiges Manganoxid (Hausmannit) gehört zu Nr. 2602.
5) Dimanganheptoxid (Mn2O7)
(Permangansäureanhydrid) ist eine dunkelbraune, hygroskopische Flüssigkeit, die
bei etwa 40° C detoniert.
Von diesem Anhydrid
leiten sich die Permanganate der Nr. 2841 ab.
Permangansäure gehört
zu Nr. 2825.
2821. Eisenoxide und -hydroxide; Farberden
mit einem Gehalt an gebundenem Eisen, berechnet als Fe2O3,
von 70 Gewichtsprozent oder mehr
Hierher gehören auch
Farberden auf der Grundlage von natürlichem Eisenoxid mit einem Gehalt an
gebundenem Eisen, berechnet als Fe2O3, von 70
Gewichtsprozenten oder mehr. Um zu bestimmten, ob diese Grenze von 70
Gewichtsprozenten erreicht ist, muss man den Gesamteisengehalt berücksichtigen,
der als Eisenoxid zu berechnen ist. So gehört eine natürliche Farberde mit
einem Fe2O3-Gehalt von 84 Gewichtsprozenten, d.h. mit
einem Gehalt an reinem Eisen von 58,8 Gewichtsprozenten hierher.
Abgesehen hiervon
gehören die nachstehend aufgeführten ungemischten künstlichen Oxide und
Hydroxide hierher.
A. Eisenoxide
Hierbei handelt es
sich im Wesentlichen um Eisenoxid (Fe2O3), das aus
wasserfreiem Ferrosulfat oder natürlichem Eisenoxid gewonnen wird. Es ist ein
sehr fein verteiltes, meist rotes Pulver, kann aber auch violett, gelb oder
schwarz sein (violettes, gelbes oder schwarzes Oxid). Ferrioxid stellt ein
Pigment dar (Eisenmennige, Blutstein, Englischrot oder Kolkothar). In reinem
Zustand gehört es hierher, in Mischung mit Tonen, mit Cal-ciumsulfat
(Venetianischrot) usw. zu Kapitel 32. Man verwendet es zum Herstellen von
Gebäudeanstrichen, von Rostschutzfarben usw., von Zubereitungen zum Brünieren
und Polieren von Metall oder zum Polieren von Spiegeln, von keramischen Farben
(violettes Oxid) und von Schmelzglasuren, die bei der Flaschenherstellung
verwendet werden, um die Masse schmelzbar zu machen, ferner zum Herstellen von
Thermit (in Mischung mit Aluminiumpulver) für die Aluminothermie, zur
Leuchtgasreinigung usw.
B. Eisenhydroxide
1) Eisen(II)-hydroxid (Fe(OH)2)
wird durch Einwirkung einer Alkalibase auf ein Ferrosalz gewonnen. Es ist ein
weisser, fester Stoff, der sich in Gegenwart von Sauerstoff färbt und in Ferrihydroxid
übergeht.
2) Eisen(III)-hydroxid (Fe(OH)3)
wird durch Einwirkenlassen einer alkalischen Base auf ein Ferrisalz erhalten.
Es ist rostfarbig, rotbraun oder violett schillernd. Man verwendet es als
Pigment. Unvermischt gehört es hierher, in Mischung mit Kohle, Preussischbraun
usw. (Safran oder Marsgelb) zu Nr. 3206. Man verwendet es zum Herstellen
zusammengesetzter Farbstoffe (Vandyckbraun, Vandyckrot, Englischbraun,
Schwedischbraun). In reinem Zustand wird es als Mittel gegen Arsenvergiftungen
verwendet.
Es ist ein amphoteres
Oxid, das nach der Oxidation Ferrate der Nr. 2841 bildet.
Hierher gehören
nicht:
a) Farberden auf der Grundlage von natürlichem
Eisenoxid mit einem Gehalt an gebundenem Eisen, berechnet als Fe2O3,
von weniger als 70 Gewichtsprozent oder mit anderen Farberden gemischt sowie
Eisenglimmer in natürlichem Zustand (Nr. 2530).
b) Eisenoxide, die Mineralien der Nr. 2601
darstellen: Rote Hämatite (Roteisenstein, Roteisenerz), braune Hämatite
(Minette oder wasserhaltige Eisenoxide, die Carbonate enthalten), Limonit
(wasserhaltiges Eisenoxid), Magnetit (magnetisches Eisenoxid).
c) Eisenhammerschlag, unreine Oxide, die sich
von der Oberfläche des rotglühenden oder gehämmerten Eisens ablösen (Nr. 2619).
d) Alkalisierte Eisenoxide, die zur
Gasreinigung verwendet werden (Nr. 3825).
e) Natürliche Eisenoxide (Hämatite), die
Edelsteine oder Halbedelsteine darstellen (Nr. 7103 oder 7105).
2822. Kobaltoxide und -hydroxide;
handelsübliche Kobaltoxide
A. Kobaltoxide
1) Kobaltoxid (Kobaltmonoxid, Kobalt-II-oxid)
(CoO), ein graues, braunes oder grünliches Pulver.
2) Kobalt(III)-oxid (Kobaltsesquioxid) (Co2O3),
ein schwarzes Pulver.
3) Trikobalttetroxid (Co3O4),
ein schwarzes Pulver.
4) Handelsübliche Kobaltoxide, im Allgemeinen
gräuliche oder schwarze Pulver, bestehend aus Kobaltmonoxid und
Trikobalttetroxid in unterschiedlichen Mengenverhältnissen.
Diese Erzeugnisse
werden beim Emaillieren zum Herstellen leuchtend blauer Farben und in der
Glasindustrie zum Färben optischer Gläser verwendet. Man wandelt sie in
Silicate um (z.B. Kobaltkaliumsilicat), um daraus Glasurfarben der Nr. 3207
herzustellen; diese Verbindungen heissen Smalte (Schmelzblau), Kobaltglas,
Azurblau, Emailblau, Seversblau. Die Bezeichnung Smalte wird ohne Unterschied
auf die Oxide und diese Silicate angewandt, weil die einen wie die anderen aus
einem natürlichen Kobaltarsenid, des Smaltins, einem Erz der Nr. 2605,
hergestellt werden. Einige der blauen, grünen und violetten Pigmente für die
Kunstmalerei bestehen aus Kobaltoxiden, -aluminaten, -zinkaten und ‑phosphaten
(Himmelblau, Coeruleum, Kobaltgrün, Kobaltviolett).
Die unreinen
Kobaltoxide, die aus der Verhüttung silberhaltiger Erze stammen, gehören zu Nr.
2620.
B. Kobalthydroxide
Unter der Bezeichnung Kobalthydroxide (Hydrate) versteht man sowohl das
Kobalthy-droxid (Co(OH)2) (Kobalt-II-hydroxid), das zum Herstellen von
Sikkativen verwendet wird, als auch das Kobalt-III- hydroxid wie z.B.
(Co(OH)3), das bei der Metallurgie von Kobalt anfällt. Sie dienen denselben
Zwecken wie die Kobaltoxide.
Natürliches
Kobalthydroxid (Heterogonit) gehört zu Nr. 2605.
2823. Titanoxide
Das einzige Titanoxid,
das wirtschaftliche Bedeutung hat, ist das Titandioxid (TiO2) (Titansäureanhydrid,
Titan-IV-oxid), von dem sich die Titanate der Nr. 2841 ableiten.
Es ist ein amorphes
Pulver, dessen Dichte etwa 4 beträgt; es ist weiss und verfärbt sich in der
Hitze gelb.
Zu dieser Nummer
gehört ungemischtes, nicht oberflächenbehandeltes Titandioxid. Titandioxid, dem während der Herstellung
absichtlich andere Stoffe zugefügt wurden, um die gewünschten physikalischen
Eigenschaften zu erhalten, die es zur Verwendung als Pigment (Nr. 3206) oder zu
anderen Zwecken (z.B. Nrn. 3815 oder 3824) geeigneter machen, ist von dieser
Nummer ausgeschlossen.
Ebenfalls nicht hierher gehören:
a) Natürliches Titanoxid (Rutil, Anatas,
Brookit), ein Erz der Nr. 2614.
b) Ortho- und Metatitansäure (Ti(OH)4
und TiO(OH)2) (Nr. 2825).
2824. Bleioxide; Mennige und Orangemennige
1) Bleioxid, (Bleimonoxid, Bleiglätte,
Massicot) (PbO). Wenn man Blei oder Bleiweiss (Bleihydrocarbonat) durch
Erhitzen an der Luft oxidiert, erhält man zuerst das nichtgeschmolzene Bleioxid
oder Massicot in Form eines hellgelben Pulvers, wenn die Temperatur dunkle
Rotglut übersteigt, das geschmolzene Bleioxid als Pulver oder in gelborangefarbenen
oder rötlichen Schuppen. Die Bezeichnung Bleiglätte umfasst diese beiden
Erzeugnisse, insbesondere das zweite. Man erhält sie auch als Nebenerzeugnisse
bei der Extraktion von Silber aus silberhaltigem Blei. Bleioxid wird in der
Glasindustrie (Herstellung von Bleiglas und Kristallglas), in der
Emailindustrie, bei der Herstellung von Streichhölzern, Farben, Sikkativen usw.
verwendet.
2) Tribleitetraoxid (salzartiges Oxid von Blei,
Bleimennige, Mennige) (Pb3O4) wird aus nicht
geschmolzenem Bleimonoxid (Massicot) gewonnen. Es ist ein sehr dichtes Pulver
(Dichte 8 bis 9), giftig, von orangeroter Farbe. Der Name Orangemennige bezeichnet
entweder eine sehr reine Mennige, farbiger und weniger dicht als die gewöhnliche
Mennige, oder die Bleioxide, die noch Bleicarbonat enthalten, das aus dem bei
der Herstellung verwendeten Bleiweiss stammt. Mennige verwendet man zum Mischen
mit anderen Farben (Saturnzinnober), zum Herstellen von Rostschutzfarben und
Kitten, zum Färben von Siegellack. Man verwendet es ferner als Glasur für Töpferwaren.
Mehr noch als das Bleioxid wird es bei der Herstellung von Kristall, Strass und
optischen Gläsern verwendet; denn es verleiht dem Glas eine leichte Schmelzbarkeit,
einen besonderen Glanz und ein beträchtliches Lichtbrechungsvermögen.
3) Bleidioxid (Blei(IV)-anhydrid) (PbO2)
wird durch Behandeln von Mennige mit Salpetersäure oder durch Elektrolyse von
Bleinitrat gewonnen. Es ist ein braunes Pulver, das wasserunlöslich ist und
organische Stoffe bei Berührung entzünden kann. Es ist ein Oxidationsmittel,
das man in der Feuerwerkerei und auch zum Herstellen von Streichhölzern, von
Akkumulatorenplatten und als Beizmittel in der Textilindustrie verwendet.
Dieses amphotere Oxid
bildet die Plumbate der Nr. 2841.
2825. Hydrazin und Hydroxylamin und ihre
anorganischen Salze; andere anorganische Basen; andere Metalloxide, -hydroxide
und - peroxide
Hierher gehören:
A) Hydrazin und Hydroxylamin und ihre
anorganischen Salze.
B) Metalloxide, -hydroxide und -peroxide dieses
Kapitels, die in den vorstehenden Nummern nicht erfasst sind.
Die wichtigsten
Eigenschaften dieser Erzeugnisse sind nachstehend aufgeführt:
1) Hydrazin und seine anorganischen Salze.
Hydrazin (NH2.HN2)
ist ein basisches Erzeugnis, das man durch Einwirken von Ammoniak auf
Natriumhypochlorit gewinnt. Es kommt auch in Form des Hydrats (NH2.HN2.H2O)
vor. Es ist eine farblose Flüssigkeit, raucht an der Luft und reizt zu Tränen.
Dieses Erzeugnis, ein starkes Reduktionsmittel, wird beim Herstellen von Zündsprengstoffen
und in der organischen Synthese verwendet.
Die anorganischen
Salze des Hydrazins, die sich aus Additionsreaktionen mit Mineralsäuren
ergeben, gehören ebenfalls hierher. Das wichtigste ist das Sulfat, farblose
Kristalle, in kaltem Wasser wenig löslich. Es zersetzt sich beim Erhitzen unter
Explosion; man verwendet es als Reagens bei Analysen, in der Metallurgie (um
Polonium und Tellur zu trennen) usw.
Die organischen
Derivate des Hydrazins gehören zu Nr. 2928.
2) Hydroxylamin und seine anorganischen Salze
Hydroxylamin (NH2OH)
ist eine basische Verbindung, die man durch Hydrolyse aus Nitromethan gewinnt.
Es hat die Form von farblosen, zerfliessenden Kristallen. Es ist leicht
wasserlöslich, schmilzt bei 33 °C und zersetzt sich heftig bei 130°C.
Die anorganischen
Salze des Hydroxylamins, die sich durch Additionsreaktionen mit Mineralsäuren
ergeben, gehören ebenfalls hierher. Die wichtigsten sind das Chlorid, die
Sulfate und das Nitrat, weisse oder farblose, wasserlösliche Kristalle. Man
verwendet sie als Reduktionsmittel bei organischen Synthesen, als Antioxidationsmittel
für Fettsäuren, zum Bleichen, Färben und Bedrucken von Geweben, als Reagens
usw.
Die organischen
Derivate des Hydroxylamins gehören zu Nr. 2928.
3) Lithiumoxid und -hydroxid
Lithiumoxid (Li2O)
und -hydroxid (LiOH) werden aus Lithiumnitrat hergestellt. Es sind weisse
Pulver, die wasserlöslich sind und in der Fotografie und zum Herstellen von Lithiumsalzen
verwendet werden.
4) Vanadiumoxide und -hydroxide
Das wichtigste Oxid
ist Vanadiumpentoxid (V2O5) (Vanadium(V)- oxid), das man
aus den natürlichen Vanadaten der Nr. 2601 (Vanadinit, Descloizit, Roscoelit) oder
der Nr. 2612 (Carnotit) erhält. Es kommt in amorphem und kristallinem Zustand,
als Masse oder als Pulver in den Handel, deren Farbe zwischen gelb und
rötlichbraun variiert. Unter Hitzeeinwirkung färbt es sich rot; es ist sehr
wenig wasserlöslich. Man verwendet es zum Herstellen von Vanadiumsalzen, von verschiedenen
Tinten und als Katalysator (Herstellung von Schwefelsäure, Phthalsäureanhydrid
und synthetischem Ethylalkohol).
Es gibt mehrere
Hydroxide, die Säuren bilden, von denen sich die verschiedenen Vanadate der Nr.
2841 ableiten.
5) Nickeloxide und -hydroxide
1. Nickel(II)-oxid (Nickelmonoxid) (NiO). Man
erhält es durch starkes Calcinieren des Nitrats oder Karbonats. Ein
grünlich-graues Pulver, das je nach der Art der Herstellung mehr oder weniger
dicht und dunkel ist. Man verwendet es in der Emailindustrie, in der
Glasindustrie als Farbmittel und in der organischen Synthese als Katalysator.
Es ist ein basisches Oxid.
2. Nickel(III)-oxid (Nickelsesquioxid) (Ni2O3),
ein schwarzes Pulver, das als Farbmittel bei der Emailherstellung und zum
Herstellen von Platten für alkalische Akkumulatoren verwendet wird.
3. Nickel(II)-hydroxid (Ni(OH)2),
ein feines, grünes Pulver das zum Galvanisieren, als Hauptbestandteil für
Platten alkalischer Akkumulatoren und zum Herstellen von Nickelkatalysatoren
verwendet wird.
Hierher gehören
nicht:
a) Natürliches Nickeloxid (Bunsenit) (Nr.
2530).
b) Unreine Nickeloxide, z.B. gesinterte
Nickeloxide, Nickeloxid in Form von Granalien (Grünes Nickeloxid) (Nr. 7501).
6) Kupferoxide und -hydroxide
a) Kupfer(I)-oxid (rotes Oxid) (Cu2O)
wird aus Kupferacetat oder Kupfersulfat gewonnen. Es ist ein kristallines,
rotes, wasserunlösliches Pulver. Man verwendet es zum Rotfärben von Glas
(Signalgläser), zum Herstellen von Rostschutzfarben, von synthetischen Steinen
(künstlicher Smaragd) und als Fungicid in der Landwirtschaft.
b) Kupfer(II)-oxid (schwarzes Oxid) (CuO) wird
aus Kupfernitrat oder -carbonat oder durch Oxidation des Metalls gewonnen. Es
kommt als schwarzes Pulver oder in Körnern mit kastanienfarbenem Glanz vor und
ist wasserunlöslich. Es wird als Pigment bei der Emailherstellung, in der Glasindustrie
(grüne Gläser) und in der Keramik, sowie zum Herstellen von Anstrichfarben
verwendet, ferner zum Depolarisieren von elektrischen Batterien und als
Oxidationsmittel und Katalysator in der organischen Chemie.
c) Kupferhydroxide. Das bekannteste ist das
Kupfer(II)- hydroxid (Kupferoxidhydrat) (Cu(OH)2), ein blauer,
fester Stoff, der allein oder in Mischung ein Pigment (Bremerblau) darstellt.
Man verwendet es zum Herstellen von Pigmenten (z.B. von Peligotblau, lichtecht
bei künstlichem Licht) und der unter der Bezeichnung Schweitzers Reagens
bekannten ammoniakalischen Lösung, die als Reagens und zum Auflösen von
Kunstseide (Kupferseide) dient.
Natürliches
Kupfer(I)-oxid (Cuprit) und natürliches Kupfer(II)-oxid (Tenorit, Melaconit)
gehören zu Nr. 2603.
7) Germaniumoxide. Das wichtigste ist das
Dioxid (GeO2), das in der Metallurgie dieses Metalls aus natürlichem
Kupfergermaniumsulfid der Nr. 2617 (Germanit) anfällt oder durch Hydrolyse des
Chlorids gewonnen wird. Es ist ein weisses Pulver, das wenig wasserlöslich ist.
Man verwendet es zur Gewinnung von Germanium (das in Transistoren usw.
verwendet wird), in der Medizin und zum Herstellen von Spezialgläsern.
8) Molybdänoxide und -hydroxide.
Das wichtigste der
Molybdänoxide ist das Molybdänsäureanhydrid (MoO3), das man aus
natürlichem Disulfid der Nr. 2613 (Molybdänglanz) erhält. Es ist ein weisses,
kristallines Erzeugnis, das sich in der Hitze gelb färbt und praktisch
wasserunlöslich ist. Man verwendet es als Katalysator in der organischen Synthese
(Herstellung von Phthalsäureanhydrid).
Es gibt ausserdem
blaue Oxide, die ungemischt oder gemischt (in diesem Falle gehören sie zum
Kapitel 32) in der Kunstmalerei unter der Bezeichnung Molybdänblau und Mineralindigo
bekannt sind.
Von den
Molybdänhydroxiden ist insbesondere Molybdänsäure (H2MoO4)
zu erwähnen, ein weisses oder gelbliches, wenig wasserlösliches Pulver. Man verwendet
es in der Keramik (Glasuren) und als Katalysator. Die Molybdate der
Nr. 2841 leiten sich von diesen Hydroxiden ab.
Natürliches Molybdänoxid
(Molybdänocker, Molybdit) gehört zu Nr. 2530.
9) Antimonoxide
a) Antimon(III)-oxid oder Antimontrioxid (Sb2O3)
wird durch Oxidation des Metalls oder aus dem natürlichen Sulfid (Antimonglanz)
gewonnen. Es ist ein weisses Pulver oder kristallisiert in Nadeln; es ist
praktisch wasserunlöslich. Mit dem Namen Antimonweiss oder Antimonschnee
bezeichnet man entweder das reine Oxid, das hierher gehört, oder eine Mischung
dieses Oxids mit Zinkoxid, die zu Kapitel 32 gehört. Man verwendet das
Antimon(III)-oxid in der Malerei, als Trübungsmittel bei der Emailherstellung
(Emaillieren von Eisen) und in der Töpferei (Glasuren), bei der Herstellung von
Glas mit geringem Ausdehnungskoeffizienten (Lampenglas) und zum Herstellen von
synthetischen Steinen (künstlicher Rubin, Topas und Granat). Es ist der Ausgangsstoff
für die Antimonite der Nr. 2841.
b) Antimon(V)-oxid oder Antimonpentoxid (Sb2O5)
kann durch Oxidieren des Metalls oder Calcinieren von Nitrat gewonnen werden.
Es ist ein gelbes Pulver, das auch als Trübungsmittel bei der Emailherstellung
verwendet wird. Es ist der Ausgangsstoff für die Antimonate der Nr. 2841.
c) Antimon(IV)-oxid oder Antimontetroxid (Sb2O4),
das man durch Erhitzen des Pentoxids darstellt, ist ein weisses Pulver.
Die natürlichen
Antimontrioxide (Senarmontit, Antimonblüte, Valentinit) und das natürliche
Tetroxid (Cervantit) sind Erze der Nr. 2617.
10) Berylliumoxid und -hydroxid
a) Berylliumoxid (wasserfreies Berylliumoxid)
(BeO) wird aus Berylliumnitrat oder -sulfat gewonnen. Es ist ein weisses Pulver,
wasserunlöslich und kristallisierbar. Es wird zum Herstellen von
Berylliumsalzen, synthetischen Edelsteinen und als Katalysator verwendet.
b) Berylliumhydroxid (wasserhaltiges
Berylliumoxid) (Be(OH)2) ist ein weisses Pulver; es sieht wie
Tonerde aus.
11) Calciumoxid, -hydroxid und -peroxid.
Hierher gehören nur
Calciumoxid (CaO) und Calciumhydroxid (Ca(OH)2) in reinem Zustand,
d.h. wenn sie praktisch keinen Ton, kein Eisenoxid, Manganoxid usw. enthalten,
so wie man sie gewinnt, wenn man gefälltes Calciumkarbonat calciniert.
Hierher gehört auch
elektrogeschmolzener Kalk, der durch Schmelzen von gewöhnlichem gebranntem Kalk
im Elektroofen gewonnen wird. Von hohem Reinheitsgrad (ca. 98 % Calciumoxid),
hat er kristalline Struktur und ist im Allgemeinen farblos. Er wird
insbesondere verwendet zum feuerfesten Auskleiden von Öfen, zum Herstellen von
Schmelztiegeln und zum Erhöhen der Verschleissfestigkeit von Beton, in den er
in Form kleiner Bruchstücke eingearbeitet wird.
Calciumperoxid
(Dioxid) (CaO2) ist ein weisses oder gelbliches Pulver. Es ist
hydratisiert (im Allgemeinen mit 8 H2O), wenig
wasserlöslich und wird als Baktericid und Reinigungsmittel, in der Medizin und
Kosmetik verwendet.
Der handelsübliche
Kalk (Calciumoxid, ungelöschter oder wasserfreier Kalk und Calciumhydroxid oder
gelöschter Kalk) gehören zu Nr. 2522.
12) Manganhydroxide
a) Mangan(II)-hydroxid (Mn(OH)2) ist
ein weissliches Pulver und wasserunlöslich.
b) Mangan(III)-hydroxid (Mn(OH)3),
abgeleitet vom Mangansesquioxid (Mn2O3), ist ein braunes
Pulver, das zum Herstellen von Farben (Manganbraun) und von Manganlinoleat
dient.
c) Salzartiges Hydroxid, das sich vom
salzartigen Manganoxid (Mn3O4) ableitet.
Hierher gehören nicht
natürliches Mangansesquioxidhydrat (Manganit), ein Erz der Nr. 2602 und die
nicht hydratisierten Manganoxide (Nr. 2820).
13) Zirkondioxid (ZrO2) ist die
Zirkonerde, die nicht mit dem Zirkon (Nrn. 2615 oder 7103) verwechselt werden
darf, der ein kristallines, natürliches Zirkonsilicat ist.
Künstliches
Zirkondioxid gewinnt man aus diesem Erz oder aus Zirkonsalzen. Es ist ein
weissliches, sehr hitzebeständiges Pulver, dessen Schmelzpunkt bei ca. 2600°C
liegt. Man verwendet Zirkonerde als sehr hitzebeständiges, gegen chemische
Einflüsse sehr widerstandsfähiges Erzeugnis, als Pigment und Trübungsmittel
(Zirkonweiss) für Keramik, als Schleifmittel, als Bestandteil des Glases und
als Katalysator.
Natürliches Zirkonoxid
oder Baddelyt ist ein Erz der Nr. 2615.
14) Cadmiumoxid und -hydroxid
a) Cadmiumoxid (CdO) ist ein mehr oder weniger
braungelbes Pulver, je nach der Temperatur, bei der es durch Calcinieren des
Cadmiumcarbonats oder ‑hydroxids gewonnen wird. Es wird in der Keramik
und als Katalysator verwendet.
b) Cadmiumhydroxid (Cd(OH)2) ist ein weisses
Pulver.
15) Zinnoxide und -hydroxide
1. Zinn(II)-oxid (Braunoxid, Zinnmonoxid)
(SnO). Ein wasserunlöslicher Stoff, der je nach Art der Gewinnung in grauen
oder schwarzen Kristallen oder als braunolivfarbenes Pulver mit bläulichem,
rötlichem oder grünlichem Schimmer in den Handel kommt.
Dieses Oxid ist
amphoter und bildet die Stannite der Nr. 2841. Man verwendet es in der
organischen Synthese als Reduktionsmittel und als Katalysator.
2. Zinn(V)-oxid (Zinnsäureanhydrid, Zinndioxid)
(SnO2) ist ebenfalls wasserunlöslich. Es ist ein weisses Pulver
(Zinnoxidschnee, Zinnweiss) oder graues Pulver. Zinnweiss wird in der Keramik
und Glasindustrie als Trübungsmittel verwendet. Das graue Pulver dient zum
Polieren von Metallen, Spiegeln usw. und auch zum Herstellen von Glasuren.
Zinn(V)-oxid ist amphoter
und bildet die Stannate der Nr. 2841.
3. Zinnsäure oder Zinn(IV)-hydroxid (Sn(OH)4)
erhält man durch Einwirken von Alkalilauge auf ein Zinnsalz. Es ist ein weisses
Pulver, das sich in Metazinnsäure umwandeln kann.
4. Metazinnsäure wird aus Zinnsäure gewonnen.
Sie ist ein wasserunlösliches Pulver. Man verwendet sie als Trübungsmittel in
der Keramik und als Schleifmittel in der Glasindustrie.
Von diesen Zinnsäuren
leiten sich die Stannate der Nr. 2841 ab.
Hierher gehören
nicht:
a) Natürliches Zinn(IV)-oxid (Kassiterit), ein
Erz der Nr. 2609.
b) Zinnschlacken, Mischungen aus Zinnoxid und
Zinn, die beim Schmelzen dieses Metalls anfallen (Nr. 2620).
16) Wolframoxide und -hydroxide. Das wichtigste
Oxid ist das Wolframsäureanhydrid (Wolframtrioxid) (WO3), das man in
der Metallurgie dieses Metalls durch Behandlung der natürlichen Wolframate der
Nr. 2611 (Wolframit, Scheelit) erhält. Es ist ein zitronengelbes,
wasserunlösliches, kristallines Pulver, das beim Erhitzen orangefarben wird.
Man verwendet es zum Herstellen von Wolframglühfäden für elektrische Lampen und
in der Keramikmalerei.
Es gibt mehrere
Hydroxide, insbesondere Wolframsäure (gelbes Hydrat) (H2WO4),
von der sich die gewöhnlichen Wolframate der Nr. 2841 ableiten.
Natürliches
Wolframoxid (Wolframocker, Tungstit) gehört zu Nr. 2530.
17) Wismutoxide und -hydroxide
a) Wismut(III)-oxid (Wismuttrioxid,
Wismutsesquioxid) (Bi2O3) wird aus Wismutnitrat oder
-carbonat gewonnen. Es ist ein blassgelbes, wasserunlösliches Pulver, das beim
Erhitzen rot wird. Man verwendet es in der Glasindustrie und Keramik.
b) Wismut(V)-oxid (Wismutpentoxid) (Bi2O5)
ist ein bräunlichrotes Pulver.
c) Wismut(III)-hydroxid (Bi(OH)3).
Natürlicher
Wismutocker, der hauptsächlich aus Wismuttrioxiden besteht, gehört zu Nr. 2617.
Quecksilberoxide gehören nicht zu dieser Nummer (Nr. 2852).
Unterkapitel V
Metallsalze und -peroxosalze der anorganischen
Säuren
Allgemeines
Metallsalze entstehen durch Substitution des Wasserstoffs einer Säure
durch ein Metall oder durch das Ammoniumion (NH4+). In flüssigem
Zustand oder in Lösung sind sie Elektrolyte, die an der Kathode ein Metall
(oder ein Metallion) abscheiden.
Salze heissen neutral,
wenn alle Wasserstoffatome durch Metall ersetzt sind, sauer, wenn sie noch
einen Teil der durch Metall ersetzbaren Wasserstoffatome enthalten, basisch,
wenn sie mehr basisches Oxid enthalten als erfoderlich ist, um die Säure zu
neutralisieren (z.B. basisches Cadmiumsulfat (CdSO4).CdO)).
Zu Unterkapitel V
gehören die Metallsalze der Säuren der Unterkapitel II (Säuren der
Nichtmetalle) und IV (Metallhydroxide mit Säurefunktion).
Doppel- oder
Komplexsalze.
Bestimmte Doppel- oder
Komplexsalze sind speziell in den Nrn. 2826 bis 2841 genannt, z.B.: die
Fluorosilicate, Fluoroborate und anderen Fluorosalze (Nr. 2826); die Alaune
(Nr. 2833); die komplexen Cyanide (Nr. 2837) usw. Wegen der nicht speziell
genannten Doppel- oder Komplexsalze s. die Erläuterung zu Nr. 2842.
Zu diesem
Unterkapitel gehören insbesondere nicht:
a) Die Salze des Kapitels 25, insbesondere
Natriumchlorid.
b) Salze, die Erze oder andere Erzeugnisse des
Kapitels 26 darstellen.
c) Verbindungen von Edelmetallen (Nr. 2843),
von radioaktiven Elementen (Nr. 2844), von Seltenerdmetallen, von Yttrium, von
Scandium oder von Mischungen dieser Metalle (Nr. 2846) oder von Quecksilber
(Nr. 2852).
d) Phosphide, Carbide, Hydride, Nitride, Azide,
Silicide und Boride (Nr. 2848 bis 2850) und Ferrophosphore (Abschnitt XV).
e) Salze des Kapitels 31.
f) Pigmente, Trübungsmittel und zubereitete
Farben, Schmelzglasuren und andere Zubereitungen des Kapitels 32; ungemischte
Metallsalze, die in diesem Zustande verwendbar sind (ausgenommen Luminophore)
bleiben in diesem Teilkapitel; sind sie dagegen untereinander oder mit anderen
Stoffen gemischt, um Pigmente zu bilden, so gehören sie zu Kapitel 32; das
gleiche gilt für Luminophore, auch wenn sie nicht gemischt sind (Nr. 3206).
g) Desinfektionsmittel, Insekticide, Fungicide,
Herbicide, Mittel gegen Nagetiere, Schädlingsbekämpfungsmittel und dergleichen
(s. die Erläuterungen zu Nr. 3808).
h) Flussmittel und andere Hilfsmittel zum
Schweissen von Metallen (Nr. 3810).
i) Künstliche Kristalle der halogenhaltigen
Salze der Alkalimetalle oder Erdalkalimetalle (ausgenommen optische Elemente)
mit einem Stückgewicht von 2,5 g und mehr (Nr. 3824); stellen diese Kristalle
optische Elemente dar, so gehören sie zu Nr. 9001.
k) Edelsteine, Schmucksteine und synthetische
Steine (Nrn. 7102 bis 7105).
2826. Fluoride; Fluorosilicate,
Fluoroaluminate und andere komplexe Fluorsalze
A. Fluoride
Hierher gehören, unter Vorbehalt der in der Einleitung zu diesem
Unterkapitel genannten Ausnahmen, die Fluoride, die Metallsalze der
Fluorwasserstoffsäure (Flusssäure) der Nr. 2811. Die alte Bezeichnung
Fluorhydrate oder saure Fluoride ist heute im speziellen den Fluoriden, welche
mit Fluorwasserstoffsäure kristallisieren, vorbehalten.
Die wichtigsten hier
inbegriffenen Fluoride sind nachstehend aufgeführt:
1) Ammoniumfluoride. Es handelt sich um das
neutrale Fluorid (NH4F) und das saure Fluorid (NH4F.HF)
(Fluorhydrat). Sie sind farblose Kristalle, die zerfliessen, wasserlöslich und
giftig sind. Man verwendet sie als Antiseptika (zum Konservieren von Häuten und
zum Imprägnieren von Holz), anstatt der Fluorwasserstoffsäure (um die Milch-
und Buttersäuregärung zu verhindern), in der Färberei (Beizmittel), beim Ätzen
von Glas (insbesondere das saure Fluorid), zum Entzundern von Kupfer, in der
Metallurgie (zum Aufschliessen der Erze, zur Gewinnung von Platin), usw.
2) Natriumfluoride. Es gibt ein neutrales
Fluorid (NaF) und ein saures Fluorid (NaF.HF). Man erhält sie durch Calcinieren
des natürlichen Calciumfluorids der Nr. 2529 (Fluorit, Flussspat) und eines
Natriumsalzes. Es sind farblose Kristalle, wenig wasserlöslich und giftig. Man
verwendet sie ebenso wie die Ammoniumfluoride als Antiseptika (zum Konservieren
von Häuten, Holz, Eiern), anstatt der Fluorwasserstoffsäure (alkoholische
Gärung), zum Beschriften und Mattieren von Glas, ferner zum Herstellen von
Schmelzglasuren und als Schädlingsbekämpfungsmittel.
3) Aluminiumfluorid (AlF3) wird aus
Bauxit und Fluorwasserstoffsäure gewonnen; es bildet farblose, wasserunlösliche
Kristalle. Man verwendet es als Flussmittel bei der Emailherstellung und in der
Keramik sowie zum Reinigen von Wasserstoffperoxid.
4) Kaliumfluoride. Neutrales Kaliumfluorid
(KF.2H2O) kommt in farblosen Kristallen in den Handel, die
zerfliessen, leicht wasserlöslich und giftig sind. Es gibt ein saures Fluorid
(KF.HF). Ihre Verwendungszwecke sind die gleichen wie die der Natriumfluoride.
Das saure Fluorid verwendet man ausserdem in der Metallurgie von Zirkon und
Tantal.
5) Calciumfluorid (CaF2).
Natürliches Calciumfluorid (Fluorit, Flussspat), das zu Nr. 2529 gehört,
dient zum Herstellen des hier genannten Fluorids, das in wasserunlöslichen,
farblosen Kristallen oder gallertartig in den Handel kommt. Es ist ein
Flussmittel in der Metallurgie (insbesondere bei der Herstellung von Magnesium
durch Elektrolyse des Carnallit), bei der Glasherstellung und in der Keramik.
6) Chromtrifluorid (CrF3.4H2O)
ist ein dunkelgrünes, wasserlösliches Pulver. Seine wässerigen Lösungen greifen
Glas an. Es wird in der Färberei als Beizmittel verwendet.
7) Zinkfluorid (ZnF2) ist ein
weisses, wasserunlösliches Pulver. Man verwendet es zum Imprägnieren von Holz,
zum Herstellen von Schmelzglasuren und zu Elektrolysen.
8) Antimonfluoride werden durch Einwirken von
Fluorwasserstoffsäure auf Antimonoxide hergestellt. Man erhält so das
Antimontrifluorid (SbF3), das in weissen Nadeln kristallisiert,
wasserlöslich ist und zerfliesst, und das Antimonpentafluorid (SbF5),
eine viskose Flüssigkeit, die sich unter Zischen in Wasser löst und ein Hydrat
(mit 2H2O) bildet. Diese Salze werden in der Keramik
(Trübungsmittel), der Färberei und beim Zeugdruck als Beizmittel verwendet.
9) Bariumfluorid (BaF2) wird aus
Fluorwasserstoffsäure und Bariumoxid, -sulfid oder ‑carbonat gewonnen. Es
ist ein weisses, giftiges und wenig wasserlösliches Pulver. Man verwendet es
als Pigment in der keramischen und Emailindustrie, als Antiseptikum
(Einbalsamierungen), Insekticid und Schädlingsbekämpfungsmittel.
Nicht hierher gehören
nichtmetallische Fluoride (Nr. 2812).
B. Fluorosilicate
Fluorosilicate (oder Fluosilicate) sind Salze der Hexafluorokieselsäure
(H2SiF6) der Nr. 2811. Die wichtigsten sind
folgende:
1) Natriumhexafluorosilicat
(Natriumfluorosilicat) (Na2SiF6) wird als Nebenerzeugnis
bei der Herstellung von Superphosphaten über Siliciumfluorid gewonnen. Es ist
ein weisses Pulver, das in kaltem Wasser wenig löslich ist. Man verwendet es
zum Herstellen von Milchglas und Email, künstlichen Edelsteinen, säurefesten
Zementen, Beryllium (durch Elektrolyse), zur elektrolytischen Reinigung von
Zinn, zum Koagulieren von Latex, zum Herstellen von Rattengift und Insekticiden
sowie als Antiseptikum.
2) Kaliumhexafluorosilicat (Kaliumfluorosilicat)
(K2SiF6). Weisses, geruchloses, kristallines, in Wasser
kaum lösliches Pulver, das in Salzsäure löslich ist. Es wird zur Herstellung
von glasigen Emailfritten, Keramik, Insekticiden, synthetischem Glimmer, in der
Aluminium- oder Magnesiummetallurgie eingesetzt.
3) Calciumhexafluorosilicat
(Calciumfluorosilicat) (CaSiF6) ist ein weisses, kristallines, sehr
wenig wasserlösliches Pulver, das man als weisses Pigment in der Keramik verwendet.
4) Kupferhexafluorosilicat
(Kupferfluorosilicat) (CuSiF6.6H2O) ist ein blaues,
kristallines, wasserlösliches und giftiges Pulver, das zum Erzielen von
Marmoreffekten und als Fungicid verwendet wird.
5) Zinkhexafluorosilicat (Zinkfluorosilicat)
(ZnSiF6.6H2O) ist ein kristallines, wasserlösliches
Pulver, das mit Calciumverbindungen reagiert, indem es sie oberflächlich in Calciumfluoride
umwandelt (Fluatieren); man verwendet es deshalb, um Steine und Zemente zu
härten. Dieses Salz verwendet man ferner beim elektrolytischen Verzinken, als
Antiseptikum und als Fungicid (Holzimprägnierung).
6) Bariumhexafluorosilicat
(Bariumfluorosilicat) (BaSiF6) ist ein weisses Pulver, das man als
Mittel gegen den Lanzenblattkäfer und andere Insekten sowie zur Vernichtung
schädlicher Tiere verwendet.
7) Andere Fluorosilicate. Magnesiumfluorosilicat
und Aluminiumfluorosilicat dienen ebenso wie das Zinkfluorosilicat zum Härten
von Steinen. Chromfluorosilicat und Eisenfluorosilicat werden wie das
Kupferfluorosilicat in der Farbstoffindustrie verwendet.
Topas, ein natürliches
Aluminiumfluorosilicat, fällt unter Kapitel 71.
C. Fluoroaluminate
und andere Fluorokomplexe
1) Trinatriumhexafluoroaluminat
(Natriumhexafluoroaluminat) (Na3AlF6). Synthetischer
Kryolith, wird dadurch gewonnen, dass man eine Mischung von Aluminiumoxid, das
in Fluorwasserstoffsäure gelöst ist, mit Natriumchlorid ausfällt, oder dadurch,
dass man eine Mischung von Aluminiumsulfat und Natriumfluorid schmilzt. Es
bildet weissliche, kristalline Massen und wird anstelle von natürlichem
Kryolith (Nr. 2530) in der Aluminiummetallurgie, in der Feuerwerkerei, in der
Emailindustrie, in der Glasindustrie und als Insekticid verwendet.
2) Fluoroborate. Natriumfluoroborat
(Desinfektionsmittel), Kaliumfluoroborat (bei der Emailherstellung verwendet).
Chromfluoroborat und Nickelfluoroborat (in der Galvanoplastik verwendet) usw.
3) Fluorosulfate (oder Fluosulfate),
insbesondere das Doppelsalz Ammoniumantimonfluorosulfat ((NH4)2SO4SbF3)
oder das sog. Haensche Salz. Dieses kommt in löslichen Kristallen in den
Handel, greift Glas und Metalle an und wird als Beizmittel in der Färberei
verwendet.
4) Fluorophosphate, von denen einige aus
natürlichem Magnesiumfluorophosphat (Wagnerit) (Nr. 2530) oder
Aluminiumlithiumfluorophosphat (Amblygonit) (Nr. 2530) gewonnen werden.
5) Fluorotantalate (Tantalofluoride) (entstehen
in der Metallurgie von Tantal); Fluorotitanate, Fluorogermanate, Fluoroniobate,
(Niobofluoraide) Fluorozirkonate (Zirkonofluoraide entstehen in der Metallurgie
von Zirkon), Fluorostannate usw.
Metalloxyfluoride (des
Berylliums usw.) und Fluorosalze gehören ebenfalls hierher, die Oxyfluoride der
nichtmetallischen Elemente jedoch zu Nr. 2812.
Fluoroformiate,
Fluoroacetate und andere organische Fluorosalze gehören zu Kapitel 29.
2827. Chloride, Oxychloride und
Hydroxychloride; Bromide und Oxybromide; Jodide und Oxyjodide
Unter Vorbehalt der in
der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten Ausnahmen gehören hierher die
Metallchloride, -oxychloride, -hydroxichloride, -bromide, -oxybromide, -jodide
und -oxyjodide oder vom Ammoniumion (NH4+). Die Halogenide und
Oxyhalogenide der nichtmetallischen Elemente werden von der Nr. 2812 erfasst.
A. Chloride
Hierher gehören die
Salze der Salzsäure der Nr. 2806.
Die wichtigsten
hierher gehörenden Chloride sind folgende:
1) Ammoniumchlorid (Salmiak, Chlorammonium) (NH4Cl)
entsteht durch Neutralisieren von Salzsäure mit Ammoniak; es kommt in
kristallinen Massen, als Pulver, Blüten oder in Broten, die durch Sublimation
gewonnen werden, in den Handel. In reinem Zustand ist es farblos, unrein gelblich;
es löst sich in Wasser. Es wird beim Bedrucken und Färben von Textilien, in der
Farbstoffindustrie, in der Gerberei (Herstellung von künstlichen Beizen), als
Düngemittel, zum Beizen von Metallen, zum Herstellen von Leclanché-Elementen,
zum Härten von Lacken und Leimen, bei Elektrolysen, in der Fotografie
(Fixierbad), usw. verwendet.
Bezüglich der
ammoniumchloridhaltigen Düngemittel siehe die Erläuterungen zu Nr. 3102.
2) Calciumchlorid (CaCl2). Diese
Verbindung kann aus den natürlichen Stassfurter Salzen oder als Nebenerzeugnis
bei der Herstellung von Natriumcarbonat gewonnen werden. Es ist je nach seinem
Reinheitsgrad weiss, gelblich oder braun und hygroskopisch. Es kann wasserfrei
(gegossen, geschmolzen, in porösen Massen oder Schuppen) oder wasserhaltig mit
6H2O (kristallisiert oder granuliert) vorkommen. Man verwendet es zu
Kältemischungen, in Frostschutzmischungen für Beton oder Staubschutzmischungen
für Strassen und Stampfböden sowie als Katalysator, zum Wasserentziehen, als
Kondensationsmittel in der organischen Synthese (z.B. Herstellung von Aminen
aus Phenol) und zum Trocknen von Gasen; man verwendet es auch in der Medizin.
3) Magnesiumchlorid (MgCl2) fällt als
Nebenerzeugnis bei der Extraktion von Kaliumsalzen an und kommt wasserfrei in
Massen, Zylindern, Lamellen oder durchscheinenden Prismen, oder kristallisiert
in farblosen Nadeln in den Handel. Es ist wasserlöslich. Man verwendet es zum
Herstellen von sehr harten Zementen (fugenlose Fussböden), zum Appretieren von
Baumwolle und anderen Textilien, als Desinfektionsmittel und Antiseptikum in
der Medizin sowie zum Imprägnieren von Holz (Feuerschutz).
Natürliches
Magnesiumchlorid (Bischofit) gehört zu Nr. 2530.
4) Aluminiumchlorid (AlCl3) gewinnt
man durch Einwirken von Chlor auf Aluminium oder von Salzsäure auf Tonerde. In
wasserfreiem oder kristallinem Zustand neigt es zum Zerfliessen, ist
wasserlöslich; in wasserfreiem Zustand raucht es in der Luft. Es kommt
besonders in wässerigen, sirupartigen Lösungen im Handel vor. Das feste Chlorid
wird in der organischen Synthese und als Beizmittel in der Färberei usw.
verwendet. In wässerigen Lösungen verwendet man das Chlorid zum Konservieren
von Holz, Entkletten von Wolle, zur Desinfektion usw.
5) Eisenchloride.
a) Eisen(II)-chlorid (Ferrochlorid) (FeCl2)
kommt wasserfrei (als Schuppen, Flitter, gelb-grünliches Pulver) oder
wasserhaltig, z.B. mit 4H2O (in grünen oder bläulichen Kristallen)
oder in grünen, wässerigen Lösungen in den Handel. Es oxidiert an der Luft und
wird dabei gelb. Es wird oft in gut verschlossenen Flaschen mit Zusatz einiger
Tropfen Alkohol aufbewahrt, die eine Oxidation verhindern. Es ist ein
Reduktions- und Beizmittel.
b) Eisen(III)-chlorid (Ferrichlorid) (FeCl3)
wird durch Lösen von Eisenoxid oder ‑carbonat oder metallischem Eisen in
Salzsäure oder Königswasser oder dadurch erhalten, dass man gasförmiges Chlor
über rotglühendes Eisen leitet. Es kommt wasserfrei als gelbe, braune oder
granatfarbene, zum Zerfliessen neigende, wasserlösliche Massen oder
hydratisiert (mit 5 oder 12 H2O) als orangefarbene, rote oder
violette Kristalle in den Handel. Das flüssige Eisenchlorid des Handels ist eine
dunkelrote, wässerige Lösung. Es wird häufiger als Ferrochlorid verwendet; es
dient zum Reinigen industrieller Abwässer, als Beizmittel, in der Fotografie
und Fotogravur, zum Patinieren von Eisen, in der Medizin (blutstillendes und
gefässverengendes Mittel) und hauptsächlich als Oxidationsmittel.
6) Kobalt(II)-chlorid (CoCl2 . 6 H2O)
bildet rosafarbene, rote oder violette Kristalle, die sich beim Erhitzen blau
färben und wasserlöslich sind. Man verwendet es zum Herstellen von Hygrometern,
Geheimtinten und als Absorptionsmittel in Gasmasken.
7) Nickel(II)-chlorid (NiCl2) kommt
wasserfrei als gelbe Blättchen, Schuppen oder Flitter in den Handel,
hydratisiert (mit 6 H2O) als grüne, zum Zerfliessen neigende, leicht
wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es als Beizmittel in der Färberei, bei
der Elektrolyse (Vernickelungsbäder) und als Absorptionsmittel in Gasmasken.
8) Zinkchlorid (ZnCl2) gewinnt man
durch Umsetzen von gerösteten Zinkerzen (Zinkblende oder Galmei) der Nr. 2608
oder aus den Aschen und Rückständen der Nr. 2620 mit Salzsäure. Es kommt
als weisse, kristalline Masse (Zinkbutter), geschmolzen oder granuliert in den
Handel. Es neigt sehr zum Zerfliessen, ist wasserlöslich, ätzend und giftig.
Seine Verwendungszwecke sind zahlreich; es ist ein Antiseptikum, ein Fungicid
und ein Mittel zum Dehydratisieren; man verwendet es als Feuerschutzmittel für
Holz, zum Konservieren von Häuten, zum Härten von Cellulose (Herstellung von
Vulkanfiber) und bei organischen Synthesen, ferner zum Entzundern beim
Schweissen, beim Färben und Bedrucken als Beizmittel, sowie zum Reinigen von
Ölen, zum Herstellen von Zahnzementen und Medikamenten (ätzende Antiseptika).
9) Zinnchloride.
a) Zinn(II)-chlorid (SnCl2) kommt
als Masse mit harzigem Bruch oder kristallin (mit 2H2O) in Form
weisser oder gelblicher Kristalle oder als Lösung von gleicher Farbe in den
Handel. Es ist korrodierend und verändert sich an der Luft. Man verwendet es
als Beizmittel im Zeugdruck, bei der Küpenfärberei (Zinnsalz der Färber), als
Beschwerung für Seide und bei der Elektrolyse.
b) Zinn(IV)-chlorid (SnCl4) ist
wasserfrei eine farblose oder gelbliche Flüssigkeit, die an feuchter Luft
weisse Dämpfe entwickelt. Hydratisiert bildet es farblose Kristalle. Es kommt
auch in gallertartigen Massen in den Handel (Zinnbutter). Man verwendet es
insbesondere als Beizmittel für Gewebe, als Beschwerung für Textilien
(Zinnbeschwerung für Seide), und gemischt mit Stannochlorid mit einem Zusatz
von Goldsalzen zum Herstellen von Cassiuspurpur zur Verzierung von Porzellan.
10) Bariumchlorid (BaCl2) wird aus dem
natürlichen Bariumcarbonat (Witherit) oder dem natürlichen Bariumsulfat (Baryt)
gewonnen. Es ist wasserlöslich und kommt wasserfrei oder geschmolzen (als
gelbliches Pulver) oder hydratisiert mit 2 H2O (in blättchenartigen
Kristallen oder rechteckigen Tafeln) in den Handel. Man verwendet es in der Färberei,
in der Keramik, als Schädlingsbekämpfungsmittel und Rattengift, zum Reinigen
von Industrieabwässern usw.
11) Titanchloride. Das wichtigste dieser Salze ist
das Titantetrachlorid (TiCl4), das in der Metallurgie von Titan
durch Einwirken von Chlor auf eine Mischung von Kohle und natürlichem
Titansäureanhydrid (Rutil, Brookit, Anatas) entsteht. Es ist eine farblose oder
gelbliche Flüssigkeit mit stechendem Geruch, die an der Luft raucht, Wasser anzieht
und dadurch hydrolysiert wird. Man verwendet es zum Herstellen von Beizmitteln
für die Färberei (Titanbeizmittel), zur Erzielung eines schillernden Glanzes
auf keramischen Erzeugnissen, als Raucherzeuger und in der organischen
Synthese.
12) Chromchloride.
a) Chrom(II)-chlorid (CrCl2) kommt
als nadelartige Kristalle oder wässerige Lösungen von azurblauer Farbe im
Handel vor. Es ist ein Reduktionsmittel.
b) Chrom(III)-chlorid (CrCl3) findet
sich im Handel als rosa- oder orangefarbene Masse oder kristalline Schuppen
oder als Hydrate (mit 6 oder 12 H2O) in grünen oder violetten
Kristallen. Man verwendet es in der Färberei, zum Beizen von Geweben, in der
Gerberei, zur elektrolytischen Verchromung, in der organischen Synthese und zum
Herstellen von gesintertem Chrom.
13) Mangan(II)-chlorid (MnCl2) wird aus
dem natürlichen Carbonat (Diallogit, Rhodochrosit) und Salzsäure gewonnen. Es kommt
als rosafarbige, kristalline Masse oder hydratisiert (z.B. mit 4 H2O),
in Form von rosafarbigen Kristallen in den Handel, die zum Zerfliessen neigen
und wasserlöslich sind. Man verwendet es zum Herstellen von braunen Farbstoffen
und bestimmten Medikamenten, als Katalysator und zum Zeugdruck.
14) Kupferchloride.
a) Kupfer(I)-chlorid (Kupfermonochlorid) (CuCl)
hat die Form eines kristallinen Pulvers oder farbloser Kristalle, ist praktisch
wasserunlöslich und oxidiert an der Luft. Man verwendet es in der Metallurgie
von Nickel und Silber und als Katalysator.
b) Kupfer(II)-chlorid (CuCl2.2H2O)
bildet grüne, zum Zerfliessen neigende, wasserlösliche Kristalle. Dieses Salz
verwendet man beim Zeugdruck, in der Fotografie, bei der Elektrolyse, als
Katalysator, als Antiseptikum, Desinfektionsmittel und Insekticid, in der
Farbstoffindustrie und in der Feuerwerkerei (bengalische Feuer) usw.
Nantokit, ein
natürliches Kupferchlorid, gehört zu Nr. 2530.
15) Antimonchloride.
a) Antimon(III)-chlorid (Antimontrichlorid, Antimonbutter)
(SbCl3) wird aus dem natürlichen Sulfid (Stibin, Antimonit) der Nr.
2617 und Salzsäure gewonnen. Es ist eine farblose, durchscheinende Masse,
absorbiert die umgebende Feuchtigkeit und nimmt dabei ein fettiges Aussehen an;
es ist ätzend. Man verwendet es zum Brünieren und Entzundern von Metallen, als
Beizmittel, bei der Herstellung von Lacken, zum Appretieren von Leder, zum
Herstellen von Antimonoxid und von Medikamenten für die Tierheilkunde.
b) Antimon(V)-chlorid (Antimonpentachlorid)
(SbCl5) ist eine farblose Flüssigkeit, die an der Luft raucht und
durch Wasser zersetzt wird. Man verwendet es als Chlorierungsmittel bei
organischen Synthesen. Es kann auch als Raucherzeuger verwendet werden.
Diese Gruppe umfasst
weder Natriumchlorid noch Kaliumchlorid, welche, auch rein, zu den Nrn. 2501
und 3104 oder 3105 gehören. Die zu Unrecht als Kalkchlorid bekannte, aber
handelsüblich als Calciumhypochlorit bezeichneteVerbindung, gehört zu Nr. 2828.
Quecksilberchloride (Quecksilber(I)-chlorid und Quecksilber(II)-chlorid)
gehören zu Nr. 2852.
B. Oxychloride und
Hydroxychloride
Hierher gehören die
Metalloxychloride und -hydroxychloride.
Die wichtigsten
Oxychloride und Hydroxychloride sind folgende:
1) Kupferoxychloride und -hydroxychloride.
Kristalline, blaue Pulver, die als Insekticide und Fungicide und als Farbstoffe
verwendet werden.
Atacamit, ein
natürliches Kupferhydroxychlorid, gehört zu Nr. 2603.
2) Aluminiumhydroxychlorid (Al2Cl(OH)5.xH2O),
ein weissgelbliches Pulver, das in der Kosmetik gegen Transpiration gebraucht
wird.
3) Chromoxychlorid (Chromylchlorid) (CrCl2O2),
ist eine rote Flüssigkeit mit reizendem Geruch, die an der Luft raucht und
durch Wasser zersetzt wird. Es wird in der Gerberei als Beizmittel und als
Oxidationsmittel verwendet.
4) Zinnoxychlorid, graue oder weisse amorphe
Stücke, wasserlöslich, wird als Beizmittel verwendet.
5) Antimonoxychlorid (SbClO), ein weisses
Pulver; es wird bei der Herstellung von Raucherzeugern, von Farben und
Medikamenten verwendet.
6) Bleioxychloride und -hydroxychloride. Diese
Erzeugnisse, die aus Bleioxid (Bleiglätte) und einem Alkalichlorid gewonnen
werden, sind weisse Pulver. Sie werden zum Herstellen der Bleichromate
verwendet und sind Pigmente (Casselergelb) für Wasser-, Tempera- und Ölfarben
oder zur Herstellung anderer komplexer Farben.
7) Wismutoxychlorid (Wismuthylchlorid) (BiClO)
ist ein weisses Pulver und dient als Pigment (Perlweiss) bei der Herstellung
von künstlichen Perlen.
C. Bromide und
Oxybromide
Hierher gehören die
Salze der Bromwasserstoffsäure (Nr. 2811) und die Oxybromide.
1) Natriumbromid (NaBr) wird durch ein
Verfahren gewonnen, das dem für Ammoniumbromid beschriebenen entspricht, oder
auch durch Umsetzen des durch direkte Einwirkung von Brom auf Eisendrehspäne
gewonnenen Eisenbromids mit einem Natriumsalz. Man kann es wasserfrei und wenig
beständig durch Kristallisation bei einer Temperatur über 51° C oder
hydratisiert (mit 2H2O) in dicken, kubischen Kristallen durch
Kristallisation unterhalb dieser Temperatur erhalten. Es ist ein farbloser,
hygroskopischer und in Wasser löslicher fester Stoff. Es wird in der Medizin
und Fotografie verwendet.
2) Kaliumbromid (KBr) wird in gleicher Weise
hergestellt und verwendet wie Natriumbromid. Es ist wasserfrei und
grobkristallin.
3) Ammoniumbromid (NH4Br). Es wird
durch Umsetzen von Bromwasserstoff mit Ammoniak gewonnen. Es bildet farblose
Kristalle und ist wasserlöslich. An der Luft wird es gelb und zersetzt sich
langsam. Es verflüchtigt sich beim Erhitzen. Man verwendet es in der Medizin
(als Nervenberuhigungsmittel), in der Fotografie (als Entwicklungsverzögerer)
und als Mittel zum Unentflammbarmachen.
4) Calciumbromid (CaBr2.6H2O)
wird aus Calciumcarbonat und Bromwasserstoff hergestellt. Es kommt als
farblose, zerfliessende und leicht wasserlösliche Kristalle in den Handel. Man
verwendet es in der Medizin und in der Fotografie.
5) Kupferbromide und -oxybromide.
1. Kupfer(I)-bromid (CuBr) wird durch Reduktion
von Cupribromid gewonnen. Es bildet farblose, wasserunlösliche Kristalle; es
wird in der organischen Synthese verwendet;
2. Kupfer(II)-bromid (CuBr2) wird
unmittelbar durch Reaktion von Brom auf Kupfer gewonnen. Es bildet
zerfliessende, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es in der organischen
Synthese und in der Fotografie.
6) Andere Bromide und Oxybromide. Es sind noch
zu nennen: Strontiumbromid und Bariumbromid. Das erste wird in der Therapie
verwendet.
D. Jodide und
Oxyjodide
Hierher gehören die
Salze der Jodwasserstoffsäure der Nr. 2811 und die Oxyjodide.
1) Ammoniumjodid (NH4J) wird dadurch
erhalten, dass man Jodwasserstoff auf Ammoniak oder Ammoniumcarbonat einwirken
lässt. Es ist ein weisses, kristallines, hygroskopisches, leicht
wasserlösliches Pulver. Man verwendet es als Medikament bei Kreislaufstörungen
und Emphysemen sowie in der Fotografie.
2) Natriumjodid (NaJ) wird dadurch erhalten,
dass man Jodwasserstoff auf Natriumhydroxid oder Natriumcarbonat einwirken
lässt, oder dass man das durch direkte Einwirkung von Jod auf Eisenfeilspäne
gewonnene Eisenjodid mit einem Natriumsalz umsetzt. Man stellt es auch durch
Erhitzen von Jodaten dar. Wasserfrei oder hydratisiert bildet es Kristalle. Es
zerfliesst, ist leicht wasserlöslich und verändert sich an der Luft und bei
Licht. Noch häufiger als Ammoniumjodid wird es in der Medizin verwendet. Man
verwendet es auch zum Jodieren von Speisesalz und in der Fotografie.
3) Kaliumjodid (KJ) wird in gleicher Weise
hergestellt und verwendet wie Natriumjodid, ist jedoch haltbarer. Es kommt in
wasserfreiem Zustand als farblose oder undurchsichtige Kristalle in den Handel.
4) Calciumjodid (CaJ2) wird aus
Calciumcarbonat und Jodwasserstoffsäure gewonnen. Es kommt als glänzende,
farblose Kristalle oder perlmutterartige, weisse Blättchen in den Handel. Es
ist wasserlöslich und wird an der Luft gelb. Es wird in der Fotografie
verwendet.
5) Andere Jodide und Oxyjodide. Es sind noch zu
nennen:
a) Lithiumjodid (verwendet in der Pharmazie),
Strontiumjodid, Antimonjodid, Zinkjodid und Eisenjodid (beide in der Pharmazie
und als Antiseptika verwendet), Bleijodid (mit metallischem Glanz, als Farben
in der Kautschukindustrie), Wismutjodid (Reagens).
b) Antimonoxyjodid, Kupferoxyjodid und
Bleioxyjodid.
Quecksilberjodide
(Quecksilber(I)-jodid und Quecksilber(II)-jodid) gehören zu Nr. 2852.
2828. Hypochlorite; handelsübliches
Calciumhypochlorit; Chlorite; Hypobromite
Hierher gehören unter
dem Vorbehalt der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten
Ausnahmen die Metallhypochlorite, -chlorite und -hypobromite und handelsübliches
Calciumhypochlorit.
A. Hypochlorite
Sie sind die wichtigsten. Wegen ihres Hauptverwendungszwecks werden sie
manchmal Entfärbungschloride genannt. Sie sind in Wirklichkeit unbeständige
Salze, die sich an der Luft verändern und mit Säuren, auch schwachen Säuren,
unterchlorige Säure bilden. Diese gibt leicht das in ihr enthaltene Chlor ab
und ist deshalb ein sehr kräftiges Oxidations- und Entfärbungsmittel.
1) Natriumhypochlorit (NaClO.6H2O).
In wässerigen Lösungen wird dieses Erzeugnis heute im Handel als Eau de Javelle
bezeichnet. Man stellt es durch Elektrolyse von Natriumchlorid in wässeriger
Lösung oder durch Umsetzen von Calciumhypochlorit mit Natriumsulfat oder
-carbonat oder durch Umsetzen von Natriumhydroxid mit Chlor her. Dieses Salz
ist leicht wasserlöslich und konnte nicht wasserfrei hergestellt werden; es ist
ziemlich unbeständig und wärme- und lichtempfindlich. Die wässerigen Lösungen
sind farblos oder gelblich und riechen nach Chlor; in unreinem Zustand
enthalten sie im Allgemeinen etwas Natriumchlorid. Man verwendet sie zum
Entfärben von pflanzlichen Fasern und Papiermasse, zum Desinfizieren von
Räumen, zum Reinigen von Wasser, zum Herstellen von Hydrazin.
Natriumhypochlorit verwendet man in der Fotografie als Schnellentwickler zum
Entwickeln von lichthoffreien Platten (Leukogen) und in der Medizin als
Antiseptikum (mit Borsäure bildet es die Dakinsche Lösung).
2) Kaliumhypochlorit (KClO.6H2O).
Die wässerige Lösung dieses Salzes ist das Erzeugnis, das man früher
"Javellwasser" nannte. Es gleicht dem vorgenannten Erzeugnis in jeder
Hinsicht.
3) Andere Hypochlorite. Es sind noch
Ammoniumhypochlorit (stärkeres Desinfektionsmittel als Calciumhypochlorit),
Bariumhypochlorit, Magnesiumhypochlorit, Zinkhypochlorit zu nennen. Alle diese
Erzeugnisse sind Entfärbungs- und Desinfektionsmittel.
B. Handelsübliches
Calciumhypochlorit
Calciumhypochlorit.
Dieses im Handel fälschlicherweise Chlorkalk genannte Erzeugnis besteht im
Wesentlichen aus unreinem Calciumhypochlorit, das Calciumchlorid und manchmal
auch Calciumoxid und -hydroxid enthält. Man stellt es durch Sättigen von
gelöschtem Kalk mit Chlor her. Es ist amorph, pulvrig, weiss und zieht Wasser
an, wenn es Calciumchlorid enthält. Es ist wasserlöslich und empfindlich gegen
Einwirkung von Licht, Hitze und Kohlendioxid. Es greift tierische Fasern und
organische Stoffe an und zerstört Farbstoffe. Man verwendet es zum Bleichen von
pflanzlichen Spinnstoffen und Papiermassen, als Desinfektionsmittel und
Antiseptikum (Reinigung des Wassers durch Javellisation), zum Bestreuen von mit
Giftgas oder Giftstoffen verseuchtem Gelände. In reinem Zustand kommt
Calciumhypochlorit kristallin oder in nach Chlor riechenden Lösungen in den Handel.
Es ist etwas beständiger als das unreine Erzeugnis.
Calciumchlorid (CaCl2)
gehört zu Nr. 2827.
C. Chlorite
Hierher gehören die
Salze der chlorigen Säure (HClO2).
1) Natriumchlorit (NaClO2). Es kommt
als wasserfreie oder hydratisierte (mit 3H2O) Masse oder in
wässerigen Lösungen in den Handel. Es ist bis 100 °C beständig. Es ist ein sehr
kräftiges Oxidations- und Ätzmittel, weshalb es in der Färberei und als
Bleichmittel verwendet wird.
2) Aluminiumchlorit wird zu denselben Zwecken
wie Natriumchlorit verwendet.
D. Hypobromite
Hierher gehören die
Salze der unterbromigen Säure (HBrO) der Nr. 2811.
Kaliumhypobromit dient
zum Bestimmen des Stickstoffs in bestimmten organischen Verbindungen.
2829. Chlorate und Perchlorate; Bromate
und Perbromate; Jodate und Perjodate
Hierher gehören unter
dem Vorbehalt der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten
Ausnahmen die Metallchlorate, - perchlorate, -bromate, -perbromate, -jodate und
-perjodate.
A. Chlorate
Hierher gehören die
Salze der Chlorsäure (HClO3) der Nr. 2811.
1) Natriumchlorat (NaClO3) wird
durch Elektrolyse einer wässerigen Natriumchloridlösung hergestellt. Es kommt
als farblose Kristalle in den Handel, die glänzen und in Wasser sehr leicht
löslich sind; es gibt seinen Sauerstoff ziemlich leicht ab. Als Verunreinigung
enthält es oft Alkalichloride. Es wird mannigfaltig verwendet: als Oxidationsmittel
in der organischen Synthese, zum Zeugdruck (Färben mit Anilinschwarz), bei der
Herstellung von Zündern, Pasten für Zündholze, als Herbicid usw.
2) Kaliumchlorat (KClO3) wird wie
das Natriumchlorat gewonnen. Kaliumchlorat bildet farblose Kristalle und ist
wenig wasserlöslich. Die übrigen Eigenschaften sind gleich denen des
Natriumchlorates. Man verwendet es auch in der Medizin und zum Herstellen von
Brisanzsprengstoffen (vom Cheddit-Typ).
3) Bariumchlorat (Ba(ClO3)2)
wird durch Elektrolyse einer Bariumchloridlösung gewonnen. Es bildet farblose,
wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es als grünen Farbstoff in der
Feuerwerkerei und zum Herstellen von Sprengstoffen und gewissen anderen
Chloraten.
4) Andere Chlorate: Es sind noch zu nennen:
Ammoniumchlorat, das zum Herstellen von Sprengstoffen verwendet wird;
Strontiumchlorat, das denselben Verwendungszweck hat und ausserdem in der
Feuerwerkerei zum Erzeugen von rotem Licht verwendet wird; Chromchlorat, das in
der Färberei als Beizmittel verwendet wird; Kupferchlorat, in grünen Kristallen,
das in der Färberei und zum Herstellen von Sprengstoffen und zum Erzeugen von
grünem Licht in der Feuerwerkerei verwendet wird.
B. Perchlorate
Hierher gehören die Salze der Perchlorsäure (HClO4) der Nr.
2811. Diese Salze, die starke Oxidationsmittel sind, werden in der
Feuerwerkerei und in der Sprengstoffindustrie verwendet.
1) Ammoniumperchlorat (NH4ClO4)
wird aus Natriumperchlorat gewonnen. Es bildet farblose Kristalle, die
besonders in der Wärme wasserlöslich sind; beim Erhitzen zersetzt es sich,
manchmal unter Explosion.
2) Natriumperchlorat (NaClO4) wird
durch Elektrolyse von gekühlten Natriumchloratlösungen gewonnen. Es bildet
farblose und zerfliessende Kristalle.
3) Kaliumperchlorat (KClO4) wird aus
Natriumperchlorat gewonnen. Es ist ein farbloses, kristallines Pulver, löst
sich verhältnismässig wenig und explodiert bei Schlag. Man verwendet es in der
chemischen Industrie als ein stärkeres Oxidationsmittel als das Chlorat.
4) Andere Perchlorate. Es sind noch zu nennen:
Bariumperchlorat (hydratisiertes Pulver), und Bleiperchlorat; dieses ist in
gesättigter Lösung eine schwere Flüssigkeit (Dichte 2,6). Sie wird zur Trennung
durch Flotation verwendet.
C. Bromate und
Perbromate
Hierher gehören die
Salze der Bromsäure (HBrO3) der Nr. 2811, z.B. Kaliumbromat (KBrO3),
und die Salze der Perbromsäure (HBrO4).
D. Jodate und
Perjodate
Hierher gehören Salze
der Jodsäure (HJO3) der Nr. 2811 und die Salze der Perjodsäure der
Nr. 2811.
Natriumjodat (NaJO3),
das neutrale Kaliumjodat (KJO3) und Kaliumhydrogenbisjodat (KH(JO3)2)
werden in der Medizin und als Reagenzien bei Analysen verwendet. Kristallines
Bariumjodat dient zum Herstellen von Jodsäure.
Die Natriumperjodate
(Mono- und Dinatriumperjodat) werden gewonnen, indem man Natriumjodat in
alkalischer Lösung mit Chlor behandelt.
2830. Sulfide; Polysulfide, auch chemisch
nicht einheitlich
Hierher gehören, unter dem Vorbehalt der in der Einleitung zu diesem
Unterkapitel aufgeführten Ausnahmen, die Metallsulfide oder Salze der
Schwefelwasserstoffsäure (H2S) der Nr. 2811. Die alte Bezeichnung
Sulfhydrate ist genauer den Hydrogensulfiden vorbehalten. Die Sulfide der nicht
metallischen Elemente gehören zu Nr. 2813.
1) Natriumsulfide.
a) Neutrales Sulfid (Na2S) wird
durch Reduktion des Natriumsulfats mit Kohle gewonnen. Es kommt entweder
wasserfrei als weissliche Masse oder Tafeln (konzentriertes oder gegossenes
Sulfid), die wasserlöslich sind und an der Luft in Sulfat übergehen, oder
hydratisiert (mit 9H2O) je nach seiner Reinheit als farblose oder
grünliche Kristalle in den Handel. Als schwaches Reduktionsmittel dient es zum
Herstellen organischer Derivate usw. Es begünstigt die Absorption von Öl auf
der Oberfläche der Erze durch deren Schwefelung (Flotation). Man verwendet es
auch als Enthaarungsmittel (in der Gerberei und der Kosmetik) und als Schädlingsbekämpfungsmittel.
b) Saures Sulfid (Natriumsulfhydrat) (NaHS)
wird durch Einwirken von Schwefelwasserstoff auf neutrales Sulfid erhalten. Es
kommt als farblose, wasserlösliche Kristalle vor. Man verwendet es in der Gerberei
(als Enthaarungsmittel), in der Färberei, als Absorptionsmittel für Kupfer bei
der Reinigung von Nickel, als Reduktionsmittel in der organischen Synthese usw.
2) Zinksulfid (ZnS). Das künstliche Zinksulfid
wird als Hydrat gewonnen, indem man ein Alkalizinkat mit Natriumsulfid fällt.
Es ist eine weisse Paste oder ein weisses Pulver, das sich fettig anfühlt und
oft Zinkoxid oder andere Verunreinigungen enthält. Dieses Pigment wird in
reinem Zustand oder in Mischung mit Magnesia (für die Kautschukindustrie)
verwendet. Zusammen mit Bariumsulfat gefällt ergibt es Lithopone (Nr. 3206).
Mittels Silber, Kupfer usw. aktiviert stellt es ein Luminophor der
Nr. 3206 dar. Es gehört nur hierher, wenn es weder gemischt noch aktiviert
ist.
Zinkblende, ein
natürliches Zinksulfid, gehört zu Nr. 2608, Wurzit, ebenfalls ein natürliches
Zinksulfid, gehört jedoch zu Nr. 2530.
3) Cadmiumsulfid (CdS). Künstliches
Cadmiumsulfid stellt man durch Fällen eines Cadmiumsalzes (z.B. des Sulfates)
mit Schwefelwasserstoffwasser oder mit einem Alkalisulfid her. Es ist ein
gelbes Pigment (Cadmiumgelb), das man in der Kunstmalerei und bei der
Herstellung von Blendschutzgläsern verwendet. Zusammen mit Bariumsulfat gefällt
ergibt es Farbkörper von lebhaftem Gelb, die für industrielle Anstriche und in
der Keramik verwendet werden (Nr. 3206).
Natürliches
Cadmiumsulfid (Greenockit) gehört zu Nr. 2530.
4) Ammoniumhydrogensulfid (Ammoniumsulfhydrat)
(NH4HS) kommt als kristalline Blättchen oder Nadeln in den Handel,
ist sehr flüchtig und wird bei organischen Synthesen und in der Fotografie
verwendet.
5) Calciumsulfid (CaS) wird durch Glühen einer
Mischung von Calciumsulfat und Kohle gewonnen. Es ist eine graue oder gelbliche
Masse, die manchmal leuchtet und sehr wenig wasserlöslich ist. Es enthält oft
Sulfat und andere Verunreinigungen. Allein oder mit Arsenoxid oder Kalk
behandelt dient es zum Enthaaren von Häuten. Man verwendet es auch in der
Kosmetik als Enthaarungsmittel, in der Medizin als Mikrobenbekämpfungsmittel,
für metallurgische Prozesse und zur Herstellung von Leuchtfarben.
6) Eisensulfide. Das wichtigste künstliche
Eisensulfid ist Ferrosulfid (FeS), das man durch Schmelzen einer Mischung von
Schwefel und Eisenfeilspänen gewinnt. Es kommt als schwärzliche Tafeln oder
Stücke mit Metallglanz in den Handel. Man verwendet es zum Herstellen von
Schwefelwasserstoff und in der Keramik.
Die natürlichen
Eisensulfide gehören zu Nr. 2502 (nicht geröstete Pyrite) oder 7103 oder 7105
(Markasit). Die natürlichen Doppelsulfide, die Eisen mit Arsen (Mispickel) und
Kupfer (Bornit, Kupferkies, Chalkopyrit) bildet, gehören zu Nr. 2530 und 2603.
7) Strontiumsulfid (SrS) ist eine graue, an der
Luft gelb werdende Masse; es dient als Enthaarungsmittel in der Gerberei und
der Kosmetik sowie zum Herstellen von Leuchtfarben.
8) Zinnsulfid. Künstliches Stannisulfid (SnS2)
(Zinndisulfid), das man durch Erhitzen einer Mischung von Schwefel und
Ammoniumchlorid mit Zinnoxid oder -amalgam gewinnt, kommt in goldgelben
Schuppen oder Pulver in den Handel. Es ist wasserunlöslich und sublimiert in
der Hitze. Man verwendet es zum Bronzieren von Holz, Gips usw.
9) Antimonsulfide.
a) Künstliches Antimontrisulfid
(Antimonsesquisulfid) (Sb2S3). Wenn man eine Säure auf das in einer ätzenden
Lauge gelöste natürliche Sulfid einwirken lässt, erhält man ein rotes oder
orangefarbenes Pulver (gefälltes Antimontrisulfid), das allein oder in Mischung
mit dem Pentasulfid oder mit anderen Erzeugnissen (Antimonvermillon,
Antimonkarmoisin) als Pigment in der Kautschukindustrie verwendet wird. Wenn
man natürliches Antimonsulfid schmilzt, erhält man schwarzes Antimontrisulfid
mit glänzendem Bruch, das in der Feuerwerkerei, zum Herstellen von
Zündholzpasten, von Zündhütchen, Sprengkapseln (mit Kaliumchlorat), Blitzlichtpulver
für die Fotografie (mit Kaliumchromat) usw. verwendet wird. Mit Natriumcarbonat
erhitzt, ergibt es den Kermes mineralis, der sich im Wesentlichen aus
Antimontrisulfid und Natriumpyroantimonat zusammensetzt und in der Medizin
verwendet wird (Nr. 3824).
b) Antimonpentasulfid (Antimongoldschwefel) (Sb2S5)
wird durch Ansäuern einer Lösung von Natriumthioantimonat (Schlippesches Salz)
gewonnen. Es ist ein orangegelbes Pulver, das sich allmählich, auch bei
Dunkelheit, zersetzt. Man verwendet es zum Herstellen von Zündern, zum
Vulkanisieren von Kautschuk, in der Human- (schleimlösendes Mittel) und
Veterinärmedizin.
Natürliches
Antimonsulfid (Stibnit, Antimonit) und natürliches Antimonoxysulfid (Kermesit)
gehören zu Nr. 2617.
10) Bariumsulfid (BaS) wird durch Reduktion des
natürlichen Bariumsulfats der Nr. 2511 (Baryt) mit Kohle gewonnen. Es
kommt als Pulver oder Stücke von weisser Farbe in den Handel, wenn es rein ist.
Unrein ist es grau oder gelblich. Es ist giftig und wird wie Strontiumsulfid
verwendet.
11) Andere Sulfide. Es sind noch zu nennen:
a) Kaliumsulfid und Kaliumhydrogensulfid;
Kaliumhydrogensulfid dient zum Herstellen von Mercaptan.
b) Die Kupfersulfide, die zum Herstellen von
Elektroden und Schiffsanstrichfarben verwendet werden; natürliches Kupfersulfid
(Covellin, Kupferindigo, Chalkosin, Chalkosit) gehört zu Nr. 2603.
c) Bleisulfid, das in der Keramik verwendet
wird; natürliches Bleisulfid (Galenit) gehört zu Nr. 2607.
Diese Nummer umfasst
weder natürliches Quecksilbersulfid (Zinnober) noch künstliches
Quecksilbersulfid, die zu den Nrn. 2617 bzw. 2852 gehören.
12) Polysulfide. Die Polysulfide, die ebenfalls
hierher gehören, sind Mischungen von Sulfiden des gleichen Metalls.
a) So enthält z.B. das Natriumpolysulfid
(Natriumschwefelleber), das man durch Erhitzen von Schwefel mit Natriumcarbonat
oder mit dem neutralen Natriumsulfid erhält, besonders Natriumdisulfid (Na2S2),
-trisulfid, -tetrasulfid und Verunreinigungen (Sulfat, Sulfit usw.). Es kommt
als grünliche Tafeln in den Handel, die löslich sind, an der Luft oxidieren und
stark hygroskopisch sind. Man bewahrt es in gut verschlossenen Behältern auf.
Man verwendet es besonders als Denitrierungsmittel in der organischen Synthese
(Herstellung von Schwefelfarben), bei der Flotation, bei der Gewinnung von
Ethylenpolysulfiden, künstlichem Quecksilbersulfid, zum Herstellen von
Schwefelbädern und Mischungen zur Behandlung der Räude.
b) Kaliumpolysulfid (Kalischwefelleber) wird
ebenso wie das Natriumpolysulfid und noch häufiger als dieses für Schwefelbäder
verwendet.
Die folgenden natürlichen
Sulfide sind ebenfalls von dieser Nummer ausgenommen:
a) Nickelsulfid (Millerit) (Nr. 2530).
b) Molybdänsulfid (Molybdänit) (Nr. 2613).
c) Vanadiumsulfid (Patronit) (Nr. 2615).
d) Wismutsulfid (Bismuthin) (Nr. 2617).
2831. Dithionite und Sulfoxylate
Die Dithionite
(Hydrosulfite) sind die Salze der dithionigen Säure (H2S2O4),
die in freiem Zustand nicht isoliert werden kann. Diese Salze werden gewonnen,
indem man Bisulfitlösungen, die mit Schwefeldioxid gesättigt sind, mit
Zinkpulver reduziert. Sie sind selbst Reduktionsmittel, die in den chemischen
Industrien, in den Textilindustrien und in der Zuckerindustrie hauptsächlich
als Entfärbungsmittel verwendet werden.
Das wichtigste ist das
Natriumdithionit (Na2S2O4), das wasserfrei als
weisses, wasserlösliches Pulver oder hydratisiert (mit 2H2O) in
farblosen Kristallen in den Handel kommt. Als Reduktionsmittel verwendet man es
in der organischen Synthese, in der Farbstoffindustrie, in der Färberei, bei
Drucken und bei der Papierherstellung. Dieses Erzeugnis verändert sich, auch
kristallin, ziemlich schnell. Für bestimmte Verwendungszwecke, insbesondere als
Ätzmittel in der Textilindustrie, wird Natriumdithionit mit Formaldehyd,
manchmal unter Zusatz von Zinkoxid oder Glycerol stabilisiert. Es kann auch mit
Aceton stabilisiert werden.
Kaliumdithionit,
Calciumdithionit, Magnesiumdithionit und Zinkdithionit, die durch ähnliche
Verfahren stabilisiert sein können, sind gleichartige Erzeugnisse, die die
gleichen reduzierenden Eigenschaften haben und den gleichen Verwendungszwecken
dienen wie das Natriumdithionit.
Die stabilisierten
Dithionite gehören ebenfalls hierher, wie auch die Formaldehydsulfoxylate, die
ähnliche Erzeugnisse sind.
Die Sulfite und
Thiosulfate gehören zu Nr. 2832.
2832. Sulfite; Thiosulfate
Hierher gehören unter Vorbehalt der in der Einleitung zu diesem
Unterkapitel angeführten Ausnahmen:
A) Die Metallsulfite, Salze der schwefeligen
Säure (H2SO3) (die nur in wässerigen Lösungen bekannt
sind und dem Schwefligsäureanhydrid der Nr. 2811 entsprechen).
B) Die Metallthiosulfate oder -Hyposulfite,
Salze einer nicht isolierten Säure, der Thioschwefelsäure (H2S2O3).
Die Sulfitablaugen
gehören zu Nr. 3804 und die Hydrosulfite genannten technischen Erzeugnisse, die
durch organische Stoffe stabilisiert sind, zu Nr. 2831.
A. Sulfite
Hierher gehören die
Sulfite, Hydrogensulfite und die Disulfite.
1) Natriumsulfite. Es handelt sich hier um
Natriumhydrogensulfit (NaHSO3), Natriumdisulfit (Na2SO3.SO2
oder Na2S2O5) und Natriumsulfit (Na2SO3).
a) Natriumhydrogensulfit
("Natriumbisulfit" saures Natriumsulfit) wird durch Einwirken von
Schwefeldioxid auf eine wässerige Natriumcarbonatlösung gewonnen. Es kommt als
Pulver oder farblose Kristalle in den Handel, ist wenig beständig und riecht
nach Schwefeldioxid; es ist sehr leicht wasserlöslich. In konzentrierten
Lösungen kann es auch gelblich gefärbt sein.
Es wird als
Reduktionsmittel bei organischen Synthesen verwendet, ferner zum Herstellen von
Indigo, zum Bleichen von Wolle und Seide und zur Behandlung von Latex (Vulkanisationsmittel),
in der Gerberei, bei der Weinherstellung (Antiseptikum, welches das
Konservieren des Weins erleichtert) und zum Verringern der Schwimmfähigkeit der
Erze.
b) Natriumdisulfit (Natrium-Metabisulfit,
Natriumpyrosulfit, zuweilen ungenau als kristallisiertes Bisulfit bezeichnet)
wird aus Hydrogensulfit erhalten. Es oxidiert ziemlich schnell, vor allem an
feuchter Luft. Es wird zu gleichen Zwecken wie Natriumhydrogensulfit besonders
aber im Weinbau und in der Fotografie verwendet.
c) Das Natriumsulfit (neutrales Natriumsulfit),
das durch Neutralisieren einer Hydrogensulfitlösung mit Natriumcarbonat
erhalten wird, kommt wasserfrei (als Pulver) oder als wasserlösliche, farblose
Kristalle in den Handel (mit 7H2O). Man verwendet es in der Fotografie,
in der Brauerei, zum Behandeln von Nadelholzharz, als Antiseptikum und
Bleichmittel, zum Herstellen anderer Sulfite, Thiosulfate, organischer
Farbstoffe usw.
2) Ammoniumsulfit ((NH4)2SO3.H2O)
wird erhalten, indem man Schwefeldioxide auf Ammoniak einwirken lässt. Es
bildet farblose, wasserlösliche, an der Luft oxidierende Kristalle. Man
verwendet es in der organischen Synthese.
3) Kaliumsulfite. Sie haben entsprechende
Formen wie die Natriumsulfite:
a) Hydrogensulfit in Kristallen, in der
Färberei und bei der Weinherstellung verwendet.
b) Disulfit (Metabisulfit) ein weisses Pulver
oder Schuppen, in der Fotografie, beim Verfilzen der Haare in der
Hutherstellung und als Antiseptikum verwendet.
c) Sulfit, kristallsiert mit 2 H2O,
beim Zeugdruck verwendet.
4) Calciumsulfite umfassen:
a) Calciumbis(hydrogensulfit) (Calciumdisulfit)
(Ca(HSO3)2) wird dadurch erhalten, dass man
Schwefeldioxid auf eine wässerige Kalklösung einwirken lässt. Man verwendet es
praktisch nur in wässerigen Lösungen. Es dient zum Lösen des Lignins bei der
Holzzellstoffherstellung. Man verwendet es auch als Bleichmittel (Entfärbung
von Schwämmen), als Antichlormittel und als Klärmittel für Getränke.
b) Calciumsulfit (CaSO3) kommt als
weisses, kristallines Pulver oder als hydratisierte (mit 2 H2O)
Nadeln in den Handel. Es ist sehr wenig wasserlöslich und verwittert an der
Luft. Man verwendet es in der Pharmazie und bei der Weinherstellung.
5) Andere Sulfite. Es sind noch zu nennen: die
Magnesiumsulfite (in gleicher Weise verwendet wie die Calciumsulfite),
Zinksulfit (Antiseptikum und Beizmittel) Hydrogensulfit oder Chrombisulfit
(Beizmittel).
B. Thiosulfate
1) Ammoniumthiosulfat ((NH4)2S2O3)
wird aus Natriumthiosulfat gewonnen. Es bildet farblose, zerfliessende,
wasserlösliche Kristalle; es wird als Fixiersalz in der Fotografie und als
Antiseptikum verwendet.
2) Natriumthiosulfat (Na2S2O3.5H2O)
wird dadurch erhalten, indem man Schwefel auf eine Natriumsulfitlösung
einwirken lässt. Es kommt als farblose, leicht wasserlösliche, an der Luft
beständige Kristalle in den Handel. Man verwendet es als Fixiersalz in der Fotografie,
als Antichlormittel beim Bleichen von Spinnstoffen und Papier, in der
Chromgerberei und in der organischen Synthese.
3) Calciumthiosulfat (CaS2O3.H2O)
wird durch Oxidation von Calciumsulfid gewonnen. Es ist ein kristallines,
weisses, wasserlösliches Pulver, das in der Pharmazie und zum Herstellen
anderer Thiosulfate verwendet wird.
4) Andere Thiosulfate: Es sind noch zu nennen:
Bariumthiosulfat (Pigment mit perlmutterartigem Glanz), Aluminiumthiosulfat
(bei organischen Synthesen verwendet), Bleithiosulfat (Herstellung von
phosphorfreien Zündhölzern).
2833. Sulfate;
Alaune; Peroxosulfate (Persulfate)
A. Sulfate
Hierher gehören die
Metallsalze der Schwefelsäure (H2SO4) der Nr. 2807, vorbehältlich
der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel erwähnten Ausnahmen, und ausgenommen,
unter anderem, Quecksilbersulfate, die zu Nr. 2852 gehören, Ammoniumsulfat, das,
auch rein, zu Nr. 3102 oder 3105 gehört, und Kaliumsulfat, das, auch rein, zu
Nr. 3104 oder 3105 gehört.
1) Natriumsulfate sind:
a) Dinatriumsulfat (neutrales
Sulfat) (Na2SO4). Es kommt wasserfrei oder hydratisiert
als Pulver oder als grobe Kristalle vor, die an der Luft verwittern und sich in
Wasser unter Abkühlung auflösen. Im hydratisierten Zustand (Na2SO4.10H2O)
nennt man es Glaubersalz. Gewisse unreine Formen von Dinatriumsulfat
(Reinheitsgrad 90 - 99 %) im Allgemeinen als Nebenprodukte bei der Herstellung
von mehreren Erzeugnissen, gehören hierher. Das Dinatriumsulfat wird als Färbereihilfsstoff
verwendet. Man verwendet es in der Glasindustrie als Schmelzmittel zum Herstellen
von Glasmischungen (Herstellung von Flaschenglas, Kristallglas und optischen
Gläsern), in der Gerberei zum Konservieren von Häuten, in der Papierindustrie
(Herstellung von gewissen Holzzellstoffen), in der Textilindustrie als Füllstoff
zum Appretieren von Geweben, in der Medizin als Abführmittel usw.
Die natürlichen
Natriumsulfate (Glauberit, Polyhalit, Bloedit, Reussin, Astrakanit) gehören zu
Nr. 2530.
b) Hydrogensulfat (Saures Sulfat) (NaHSO4).
Dieses Salz, ein Rückstand der Salzsäureherstellung, ist eine geschmolzene,
weisse, zerfliessende Masse. Als Ersatz für Schwefelsäure verwendet man es
insbesondere zum Abbeizen von Metallen, zum Regenerieren von Kautschuk, in der
Metallurgie von Antimon und Tantal und als Herbicid.
c) Disulfat (Natriumpyrosulfat) (Na2S2O7)
2) Magnesiumsulfat. Das hierher gehörende künstliche
Magnesiumsulfat (Epsom-Salz oder Sedlitzsalz) (MgSO4.7H2O)
wird durch Reinigen des Kieserits oder durch Umsetzen des Dolomits mit
Schwefelsäure gewonnen. Es kommt als farblose Kristalle in den Handel,
verwittert leicht an der Luft und ist wasserlöslich. Man verwendet es als Füllstoff
zum Appretieren von Textilien, in der Gerberei, als Mittel zum Unentflammbarmachen
und als Abführmittel.
Das natürliche Sulfat
(Kieserit) gehört zu Nr. 2530.
3) Aluminiumsulfat (Al2(SO4)3)
gewinnt man, indem man Bauxit, auch gereinigt, oder verschiedene natürliche
Aluminiumsilicate mit Schwefelsäure umsetzt. Die Verunreinigungen bestehen
hauptsächlich aus Eisenverbindungen. Hydratisiert (mit 18 H2O) kommt
es als wasserlösliche, weisse Kristalle in den Handel, die sich je nach der
Konzentration der verwendeten Lösung entweder zerreiben und mit dem Fingernagel
ritzen lassen oder hart und brüchig sind. Beim Erhitzen schmilzt es in seinem
Kristallwasser und ergibt schliesslich wasserfreies Sulfat. Man verwendet es in
der Färberei als Beizmittel, in der Gerberei zum Konservieren von Leder und zur
Alaungerberei, in der Papierindustrie zum Leimen der Papiermassen, in der
Farbstoffindustrie zum Herstellen von Lacken, Methylenblau und anderen
Thiazinfarbstoffen. Man verwendet es auch zum Klären von Talg, zum Reinigen von
Industrieabwässern, in Feuerlöschern usw.
Hierher gehört auch das
basische Aluminiumsulfat, das in der Färberei verwendet wird.
4) Chromsulfate. Das bekannteste dieser Sulfate
ist das Chromisulfat (Cr2(SO4)3), das aus dem
Nitrat und Schwefelsäure dargestellt wird. Es ist ein kristallines Pulver,
violett oder grün; es kommt auch in wässerigen Lösungen in den Handel. Man
verwendet es als Beizmittel in der Färberei (Chrombeize) und in der Gerberei
(Chromgerbung). Für diesen Zweck verwendet man hauptsächlich wenig beständige
Lösungen von basischen Chromsulfaten, die Derivate von Chromisulfat oder von
Chromosulfat (CrSO4) sind. Diese verschiedenen Sulfate gehören ebenfalls
hierher.
5) Nickelsulfate. Das bekannteste dieser
Sulfate ist das Nickel(II)-sulfat (NiSO4). Es kommt wasserfrei als
gelbe und hydratisiert als smaragdgrüne (mit 7 H2O) oder bläuliche
(mit 6 H2O) Kristalle in den Handel. Es ist wasserlöslich. Man
verwendet es beim elektrolytischen Vernickeln, in der Färberei als Beizmittel,
bei der Herstellung von Gasmasken und als Katalysator bei bestimmten Synthesen.
6) Kupfersulfate.
a) Kupfer(I)-sulfat (Cu2SO4)
ist ein Katalysator, der bei der Herstellung von synthetischem Ethylalkohol
verwendet wird.
b) Kupfer(II)-sulfat (CuSO4.5H2O)
ist ein Nebenerzeugnis der elektrolytischen Reinigung von Kupfer. Man erhält es
auch aus mit stark verdünnter Schwefelsäure behandelten Kupferabfällen. Es
kommt als Kristalle oder kristallines Pulver von blauer Farbe in den Handel. Es
ist wasserlöslich und wandelt sich beim Erhitzen in wasserfreies, weisses
Sulfat um, das sehr begierig Wasser anzieht. Man verwendet es als Fungicid (s.
die Erläuterungen zu Nr. 3808) in der Landwirtschaft zum Spritzen von Getreide
und zum Herstellen von Fungicidbrühen. Man verwendet es ferner zum Herstellen
von Cuprooxid, von Kupfermineralfarben, für die Färberei (schwarz, violett oder
fliederfarben für Wolle oder Seide), zum elektrolytischen Verkupfern und
Reinigen von Kupfer, als Schwimmfähigkeitsregler (es stellt die natürliche
Schwimmfähigkeit wieder her), als Antiseptikum usw.
Natürliches basisches
Kupfersulfat (Brochantit) gehört zu Nr. 2603.
7) Zinksulfat (ZnSO4.7H2O)
wird durch Lösen von metallischem Zink, Zinkoxid, Zinkcarbonat oder gerösteter
Zinkblende in verdünnter Schwefelsäure gewonnen. Es kommt als weisse,
glasartige Masse oder in nadelförmigen Kristallen in den Handel. Man verwendet
es zum Herabsetzen der natürlichen Schwimmfähigkeit der Erze und auch zum
Herstellen von Sikkativen, als Beizmittel in der Färberei, zum elektrolytischen
Verzinken von Metallen, als Antiseptikum, als Holzkonservierungsmittel und zum
Herstellen verschiedener Zinkverbindungen. Es dient als Ausgangsstoff zum
Herstellen von Lithopone der Nr. 3206 und der ebenfalls zu Nr. 3206 gehörenden
Luminophore (Zinksulfat, mit Kupfer aktiviert).
8) Bariumsulfat. Hierher gehört das künstliche
oder gefällte Sulfat (BaSO4), das aus einer Bariumchloridlösung
durch Fällen mit Schwefelsäure oder einem Alkalisulfat erhalten wird. Es ist
ein weisses, spez. schweres (Dichte etwa 4,4), wasserunlösliches Pulver oder
eine dicke Paste. Es ist ein weisses Pigment und ein Füllstoff, den man zum Appretieren
von Geweben, bei der Herstellung von Kautschuk, gestrichenen Papieren und
Karton, Kitten, Lacken, Farben usw. verwendet. In reinem Zustand ist es undurchlässig
für Röntgenstrahlen und wird beim Durchleuchten sowie zum Herstellen von
Trübungsmitteln verwendet.
Das natürliche Sulfat
(Baryt, Schwerspat) gehört zu Nr. 2511.
9) Eisensulfate.
a) Eisen(II)-sulfat (FeSO4) wird
dadurch erhalten, dass man verdünnte Schwefelsäure auf Eisenspäne einwirken
lässt; es ist auch ein Nebenerzeugnis der Titanweisserzeugung. Als
Verunreinigungen enthält es oft Kupfer, Eisen und Arsen. Es ist leicht
wasserlöslich und kommt meist als hydratisierte, hellgrüne Kristalle (im
Allgemeinen mit 7 H2O) in den Handel, die an der Luft oxidieren und
braun werden. Sie wandeln sich beim Erhitzen in wasserfreies, weisses Sulfat
um. Die wässerigen Lösungen sind grün und werden an der Luft braun. Ferrosulfat
wird zum Herstellen von beständigen Tinten (Eisentinten), von Farben
(Herstellung von Berlinerblau), zum Herstellen der Lamming'schen Mischung (mit
gelöschtem Kalk und Sägemehl), die zum Reinigen von Leuchtgas dient, in der
Färberei, als Desinfektionsmittel, als Antiseptikum und als Herbicid verwendet.
b) Eisen(III)-sulfat (Fe2(SO4)3)
wird aus Ferrosulfat gewonnen. Es kommt als Pulver oder Tafeln von bräunlicher
Farbe in den Handel. Es ist leicht wasserlöslich und bildet mit Wasser ein
weisses Hydrat (mit 9H2O). Es wird zum Reinigen von natürlichen
Wässern und Abwässern, zum Koagulieren des Blutes in Schlachthäusern, bei der
Eisengerberei und als Fungicid verwendet. Es hemmt die Schwimmfähigkeit der
Erze und dient als Flotationsregler. Man verwendet es auch als Beizmittel in
der Färberei und zur elektrolytischen Gewinnung von Kupfer und Zink.
10) Kobaltsulfat (CoSO4.7H2O)
wird aus Kobalt(II)-oxid und Schwefelsäure gewonnen. Es bildet wasserlösliche,
rote Kristalle. Man verwendet es zum elektrolytischen Kobaltieren, als
Keramikfarbe, als Katalysator und zum Herstellen von gefällten Kobaltresinaten
(Sikkative).
11) Strontiumsulfat. Künstliches Strontiumsulfat
(SrSO4), das aus Lösungen des Chlorids gefällt wird, ist ein
weisses, wenig wasserlösliches Pulver. Man verwendet es in der Feuerwerkerei,
in der Keramik und zum Herstellen verschiedener Strontiumsalze.
Natürliches
Strontiumsulfat (Cölestin) gehört zu Nr. 2530.
12) Cadmiumsulfat (CdSO4) kommt als
wasserlösliche, farblose, wasserfreie oder hydratisierte (mit 8 H2O)
Kristalle in den Handel. Man verwendet es zum Herstellen von Cadmiumgelb (Cadmiumsulfid)
und anderen Farbstoffen, von medizinischen Erzeugnissen, in der
Elektrizitätsindustrie (Weston-Element), in der Galvanoplastik und in der
Färberei.
13) Bleisulfate
a) Künstliches neutrales Bleisulfat (PbSO4)
wird durch Fällen von Bleinitrat oder -acetat mit Schwefelsäure gewonnen. Es
kommt als Pulver oder Kristalle von weisser Farbe in den Handel und ist
wasserunlöslich. Man verwendet es insbesondere zum Herstellen von Bleisalzen.
b) Basisches Bleisulfat wird durch Erhitzen von
Bleiglätte mit Schwefelsäure erhalten. Es ist ein graues Pulver. Es kann auch
in einem Verhüttungsprozess gewonnen werden und stellt dann ein weisses Pulver
dar. Man verwendet es zum Herstellen von Pigmenten, Kitten, Mischungen in der
Kautschukindustrie usw.
Natürliches Bleisulfat
(Anglesit) ist ein Erz der Nr. 2607.
B. Alaune
Die Alaune sind
hydratisierte Doppelsulfate, die einerseits ein dreiwertiges Sulfat (Aluminium,
Chrom, Mangan, Eisen oder Indium), andererseits das Sulfat eines einwertigen Metalls
(Alkali oder Ammonium) enthalten. Man verwendet sie in der Färberei, als
Antiseptika und beim Herstellen chemischer Erzeugnisse, obgleich man dazu
neigt, sie durch einfache Sulfate zu ersetzen.
1) Aluminiumalaune
a) Gewöhnlicher Alaun oder Kaliumalaun ist ein
Kaliumaluminiumdoppelsulfat (Al2(SO4)3K2SO4.24H2O).
Man gewinnt ihn aus dem natürlichen Alunit (Alaunstein) der Nr. 2530, einem
basischen Kaliumaluminiumdoppelsulfat, das mit Tonerdehydrat gemischt ist, oder
auch aus den beiden Sulfaten, aus denen er sich zusammensetzt. Er ist ein
weisser, wasserlöslicher, kristalliner Stoff. Beim Calcinieren ergibt er ein
weisses, leichtes, wasserfreies, kristallines Pulver (calcinierter Alaun). Man
verwendet ihn zu denselben Zwecken wie Aluminiumsulfat, insbesondere zum
Herstellen von Lacken, in der Färberei, in der Gerberei (Alaungerbung), in der Fotografie,
Parfümerie usw.
b) Ammoniumalaun (Ammoniumaluminiumdoppelsulfat) (Al2(SO4)3
(NH4)2SO4.24H2O) bildet
farblose Kristalle, die besonders beim Erhitzen wasserlöslich sind. Er dient zum
Herstellen reiner Tonerde und wird in der Medizin verwendet.
c) Natriumalaun (Al2(SO4)3Na2SO4.24H2O)
ähnelt dem Kaliumalaun und bildet stark verwitternde, wasserlösliche Kristalle.
Man verwendet ihn als Beizmittel in der Färberei.
2) Chromalaune.
a) Eigentlicher Chromalaun,
Kaliumchromdoppelsulfat (Cr2(SO4)3K2SO4.24H2O)
wird durch Reduktion einer mit Schwefelsäure versetzten Kaliumdichromatlösung
mit Schwefeldioxid erhalten. Es bildet violett-rote Kristalle, die
wasserlöslich sind und an der Luft verwittern. Man verwendet ihn in der
Färberei als Beizmittel, in der Gerberei (Chromgerbung), in der Fotografie usw.
b) Ammoniumchromalaun ist ein blaues,
kristallines Pulver und wird in der Gerberei und Keramik verwendet.
3) Eisenalaune. Ammoniumeisenalaun (Fe2(SO4)3(NH4)2SO4.24H2O),
in violetten Kristallen, die an der Luft Wasser abgeben und weiss werden;
Eisen(III)kalialaun, ebenfalls in violetten Kristallen; beide werden in der
Färberei verwendet.
C. Peroxosulfate
(Persulfate)
Der Name Peroxosulfate
(Persulfate) muss den Salzen der Peroxoschwefelsäuren der Nr. 2813
vorbehalten bleiben. In trockenem Zustand sind sie ziemlich beständig; ihre wässerigen
Lösungen zersetzen sich jedoch beim Erhitzen. Es sind starke Oxidationsmittel.
1) Ammoniumperoxodisulfat ((NH4)2S2O8)
wird durch Elektrolyse von konzentrierten Ammoniumsulfatlösungen gewonnen, die
mit Schwefelsäure versetzt sind. Es bildet farblose, wasserlösliche Kristalle,
die sich bei Feuchtigkeit und Hitze spontan zersetzen. Man verwendet es in der Fotografie,
zum Bleichen und Färben von Geweben, zum Herstellen löslicher Stärke, zum
Gewinnen anderer Peroxosulfate, zum Herstellen gewisser Elektrolysebäder, in
der organischen Synthese, usw.
2) Natriumperoxodisulfat (Na2S2O8)
bildet farblose, leicht wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es als
Desinfektionsmittel, Entfärbungsmittel, zum Depolarisieren (Batterien) und zum
Gravieren auf Kupferlegierungen.
3) Kaliumperoxodisulfat (K2S2O8)
bildet farblose, leicht wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es zum
Bleichen, in der Seifenindustrie, in der Fotografie, als Antiseptikum usw.
Die natürlichen
Calciumsulfate (Gips, Anhydrit, Gipsstein) gehören zu Nr. 2520.
2834. Nitrite; Nitrate
A. Nitrite
Hierher gehören, mit Ausnahmen der in der Einleitung zu diesem
Unterkapitel angeführten Verbindungen, die Nitrite, Metallsalze der salpetrigen
Säure (HNO2) der Nr. 2811.
1) Natriumnitrit (Diazotiersalz) (NaNO2)
wird durch Reduktion von Natriumnitrat mit Blei oder im Verlauf der Herstellung
von Bleiglätte gewonnen. Es bildet farblose, hygroskopische, leicht
wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es als Oxidationsmittel in der
Küpenfärberei, bei organischen Synthesen, als Antichlormittel beim Bleichen von
Spinnstoffen, in der Fotografie, als Rattengift, zum Konservieren von Fleisch usw.
2) Kaliumnitrit (KNO2) wird auf die
gleiche Weise wie Natriumnitrit oder dadurch erhalten, dass man Schwefeldioxid
auf eine Mischung von Kalk und Salpeter einwirken lässt. Es kommt als
gelbliches, kristallines Pulver oder als gelbliche Stangen in den Handel. Es
ist oft vermischt mit andern Salzen. Es ist wasserlöslich, zerfliesst leicht
und verändert sich an der Luft. Man verwendet es zu denselben Zwecken wie
Natriumnitrit.
3) Bariumnitrit (Ba(NO2)2)
bildet oktaedrische Kristalle; es wird in der Feuerwerkerei verwendet.
4) Andere Nitrite. Es ist noch zu nennen:
Ammoniumnitrit, wenig beständig und explosiv, aus dessen Lösungen man in
Laboratorien Stickstoff herstellt.
Die Kobaltnitrite
gehören zu Nr. 2842.
B. Nitrate
Hierher gehören die
Nitrate, Metallsalze der Salpetersäure (HNO3) der Nr. 2808, mit Ausnahme
der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten Verbindungen, sowie
des Ammoniumnitrats und des auch reinen Natriumnitrates, die zu den Nrn. 3102
oder 3105 gehören (s. auch die nachstehenden Ausnahmen).
Die basischen Nitrate
gehören ebenfalls hierher.
1) Kaliumnitrat (KNO3), auch
Salpeter genannt, wird aus Natriumnitrat und Kaliumchlorid gewonnen. Es kommt
als farblose Kristalle, glasartige Massen oder als weisses, kristallines Pulver
(Schneenitrat) in den Handel. Es ist wasserlöslich, in unreinem Zustand
hygroskopisch. Ausser den bei Natriumnitrat genannten Verwendungszwecken
verwendet man es zum Herstellen von Schwarzpulver und Sprengstoffen, von chemischen
Zündern, Feuerwerkskörpern, Zündhölzern, als Flussmittel in der Metallurgie
usw.
2) Wismutnitrate
a) Wismut(III)-nitrat (Wismutnitrat) (Bi(NO3).5
H2O) wird erhalten, indem man Salpetersäure auf Wismut einwirken
lässt. Es bildet grosse, farblose, zerfliessende Kristalle. Man verwendet es
zum Herstellen von Wismutoxiden und -salzen und von gewissen Lacken.
b) Wismut(III)-dihydroxynitrat
(Dihydroxywismutnitrat, basisches Wismutnitrat, Subnitrat) (BiNO3(OH)2)
wird aus dem neutralen Nitrat gewonnen. Es ist ein weisses,
perlmutterglänzendes, wasserunlösliches Pulver. Man verwendet es in der Medizin
(gegen Magen- und Darmbeschwerden), in der Keramik (irisierende Farben), in der
Parfümerie (Schminken), bei der Herstellung von Zündhütchen usw.
3) Magnesiumnitrat (Mg(NO3)2.6
H2O) bildet farblose, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es in
der Feuerwerkerei, bei der Herstellung von feuerfesten Erzeugnissen (zusammen
mit Magnesia), Glühstrümpfen usw.
4) Calciumnitrat (Ca(NO3)2)
wird aus mit Salpetersäure behandeltem gemahlenem Kalkstein gewonnen; es tritt
als zerfliessende, weisse, in Wasser, Alkohol und Aceton lösliche Masse auf. Es
wird in der Pyrotechnik, zur Herstellung von Sprengstoffen, Zündhölzern,
Düngemitteln usw. verwendet.
5) Eisen(III)-nitrat (Fe(NO3)3
. 6 oder 9 H2O) bildet blaue Kristalle. Es dient als Beizmittel in
der Färberei und beim Bedrucken (allein oder zusammen mit dem Acetat). Die
reine wässerige Lösung wird in der Medizin verwendet.
6) Kobalt(II)-nitrat (Kobaltnitrat) (Co(NO3)2.6
H2O) bildet violette, rötliche oder bräunliche, wasserlösliche,
zerfliessende Kristalle. Man verwendet es zum Herstellen von Kobaltblau und -
gelb und von Geheimtinten, zum Verzieren von keramischen Erzeugnissen, zum
elektrolytischen Kobaltieren, usw.
7) Nickelnitrat (Ni(NO3)2.6
H2O) das grüne, zerfliessende, wasserlösliche Kristalle bildet,
verwendet man in der Keramik (braune Pigmente), in der Färberei (Beizmittel),
zum elektrolytischen Vernickeln, zum Gewinnen von Nickeloxid und zum Herstellen
von reinem Katalysatornickel.
8) Kupfer(II)-nitrat (Cu(NO3)2).
Beim Lösen von Kupfer in Salpetersäure bildet sich Kupfer(II)-nitrat, das je
nach Temperatur mit 3 oder 6 H2O kristallisiert; es sind blaue oder
grüne, wasserlösliche, hygroskopische und giftige Kristalle. Man verwendet es
in der Feuerwerkerei, in der Farbstoffindustrie, beim Färben und Bedrucken von
Geweben (Beizmittel), zum Herstellen von Cuprioxid, von fotografischen
Papieren, bei elektrolytischen Auskleidungen, zum Patinieren von Metallen usw.
9) Strontiumnitrat (Sr(NO3)2).
Wenn man Strontiumoxid oder -sulfid in Salpetersäure löst, erhält man in der
Hitze das wasserfreie Salz, in der Kälte das hydratisierte Salz (mit 4 H2O).
Es ist ein kristallines, farbloses, zerfliessendes, wasserlösliches Pulver, das
sich in der Hitze zersetzt. Man verwendet es in der Feuerwerkerei für
Rotfärbungen sowie bei der Herstellung von Zündhölzern.
10) Cadmiumnitrat (Cd(NO3)2.4
H2O) wird aus dem Oxid gewonnen. Es bildet farblose, wasserlösliche,
zerfliessende Nadeln. Man verwendet es in der Keramik, in der Glasindustrie und
als Farbstoff.
11) Bariumnitrat (Ba(NO3)2)
wird aus dem natürlichen Carbonat der Nr. 2511 (Witherit) gewonnen. Es kommt
als Kristalle oder kristallines Pulver in den Handel; es ist farblos oder
weiss, wasserlöslich und giftig. Man verwendet es in der Feuerwerkerei zum
Grünfärben, bei der Herstellung von Sprengstoffen, optischen Gläsern,
Schmelzglasuren, Bariumsalzen oder Nitraten usw.
12) Blei(II)-nitrat (Bleinitrat) (Pb(NO3)2)
wird aus Mennige und Salpetersäure gewonnen. Es ist ein Nebenerzeugnis bei der
Herstellung von Bleidioxid. Es bildet farblose, wasserlösliche, giftige
Kristalle. Man verwendet es in der Feuerwerkerei (gelbe Feuer), zum Herstellen
von Zündhölzern, Sprengstoffen und gewissen Farbstoffen, in der Gerberei, in
der Fotografie und Lithografie, bei der Herstellung von Bleisalzen und als
Oxidationsmittel in der organischen Synthese.
Ausser den bereits
oben erwähnten Ausnahmen gehören nicht hierher:
a) Quecksilbernitrate (Nr. 2852).
b) Acetonitrate (Kapitel 29) wie z.B.
Eisenacetonitrat, das als Beizmittel verwendet wird.
c) Doppelsalze, auch rein, des Ammoniumsulfats
und des Ammoniumnitrats (Nrn. 3102 oder 3105).
d) Sprengstoffe, die aus einer Mischung von
Metallnitraten bestehen (Nr. 3602).
2835. Phosphinate (Hypophosphite),
Phosphonate (Phosphite) und Phosphate; Polyphosphate, auch chemisch nicht
einheitlich
A. Phosphinate (Hypophosphite)
Hierher gehören, mit Ausnahme der in der Einleitung zu diesem
Unterkapitel angeführten Verbindungen, Phosphinate (Hypophosphite), Metallsalze
der unterphosphorigen Säure (Hypophosphorsäure) (H3PO2)
der Nr. 2811.
Es sind wasserlösliche
Salze. Beim Erhitzen zersetzen sie sich unter Entwicklung von
Phosphorwasserstoff (Phosphorhydrid), der sich spontan entzündet. Die
Alkaliphosphinate haben reduzierende Eigenschaften.
Die wichtigsten sind:
I) Natriumphosphinat (Natriumhypophosphit)
(NaH2PO2), das sich als Täfelchen oder kristallines
Pulver im Handel findet, ist weiss und hygroskopisch.
II) Calciumphosphinat (Calciumhypophosphit)
(Ca(H2PO2)2), farblose Kristalle oder ein
weisses Pulver (gewonnen durch Einwirkung von weissem Phosphor auf siedende
Kalkmilch).
Man verwendet beide in
der Medizin als Tonika und Kräftigungsmittel.
III) Ammoniumphosphinate (Ammoniumhypophosphite),
Eisenphosphinat und Bleiphosphinat.
B. Phosphonate
(Phosphite)
Hierher gehören, mit
Ausnahme der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten Verbindungen,
die Phosphonate (Phosphite), Metallsalze (neutral oder sauer) der Phosphonsäure
(phosphorige Säure) (H3PO3) der Nr. 2811.
Die wichtigsten sind:
Ammoniumphosphonat, Natriumphosphonat, Kaliumphosphonat und Calciumphosphonat,
die reduzierende, wasserlösliche Verbindungen darstellen.
C. Phosphate und
Polyphosphate
Hierher gehören, mit
Ausnahme der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten Verbindungen,
die von den Säuren der Nr. 2809 abgeleiteten Metall-Phosphate und
-Polyphosphate, nämlich:
I) Die Phosphate, Metallsalze der
Phosphorsäure (H3PO4). Dies sind die wichtigsten. Oft
bezeichnet man sie nur als Phosphate ohne genauere Angabe. Die durch diese
Säure mit einwertigen Metallen gebildeten Salze können primär, sekundär oder
tertiär sein, d.h. sie können ein, zwei oder drei Metallatome enthalten wenn
sie mit einem einwertigen Metall gebildet werden; so gibt es z.B. drei
Natriumphosphate: Natriumdihydrogenphosphat (Mononatriumphosphat) (NaH2PO4),
Dinatriumhydrogenphosphat (Dinatriumphosphat) (Na2HPO4)
und Trinatriumphosphat (Na3PO4).
II) Die Pyrophosphate (Diphosphate), Metallsalze
der Pyrophosphorsäure (H4P2O7).
III) Die Metaphosphate, Metallsalze der
Mataphosphorsäuren (HPO3)n.
IV) Andere Polyphosphate, Metallsalze der
hochmolekularen Polyphosphorsäuren.
Die wichtigsten
Phosphate und Polyphosphate sind:
1) Ammoniumphosphate und -polyphosphate
a) Triammoniumphosphat ((NH4)3PO4),
nur in wässeriger Lösung beständig.
b) Ammoniumpolyphosphate. Es gibt verschiedene
Ammoniumpolyphosphate mit einem Polymerisationsgrad von einigen bis mehreren
tausend Einheiten.
Sie kommen als weisse,
kristalline in Wasser lösliche oder unlösliche Pulver vor; sie werden zur
Herstellung von Düngern, als Lackzusatzstoffe oder flammwidrige Zubereitung
verwendet.
Sie gehören zu dieser
Nummer auch wenn ihr Polymerisationsgrad nicht definiert ist.
Ammoniumdihydrogenorthophosphat
(Ammoniumphosphat) und Diammoniumhydrogenorthophosphat (Diammoniumphosphat),
auch rein oder untereinander vermischt, gehören nicht hierher (Nr. 3105).
2) Natriumphosphate und -polyphosphate
a) Natriumdihydrogenorthophosphat
(Mononatriumphosphat) (NaH2PO4.2H2O) bildet
farblose, wasserlösliche Kristalle, die beim Erhitzen ihr Kristallwasser
abgeben (pulverisiertes Phosphat) und sich dann in Pyrophosphat und
schliesslich in Metaphosphat umwandeln. Man verwendet es in der Medizin, bei
der Herstellung künstlicher Spinnstoffe, als Koagulans für Eiweissstoffe, bei
der Elektrolyse usw.
b) Dinatriumhydrogenorthophosphat
(Dinatriumphosphat) (Na2HPO4) wasserfrei (weisses Pulver)
oder kristallin (mit 2, 7 oder 12 H2O), ist wasserlöslich. Man verwendet
es zum Beschweren der Seide (mit Zinnchlorid), um Gewebe, Holz und Papier
unentflammbar zu machen, zum Beizen von Geweben, bei der Chromgerbung, zum
Herstellen von optischen Gläsern, von Porzellanglasuren, zum Herstellen von
Backpulver, in der Farbstoffindustrie, beim Löten von Metall in der
Galvanoplastik, in der Medizin usw.
c) Trinatriumorthophosphat (Trinatriumphosphat)
(Na3PO4.12H2O), farblose, wasserlösliche
Kristalle, die beim Erhitzen einen Teil ihres Kristallwassers abgeben. Man
verwendet es als Flussmittel zum Auflösen der Metalloxide, in der Fotografie,
als Waschmittel, zum Weichmachen von Wasser und zum Lösen von Kesselstein, zum
Klären von Zucker und Likören, in der Gerberei, in der Medizin usw.
d) Natriumpyrophosphate (Natriumdiphosphat).
Das neutrale Tetranatriumpyrophosphat (neutrales Diphosphat) (Na4P2O7)
ist ein weisses, nicht hygroskopisches, wasserlösliches Pulver. Man verwendet
es zum Bleichen, bei der Herstellung von Reinigungsmitteln, von Zubereitungen,
die das Gerinnen des Blutes verhindern, für Kältemischungen, als
Desinfektionsmittel, bei der Käseherstellung usw.
Das gleich aussehende,
Dinatriumdihydrogenpyrophosphat (Na2H2P2O7),
zweisäuriges Phosphat, wird als Flussmittel bei der Emailherstellung verwendet;
man verwendet es auch, um das Kasein der Milch zu fällen, zum Herstellen von
Backpulver, bestimmten Milchpulvern usw.
e) Natriumtriphosphat (Na5P3O10)
(Pentanatriumtriphosphat, auch Natriumtripolyphosphat genannt). Weisses,
kristallines Pulver, das zum Weichmachen von Wasser, als Emulgator und zum
Konservieren von Nahrungsmitteln verwendet wird.
f) Natriummetaphosphate (Summenformel (NaPO3)n).
Es gibt zwei Metaphosphate mit der gleichen Bezeichnung, diese sind
Natriumcyclotriphosphat und Natriumcyclotetraphosphat.
g) Natriumpolyphosphate mit hohem
Polymerisationsgrad. Gewisse Natriumpolyphosphate werden ungenau als
Natriummetaphosphate bezeichnet. Es gibt mehrere lineare Natriumpolyphosphate
mit einem Polymersiationsgrad von einigen Dutzend bis einigen Hundert
Einheiten. Obwohl diese im Allgemeinen als Polymere mit unbestimmtem Polymerisationsgrad
dargestellt werden, gehören sie zu dieser Nummer.
Hierbei sind zu
erwähnen:
Das ungenau als
"Natriumhexametaphosphat" bezeichnete Erzeugnis ist ein Polymerengemisch
((NaPO3)n). Es wird auch als Grahamsches Salz bezeichnet
und ist ein glasiges oder pulverförmiges, weisses, wasserlösliches Erzeugnis.
Die wässerige Lösung ist befähigt, das im Wasser gelöste Calcium und Magnesium
zurückzuhalten. Deshalb wird es zum Weichmachen industrieller Wasser eingesetzt.
Es wird auch zur Herstellung von Reinigungsmitteln, Kaseinleimen, Emulgierung
ätherischer Öle, in der Fotografie, für die Schmelzkäsefabrikation usw.
verwendet.
3) Kaliumphosphate. Das
Kaliumdihydrogenorthophosphat (Monokaliumphosphat) (KH2PO4)
ist das gebräuchlichste. Es wird erhalten, indem man phosphorhaltige Kreiden
mit Orthophosphorsäure und Kaliumsulfat umsetzt. Es bildet farblose, wasserlösliche
Kristalle. Man verwendet es insbesondere als mineralisches Nährmittel für Hefen
und als Düngemittel.
4) Calciumphosphate
a) Calciumhydrogenorthophosphat
(Dicalciumphosphat) (CaHPO4.2H2O) wird erhalten, indem
man eine angesäuerte Calciumchloridlösung auf Dinatriumorthophosphat einwirken
lässt. Es ist ein weisses, wasserunlösliches Pulver. Man verwendet es als
Düngemittel, als Futterzusatz, zum Herstellen von Glas, Heilmitteln usw.
Calciumhydrogenorthophosphat
(Dicalciumphosphat) mit einem Fluorgehalt von mindestens 0,2 Gewichtsprozent in
der Trockensubstanz gehört zu Nr. 3103 oder 3105.
b) Calciumtetrahydrogenbis(orthophosphat)
(Monocalciumphosphat) (CaH4(PO4)2.1 oder 2 H2O)
wird durch Behandlung von Knochen mit Schwefelsäure oder Salzsäure gewonnen. Es
kommt in dickflüssigen Lösungen in den Handel (honigartiges Calciumphosphat).
Beim Erhitzen verliert es sein Kristallwasser. Es ist das einzige wasserlösliche
Phosphat. Man verwendet es zum Herstellen von Backpulver, Heilmitteln usw.
c) Tricalciumbis(orthophosphat) (Ca3(PO4)2).
Es handelt sich hier um gefälltes Phosphat, welches das gewöhnliche
Kalkphosphat ist. Es wird durch Umsetzen des Tricalciumphosphats der Knochen
mit Salzsäure und anschliessend dann mit Ätznatron, oder durch Fällen einer
Trinatriumorthophosphatlösung mit Calciumchlorid in Gegenwart von Ammoniak
gewonnen. Es ist ein weisses, amorphes, geruchloses, wasserunlösliches Pulver.
Man verwendet es als Beizmittel in der Färberei, zum Klären von Sirupen, zum
Entzundern von Metallen, in der Glas- und Töpferindustrie, zum Herstellen von
Phosphor, von Heilmitteln (Lactophosphate, Glycerophosphate, usw.) usw.
Natürliches
Calciumphosphat gehört zu Nr.2510.
5) Aluminiumphosphat. Das künstliche
Aluminiumorthophosphat (AlPO4), das aus Natriumorthophosphat und
Aluminiumsulfat gewonnen wird, ist ein weisses, graues oder rosafarbenes
Pulver. Man verwendet es als Schmelzmittel in der Keramik und als Seidenbeschwerungsmittel
(mit Zinnoxid) sowie zum Herstellen von Zahnzementen.
Natürliches
Aluminiumphosphat (Wavellit) gehört zu Nr. 2530.
6) Manganphosphat (Mn3(PO4)2.7
H2O). Manganphosphat, das mit Hilfe von Manganochlorid und
Phosphorsäure hergestellt wird, ist ein violettes Pulver. Allein oder in
Mischung mit anderen Stoffen (wie z.B. Eisenphosphat) stellt es das
Nürnbergerviolett dar, das man in der Kunstmalerei und in der Emailindustrie
verwendet. Zusammen mit Ammoniumphosphat ergibt es das Burgunderviolett.
7) Kobaltphosphat (Trikobaltdiorthophosphat).
Kobaltoorthophosphat (Co3(PO4)2.2 oder 8 H2O)
wird aus Natriumorthophosphat und Kobaltacetat gewonnen. Es ist ein rosafarbenes,
amorphes, wasserunlösliches Pulver. Mit gelatinöser Tonerde behandelt bildet es
das Thenards Blau, das in der Emailindustrie verwendet wird. Zusammen mit
Aluminiumphosphat wird es bei der Herstellung von Kobaltviolett verwendet.
8) Andere Phosphate. Es sind noch zu nennen:
Bariumphosphat (Trübungsmittel), Chromphosphat (Keramikfarbe), Zinkphosphat
(Keramikfarbe, Herstellung von Zahnzementen, bei der Gärung, in der Pharmazie),
Eisenphosphat (pharmazeutische Zwecke), Kupferphosphat (Keramikfarbe).
Einige Phosphate,
aufbereitet oder nicht, gehören nicht hierher, und zwar:
a) Die natürlichen Tricalciumphosphate
(Phosphorite), Apatit und natürliche Alumino-Calciumphosphate, die zu Nr. 2510
gehören.
b) Andere natürliche Phosphate der Kapitel 25
und 26.
c) Ammoniumdihydrogenorthophosphat
(Monoammoniumorthophosphat) und Diammoniumhydrogenorthophosphat
(Diammoniumorthophosphat), auch rein, (Nr. 3105).
d) Verschiedene Phosphate, die Edel- oder
Halbedelsteine darstellen (Nrn. 7103 und 7105).
2836. Carbonate; Peroxocarbonate
(Percarbonate); handelsübliches ammoniumcarbamathaltiges Ammoniumcarbonat
Hierher gehören, mit
Ausnahme der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten Verbindungen:
I) Die Carbonate (neutrale Carbonate,
Hydrogencarbonate oder Bicarbonate, basische Carbonate), Metallsalze der nicht
isolierten Kohlensäure (H2CO3), deren Anhydrid zu Nr.
2811 gehört.
II) Die Peroxocarbonate (Percarbonate) sind
Carbonate mit einem Überschuss an Sauerstoff wie z.B. (Na2CO4)
(Monoperoxocarbonat) oder (Na2C2O6)
(Diperoxocarbonat), die sich beim Einwirken von Kohlendioxid auf Metallperoxide
bilden.
A. Carbonate
1) Ammoniumcarbonate. Die
Ammoniumcarbonate gewinnt man durch Erhitzen einer Mischung von Kreide und
Ammoniumsulfat (oder -chlorid) oder auch dadurch, dass man Kohlendioxid mit
Ammoniakgas bei Anwesenheit von Wasserdampf reagieren lässt.
Bei diesen
verschiedenen Herstellungverfahren erhält man das handelsübliche Ammoniumcarbonat,
das ausser verschiedenen Verunreinigungen (Chloride, Sulfate, organische
Stoffe) Ammoniumbicarbonat und Ammoniumcarbamat (NH4.COO.NH2)
enthält. Das handelsübliche Ammoniumcarbonat hat die Form von weissen, kristallinen
Massen oder eines Pulvers; es ist in heissem Wasser löslich; es zersetzt sich
an feuchter Luft, indem es an der Oberfläche Bicarbonat bildet. Man kann es in
diesem Zustand verwenden.
Man verwendet die
Ammoniumcarbonate als Beizmittel in der Färberei und beim Zeugdruck, als
Reinigungsmittel für Wolle, als schleimlösende Mittel in der Medizin, zum
Herstellen von Abführsalzen (Englische Salze), Backpulver, in der Gerberei und
Kautschukindustrie, in der Metallurgie von Cadmium, in der organischen Synthese
usw.
2) Natriumcarbonate.
a) Dinatriumcarbonat oder neutrales Carbonat
(Na2CO3) (Solvaysches Salz) wird fälschlicherweise
Sodacarbonat oder auch Soda des Handels genannt; man darf es nicht mit der
kaustischen Soda oder Natriumhydroxid der Nr. 2815 verwechseln. Es wird durch
Behandeln einer ammoniakalischen Salzlösung (eine Lösung von Natriumchlorid in
Ammoniak) mit Kohlendioxid und Zersetzen des so erhaltenen sauren Natriumcarbonats
durch Erhitzen gewonnen.
Es kommt wasserfrei
oder enthydratisiert als Pulver oder hydratisiert (mit 10 H2O) in
Kristallen in den Handel. Es verwittert an der Luft unter Bildung des Monohydrates
(mit 1 H2O). Man verwendet es in zahlreichen Industrien; als
Schmelzmittel in der Glas- und keramischen Industrie, in der Textilindustrie,
zum Herstellen von Waschmitteln, in der Färberei, zur Zinnbeschwerung von Seide
(mit Stannichlorid), als Kesselsteinlösemittel (s. die Erläuterungen zu Nr.
3824) zum Herstellen von Ätznatron, Natriumsalzen, Indigo, in der Metallurgie
von Wolfram, Wismut, Antimon, Vanadium, in der Fotografie, zum Reinigen von
Industrieabwässern (Neckar-Verfahren) und, in Mischung mit Kalk, zum Reinigen
von Leuchtgas.
b) Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3)
(Natriumcarbonat oder saures Carbonat) kommt meist als kristallines Pulver oder
in weissen Kristallen in den Handel. Es ist wasserlöslich, besonders in der
Wärme; bei Feuchtigkeit kann es sich zersetzen. Man verwendet es in der Medizin
(gegen Harngriess) und zum Herstellen von Verdauungstabletten und
kohlensäurehaltigen Getränken; man verwendet es auch zum Herstellen von
Backpulver, in der Porzellanindustrie usw.
Natürliches
Natriumcarbonat (Natron, Trona, Urao) gehört zu Nr. 2530.
3) Kaliumcarbonate
a) Dikaliumcarbonat oder neutrales Carbonat (K2CO3)
wird ungenau Pottaschecarbonat oder auch Pottasche genannt. Es darf nicht mit
dem Kaliumhydroxid (Ätzkali) der Nr. 2815 verwechselt werden. Man gewinnt es
aus pflanzlichen Aschen, aus Rübenschlempe oder aus Wollfett und besonders aus
Kaliumchlorid. Es ist eine weisse, kristalline Masse die sehr leicht zerfliesst
und wasserlöslich ist. Man verwendet es in der Glas- und Kristallindustrie
(optische Gläser), in der Keramikindustrie, in der Textilindustrie, zum
Abbeizen von Anstrichen, zum Herstellen von Kaliumsalzen, Cyaniden, von
Berlinerblau, als Kesselsteinlösemittel usw.
b) Kaliumhydrogencarbonat oder saures Carbonat
(Kaliumbicarbonat) (KHCO3) wird dadurch gewonnen, dass man
Kohlendioxid auf neutrales Kaliumcarbonat einwirken lässt. Es bildet weisse,
wasserlösliche Kristalle, die nur wenig zum Zerfliessen neigen. Man verwendet
es in Feuerlöschern, zum Herstellen von Backpulver, in der Medizin und zur
Weinbereitung (Entsäuerungsmittel).
4) Gefälltes Calciumcarbonat. Das hierher gehörende
gefällte Calciumcarbonat (CaCO3) entsteht beim Einleiten von
Kohlendioxid in Calciumsalzlösungen. Man verwendet es als Füllmittel zum
Herstellen von Zahnpasten und sogenanntem Reispuder, in der Medizin (als
Heilmittel gegen Rachitis) usw.
Zu dieser Nummer
gehören nicht die natürlichen Kalksteine (Kapitel 25) die Kreide (natürliches
Calciumcarbonat) auch geschlämmt oder pulverisiert (Nr. 2509) sowie
pulverförmiges Calciumcarbonat, dessen Partikel mit einem wasserabweisenden
Film aus Fettsäure (z.B. Stearinsäure) umhüllt sind (Nr. 3824).
5) Gefälltes Bariumcarbonat. Das hierher
gehörende gefällte Bariumcarbonat (BaCO3) wird aus Bariumsulfid und
Natriumcarbonat gewonnen. Es ist eine weisse, wasserunlösliche Masse. Man
verwendet es zum Reinigen von Industrieabwässern, zum Herstellen von
Schädlingsbekämpfungsmitteln und optischen Gläsern, ferner als Pigment und
Schmelzmittel bei der Emailherstellung, in der Kautschukindustrie, in der Papierindustrie,
bei der Seifenherstellung, in der Zuckerindustrie, zum Herstellen von reinem
Bariumhydroxid und in der Feuerwerkerei (grüne Feuer).
Natürliches
Bariumcarbonat (Witherit) gehört zu Nr. 2511.
6) Bleicarbonate.
Die hierher gehörenden
künstlichen Bleicarbonate sind folgende:
a) Neutrales Bleicarbonat (PbCO3)
ist ein weisses, kristallines oder amorphes, wasserunlösliches Pulver. Man
verwendet es in der Keramik und zum Herstellen von Farben, Kitten, Indigo usw.
b) Basische Bleicarbonate oder Hydrocarbonate
der Zusammensetzung (2PbCO3).-Pb(OH)2) kommen als Pulver,
Brote, Schuppen oder Pasten in den Handel; sie sind unter dem Namen Bleiweiss
bekannt. Bleiweiss gewinnt man aus Bleiacetat, das man erhält, indem man
Essigsäure auf Bleiblech oder Bleiglätte einwirken lässt. Es ist ein
Sikkativpigment. Man verwendet es zum Herstellen von Ölfarben, Schmelzglasuren,
von Spezialkitten (z.B. für Dampfrohrflansche) und zum Herstellen von
Orangemennige. Allein oder in Mischung mit Bariumsulfat, Zinkoxid, Gips,
Kaolin, bildet es das Pigment Bleiweiss, Kremserweiss, Venedigweiss, Hamburgerweiss
usw.
Cerussit, natürliches
Bleicarbonat, gehört zu Nr. 2607.
7) Lithiumcarbonate. Das neutrale
Lithiumcarbonat (Li2CO3), das man durch Fällen des
Lithiumsulfats mit Natriumcarbonat gewinnt, ist ein weisses, kristallines, geruchloses,
an der Luft unveränderliches und wenig wasserlösliches Pulver. Man verwendet es
in der Medizin (Krankheiten der Harnwege) und zum Herstellen von Erzeugnissen
zum Bereiten künstlicher Mineralwasser.
8) Gefälltes Strontiumcarbonat. Das hierher
gehörende gefällte Strontiumcarbonat (SrCO3) ist ein weisses, sehr
feines, wasserunlösliches Pulver, das man in der Feuerwerkerei (rote Feuer) und
zum Herstellen von schillernden Gläsern, Leuchtfarben, Strontiumoxid und
Strontiumsalzen verwendet.
Natürliches
Strontiumcarbonat (Strontianit) gehört zu Nr. 2530.
9) Wismutcarbonat. Das hierher gehörende
künstliche Carbonat ist im Wesentlichen das basische Wismutcarbonat ((BiO)2CO3),
ein amorphes Pulver, weiss oder gelblich und wasserunlöslich. Man verwendet es
in der Medizin und zum Herstellen von Schminken.
Natürliches
hydratisiertes Wismutcarbonat (Bismutit) gehört zu Nr. 2617.
10) Gefälltes Magnesiumcarbonat. Das hierher
gehörende gefällte Magnesiumcarbonat ist ein mehr oder weniger basisches und
hydratisiertes Carbonat. Man gewinnt es durch doppelte Zersetzung von
Natriumcarbonat und Magnesiumsulfat. Es ist ein weisses Erzeugnis, geruchlos
und praktisch wasserunlöslich. Das leichte Carbonat ist die weisse Magnesia der
Apotheker, ein Abführmittel, das oft in Würfeln in den Handel kommt. Das
schwere Carbonat ist ein weisses, körniges Pulver. Man verwendet Magnesiumcarbonat
als Füllstoff in der Papier- und Kautschukindustrie, ferner in der Parfümerie
und als Wärmeschutzmittel.
Natürliches
Magnesiumcarbonat (Giobertit, Magnesit) gehört zu Nr. 2519.
11) Mangancarbonate. Das hierher gehörende
künstliche Mangancarbonat (MnCO3), wasserfrei oder kristallin (mit 1
H2O), ist ein feines Pulver, gelb, rosafarben oder bräunlich und
wasserunlöslich. Man verwendet es als Pigment für Anstrichfarben, in der
Kautschukindustrie, in der Keramik und in der Medizin.
Natürliches
Mangancarbonat (Diallogit, Rhodochrosit) gehört zu Nr. 2602.
12) Eisencarbonate. Das hierher gehörende
künstliche Eisencarbonat (FeCO3), wasserfrei oder kristallin (mit 1
H2O), erhält man durch doppelte Zersetzung von Eisensulfat und
Natriumcarbonat; es bildet graue, wasserunlösliche Kristalle, die leicht an der
Luft oxidieren, besonders bei Feuchtigkeit. Man verwendet es zum Herstellen von
Eisensalzen und gewissen Heilmitteln.
Natürliches
Eisencarbonat (Siderit oder Chalybit) gehört zu Nr. 2601.
13) Kobaltcarbonate. Das Kobaltcarbonat (CoCO3),
wasserfrei oder kristallisiert (mit 6 H2O), ist ein
kristallines, rosafarbenes, rotes oder grünliches, wasserunlösliches Pulver.
Man verwendet es als Pigment in der Emailindustrie; es dient auch zum Herstellen
der Kobaltoxide und -salze.
14) Nickelcarbonate. Das normale künstliche
Nickelcarbonat (NiCO3) ist ein hellgrünes, wasserunlösliches Pulver,
das man als Pigment für keramische Erzeugnisse und zum Herstellen von
Nickeloxid verwendet. Das hydratisierte basische Carbonat, grünliche Kristalle,
verwendet man in der Keramik, in der Glasindustrie, bei der Elektrolyse usw.
Natürliches basisches
Nickelcarbonat (Texacit) gehört zu Nr. 2530.
15) Kupfercarbonate. Die künstlichen
Kupfercarbonate, auch künstlicher Malachit und künstlicher Azurit genannt, sind
grünlich-blaue Pulver, giftig und wasserunlöslich; sie bestehen aus neutralem
Carbonat (CuCO3) oder aus basischen Carbonaten verschiedener Art.
Man stellt sie aus Natriumcarbonat und Kupfersulfat her. Man verwendet sie als
Pigmente, rein oder in Mischung (Blauasche oder Grünasche, Bergblau und
Berggrün), als Insekticide und Fungicide, in der Medizin (Adstringens und
Gegengift gegen Phosphor), in der Galvanoplastik, in der Feuerwerkerei usw.
Natürliche basische
Kupfercarbonate (Malachit, Azurit) gehören zu Nr. 2603.
16) Gefälltes Zinkcarbonat. Das hierher gehörende
gefällte Zinkcarbonat (ZnCO3), das man durch doppelte Zersetzung von
Natriumcarbonat und Zinksulfat erhält, ist ein weisses, kristallines Pulver,
das praktisch wasserunlöslich ist. Man verwendet es als Pigment für
Anstrichfarben, in der Kautschukindustrie, in der Keramik und Parfümerie.
Natürliches
Zinkcarbonat (Smithsonit) gehört zu Nr. 2608.
B. Peroxocarbonate (Percarbonate)
1) Natriumperoxocarbonate. Die
verschiedenen Natriumperoxocarbonate, die durch Behandlung des Natriumperoxids
oder seines Hydrats mit flüssigem Kohlendioxid entstehen, sind weisse Pulver,
die sich in Wasser unter Bildung von Sauerstoff und neutralem Natriumcarbonat
lösen. Man verwendet sie zum Bleichen, zum Herstellen von Haushaltwaschmitteln
und in der Fotografie.
2) Kaliumperoxocarbonate. Man gewinnt sie durch
Elektrolyse einer gesättigten Lösung von neutralem Kaliumcarbonat bei - 10°C
oder - 15°C. Sie sind weisse, sehr hygroskopische Kristalle, die bei
Feuchtigkeit bläulich werden und wasserlöslich sind. Sie sind starke
Oxidationsmittel, die man manchmal zum Bleichen verwendet.
3) Andere Peroxocarbonate. Es sind noch
Ammoniumperoxocarbonat und Bariumperoxocarbonat zu nennen.
2837. Cyanide,
Oxycyanide und komplexe Cyanide
Hierher gehören, mit Ausnahme der in der Einleitung zu diesem
Unterkapitel angeführten Verbindungen, die Cyanide, Oxycyanide und komplexen
Cyanide.
A. Cyanide
Die hierher gehörenden einfachen Cyanide sind die Metallsalze der
Cyanwasserstoffsäure (HCN) der Nr. 2811. Diese Salze sind sehr giftig.
1) Natriumcyanid (NaCN) wird hergestellt, indem
man entweder Koks oder gasförmige Kohlenwasserstoffe auf Luftstickstoff in
Gegenwart von Natriumcarbonat einwirken lässt, oder indem man Calciumcyanamid
der Nr. 3102 mit Holzkohle, oder aber auch indem man pulverisierte Kohle,
Natrium und Ammoniak miteinander reagieren lässt. Es kommt als Pulver, weisse
Tafeln oder Pasten in den Handel; es ist kristallin, hygroskopisch und leicht
wasserlöslich, mit Bittermandelgeruch. In geschmolzenem Zustand nimmt es
Sauerstoff auf; es kann auch Hydrate bilden. Man versendet es in verschlossenen
Behältern. Man verwendet es in der Metallurgie von Gold und Silber, zum
Vergolden und Versilbern, in der Fotografie, Lithografie und im grafischen
Druck, als Schädlingsbekämpfungsmittel und Insekticid etc., ferner zum
Herstellen von Cyanwasserstoffsäure, Cyaniden, Indigo und bei Flotationsverfahren
(insbesondere um Bleiglanz von Zinkblende und die Pyrite von Chalcopyriten zu
trennen).
2) Kaliumcyanid (KCN) wird durch analoge
Verfahren gewonnen. Es hat die gleichen Eigenschaften und Verwendungszwecke wie
Natriumcyanid.
3) Calciumcyanid Ca(CN)2 ist ein weisses
oder graues Pulver, je nach dem Reinheitsgrad, und wasserlöslich. Man verwendet
es zum Vernichten von Insekten, Pilzen und schädlichen Tieren.
4) Nickelcyanid (Ni(CN)2) hat
hydratisiert die Form von Blättchen oder grünlichem Pulver; amorph ist es ein
gelbes Pulver. Man verwendet es in der Metallurgie und Galvanoplastik.
5) Kupfercyanide.
a) Kupfer(I)-cyanid (CuCN) ist ein weisses oder
graues Pulver, wasserunlöslich und wird zu denselben Zwecken wie Cupricyanid
und in der Medizin verwendet.
b) Kupfer(II)-cyanid Cu(CN)2 ist ein
amorphes Pulver, wasserunlöslich, leicht zersetzbar und wird zum Verkupfern von
Eisen und in der organischen Synthese verwendet.
6) Zinkcyanid (Zn(CN)2) ist ein
weisses, wasserunlösliches Pulver, das in der Galvanoplastik verwendet wird.
Quecksilbercyanid
gehört zu Nr. 2852 und Cyanide der nichtmetallischen Elemente, wie Bromcyanid,
gehören zu Nr. 2853.
B. Hexacyanoferrat
(II) (Ferrocyanide)
Hexocyanoferrate (II)
(Ferrocyanide) sind die Metallsalze der Hexacyanoeisen(II)-säure (H4Fe(CN)6)
der Nr. 2811. Sie werden praktisch aus den Rückständen der Steinkohlengasreinigung
gewonnen (ausgebrauchte Gasreinigungsmasse), die mit gelöschtem Kalk umgesetzt
wurden, oder indem man Ferrohydroxid auf Cyanide einwirken lässt. Sie zersetzen
sich beim Erhitzen.
Die wichtigsten sind nachstehend aufgeführt:
1) Tetraammoniumhexacyanoferrat
((NH4)4Fe(CN)6) bildet wasserlösliche Kristalle.
Man verwendet es zum Schwarzvernickeln und als Katalysator bei der Ammoniaksynthese.
2) Tetranatriumhexacyanoferrat (Na4Fe(CN)6.10H2O)
bildet gelbe Kristalle, die unveränderlich an der Luft und besonders in der
Hitze wasserlöslich sind. Man verwendet es zum Herstellen von
Cyanwasserstoffsäure, Berlinerblau, Thioindigo usw., zum Zementieren von Stahl,
in der Fotografie, in der Färberei (als Beizmittel und zum Blaufärben), beim
Drucken (als Oxidationsmittel beim Drucken mit Anilinschwarz) und als Fungicid.
3) Tetrakaliumhexacyanoferrat (K4Fe(CN)6.3H2O)
bildet gelbe Kristalle, die verwittern und besonders beim Erhitzen wasserlöslich
sind. Es wird wie Tetranatriumhexacyanoferrat verwendet.
4) Kupfer(II)-hexacyanoferrat (Cu2Fe(CN)6.xH2O)
ist ein violettbraunes, wasserunlösliches Pulver, das man zum Herstellen von
Florentinerbraun oder Vandyckbraun für die Kunstmalerei verwendet.
5) Doppelhexycyanoferrate (II) (z.B. Dilithium
und Dikalium Li2K2(Fe(CN)6.3H2O).
Hierher gehören nicht
Preussischblau (Berlinerblau) und andere Pigmente auf der Grundlage von
Hexacyanoferrat (Nr. 3206).
C. Hexacyanoferrate
(III) (Ferricyanide)
Hexacyanoferrate (III)
(Ferricyanide) sind die Salze der Hexacyanoeisen(III)-säure (H3Fe(CN)6)
der Nr. 2811.
Die wichtigsten sind
nachstehend aufgeführt:
1) Trinatriumhexacyanoferrat (Na3Fe(CN)6.H2O)
wird hergestellt, indem man Chlor auf Hexacyanoferrat (II) einwirken lässt. Es
bildet granatfarbene Kristalle, die zerfliessen, wasserlöslich und giftig sind.
Seine wässerigen Lösungen sind grünlich und zersetzen sich am Licht. Man
verwendet es beim Färben und Bedrucken, in der Fotografie, zum Zementieren von
Stahl, in der Galvanoplastik und als Oxidationsmittel in der organischen
Synthese.
2) Trikaliumhexacyanoferrat (K3Fe(CN)6)
hat das gleiche Aussehen wie Natriumhexacyanoferrat (III), neigt aber weniger
zum Zerfliessen. Es wird zu denselben Zwecken verwendet.
D. Andere Verbindungen
Hierher gehören auch die Pentacyanonitrosylferrate (II),
Pentacyanonitrosylferrate (III), Cyanocadmate, Cyanochromate, Cyanomanganate,
Cyanokobaltate, Cyanoniccolate, Cyanocuprate usw. der anorganischen Basen.
Zu erwähnen sind z.B.
Natriumpentacyanonitrosylferrat (III) (Nitroprussidnatrium oder Natriumnitroferricyanid)
(Na2Fe(CN)5NO∙H2O), das in der
analytischen Chemie verwendet wird.
Cyanomercurate gehören
jedoch nicht zu dieser Nummer (Nr. 2852).
2839. Silicate; handelsübliche Silicate
der Alkalimetalle
Hierher gehören, mit
Ausnahme der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten Verbindungen,
die Silicate, Metallsalze der verschiedenen im freien Zustand nicht isolierten
Kieselsäuren und Derivate des Kieselsäuredioxides der Nr. 2811.
1) Natriumsilicate: Man erhält sie durch
Schmelzen von Sand und Natriumcarbonat (oder -sulfat). Ihre Zusammensetzung ist
sehr verschieden (Monosilicat, Metasilicat, Polysilicat usw.). Je nach Art der
Herstellung und dem Reinheitsgrad sind sie mehr oder weniger hydratisiert oder
löslich. Sie kommen als Pulver oder farblose Kristalle, als glasige Massen
(lösliches Glas) oder als mehr oder weniger viskose wässerige Lösungen in den
Handel. Sie entflocken die Gangart der Erze und werden als Flotationsregler verwendet.
Man verwendet sie auch als Füllstoff bei der Herstellung von Silicatseifen, als
Klebemittel und Bindemittel zum Herstellen von Pappen und Steinkohlenbriketts,
als Feuerschutzmittel, zum Konservieren von Eiern, zum Herstellen unverweslicher
Leime, als Härtemittel zum Herstellen von säurefesten Zementen, Kitten und
künstlichen Steinen, zum Herstellen von Waschmitteln usw., als Kesselsteinlösemittel,
sowie zum Abbeizen von Metallen (s. die Erläuterungen zu Nr. 3824).
2) Kaliumsilicate. Die Kaliumsilicate haben die
gleichen Verwendungszwecke wie die Natriumsilicate.
3) Mangansilicat (MnSiO3). Dies ist
ein orangefarbenes, wasserunlösliches Pulver, das man als Keramikfarbe und als
Sikkativ für Anstrichfarben und Lacke verwendet.
4) Gefällte Calciumsilicate. Diese sind weisse
Pulver, die aus Natrium- und Kaliumsilicaten gewonnen werden. Man verwendet sie
zum Herstellen von feuerfesten Stampfmassen und Zahnzementen.
5) Bariumsilicate. Dies sind weisse Pulver, die
man zum Herstellen von Bariumoxid und optischen Gläsern verwendet.
6) Bleisilicate. Dies sind Pulver oder weisse,
glasige Massen. Sie werden in der Keramik zum Herstellen von Glasuren
verwendet.
7) Andere Silicate, einschliesslich der
handelsüblichen Silicate der Alkalimetalle, andere, als die oben erwähnten. Es
sind noch zu nennen: Caesiumsilicat (gelbes Pulver, wird in der Keramik
verwendet) Zinksilicat (zum Auskleiden fluoreszierender Röhren), Aluminiumsilicat
(Herstellung von Porzellan und feuerfesten Erzeugnissen).
Die natürlichen
Silicate gehören nicht hierher; von ihnen sind zu erwähnen:
a) Wollastonit (Calciumsilicat), Rhodonit
(Mangansilicat) Phenazit (Berylliumsilicat) und Titanit (Titansilicat) gehören
zu Nr. 2530.
b) Erze wie Kupfersilicate (Chrysokoll,
Dioptas), Zinkhydrosilicat (Galmei, Heminorphit), Zirkonsilicat (Zirkon),
gehören zu den Nrn. 2603, 2608 oder 2615.
c) Edelsteine des Kapitels 71.
2840. Borate; Peroxoborate (Perborate)
A. Borate
Hierher gehören, mit
Ausnahme der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel angeführten Verbindungen,
die Borate, Metallsalze, die sich von den verschiedenen Borsäuren ableiten,
hauptsächlich der gewöhnlichen oder der Orthoborsäure (H3BO3)
der Nr. 2810.
Hierher gehören die
Borate, die durch Kristallisation oder ein chemisches Verfahren erhalten werden,
sowie Natriumborate, die durch Eindampfen des Wassers gewisser Salzseen
gewonnen werden.
1) Natriumborate. Das wichtigste ist das
Tetraborat (Na2B4O7) (Dinatriumtetraborat,
raffinierter Borax). Man gewinnt es, indem man Lösungen natürlicher Borate
kristallisieren oder natürliche Calciumborate oder Borsäure mit Natriumcarbonat
reagieren lässt. Es kommt wasserfrei oder kristallin (mit 5 oder 10 H2O)
vor. Erhitzt und dann abgekühlt bildet es eine glasige Masse (geschmolzener
oder raffinierter Borax, Boraxglas, Boraxperle). Man verwendet es zum
Appretieren von Stoffen und Papier, zum Löten von Metallen (Flussmittel für
Hartlötungen), als Emailschmelzmittel, zum Herstellen von farbigen
Schmelzglasuren, Spezialgläsern (optische Gläser, Glas für Glühlampen), Leimen,
Bohnerwachsen, zum Raffinieren von Gold, zum Herstellen von Boraten und
Anthrachinonfarbstoffen.
Es gibt noch andere
Natriumborate (Metaborat, saures Wasserstoffdiborat), die in Laboratorien
verwendet werden.
2) Ammoniumborate. Es handelt sich hauptsächlich
um das Metaborat (NH4BO2.2H2O). Es hat die
Form farbloser Kristalle, die leicht wasserlöslich sind und verwittern. Es
zersetzt sich beim Erhitzen unter Bildung einer schmelzbaren Glasur aus
Borsäureanhydrid; es wird deshalb als Feuerschutzmittel verwendet. Man
verwendet es auch als Fixativ in Haarwassern, als Elektrolyt für Kondensatoren
oder für das Streichen von Papier.
3) Gefällte Calciumborate werden aus den
natürlichen Boraten durch Umsetzen mit Calciumchlorid gewonnen. Es sind weisse
Pulver, die in Zubereitungen, die dazu bestimmt sind, das Ausbreiten des Feuers
zu verzögern, in Frostschutzzubereitungen und für Isolatoren in der Keramik
verwendet werden. Sie können ebenfalls als Antiseptikum verwendet werden.
4) Manganborate. Es handelt sich hauptsächlich
um das Tetraborat (MnB4O7), ein wenig lösliches,
rosafarbenes Pulver. Man verwendet es als Sikkativ für Farben und Lacke.
5) Nickelborat, das blassgrüne Kristalle
bildet; es wird als Katalysator verwendet.
6) Kupferborat hat die Form blauer, sehr
harter, wasserunlöslicher Kristalle. Man verwendet es als Pigment
(Keramikfarben), als Antiseptikum und Insekticid.
7) Bleiborat ist ein graues, wasserunlösliches
Pulver. Man verwendet es zum Herstellen von Sikkativen, in der Glasindustrie,
als Farbstoff für Porzellan und in der Galvanoplastik.
8) Andere Borate. Cadmiumborat dient zum
Auskleiden fluoreszierender Röhren. Kobaltborat wird als Sikkativ, Zinkborat
als Antiseptikum, als feuerhemmendes Mittel in Textilien oder als Flussmittel
in der Keramik und Zirkonborat als Trübungsmittel verwendet.
Die natürlichen
unreinen Natriumborate (Kernit, Tinkal), die zum Herstellen der hier aufgeführten
künstlichen Borate dienen und die natürlichen Calciumborate (Pandermit,
Priceit), aus denen Borsäure hergestellt wird, gehören zu Nr. 2528.
B. Peroxoborate
(Perborate)
Hierher gehören die
Metallperoxoborate, mit Ausnahme der in der Einleitung zu diesem Unterkapitel
angeführten Verbindungen. Diese Salze, die sauerstoffhaltiger als die Borate
sind, geben ihren Sauerstoff leicht ab.
Sie bestehen im
Allgemeinen aus komplexen Verbindungen, deren Formel verschiedenen Säuren
entspricht, z.B. HBO3 oder HBO4.
Die wichtigsten
Peroxoborate sind nachstehend aufgeführt.
1) Natriumperoxoborat (Perborax) wird gewonnen,
indem man Natriumdioxid auf eine wässerige Lösung von Borsäure einwirken lässt,
oder dadurch, dass man eine wässerige Natriumboratlösung mit Wasserstoffperoxid
umsetzt. Es kommt in amorphem Zustand, als weisses Pulver oder kristallisiert
(mit 1 oder 4 H2O) in den Handel. Man verwendet es zum Bleichen von
Wäsche, Textilien und Stroh, zum Konservieren von Häuten und zum Herstellen von
Haushaltwaschmitteln, von sonstigen Waschmitteln und Antiseptika.
2) Magnesiumperoxoborat ist ein weisses,
wasserunlösliches Pulver, das man in der Medizin und zum Herstellen von
Zahnpasten verwendet.
3) Kaliumperoxoborat. Seine Eigenschaften und
Verwendungszwecke sind die gleichen wie die des Natriumperoxoborats.
4) Andere Peroxoborate. Ammonium-, Calcium-,
Zink-, Aluminiumperoxoborat, die weisse Pulver sind, verwendet man zu denselben
Zwecken wie Magnesiumperoxoborat.
2841. Salze
der Metalloxidsäuren oder Metallperoxidsäuren
Hierher gehören die
Salze der Oxometall- und Peroxometallsäuren (die den Metalloxiden mit
Anhydridbestandteilen entsprechen).
Die wichtigsten
Gruppen der hierher gehörenden Verbindungen sind nachstehend aufgeführt.
1) Aluminate sind Derivate der
Aluminiumhydroxide.
a) Natriumaluminat erhält man beim Umsetzen von
Bauxiten mit Natronlauge. Es kommt als weisses, wasserlösliches Pulver, als
wässerige Lösungen oder als Paste in den Handel. Man verwendet es als
Beizmittel in der Färberei (Alkalibeizmittel), zum Herstellen von Lacken, zum
Leimen von Papier, zum Beschweren von Seife, zum Härten von Gips, zum
Herstellen von undurchsichtigem Glas und zum Reinigen industrieller Abwässer
usw.
b) Kaliumaluminat wird durch Lösen von Bauxit
in Ätzkali gewonnen. Es ist eine weisse, mikrokristalline, hygroskopische,
wasserlösliche Masse. Seine Verwendung entspricht der des Natriumaluminats.
c) Calciumaluminat wird durch Schmelzen von
Bauxit und Kalk im elektrischen Ofen gewonnen. Es ist ein weisses,
wasserlösliches Pulver. Man verwendet es in der Färberei (Beizmittel), zum
Reinigen industrieller Wasser (Ionenaustauscher), in der Papierindustrie
(Leimen), zum Herstellen von Glas, Seifen, Spezialzementen, Poliermitteln und
anderen Aluminaten.
d) Chromaluminat wird durch Erhitzen einer
Mischung von Tonerde, Calciumfluorid und Ammoniumdichromat gewonnen. Es ist
eine Keramikfarbe.
e) Kobaltaluminat wird aus Natriumaluminat und
einem Kobaltsalz gewonnen. Es bildet, rein oder in Mischung mit Tonerde, das
Kobaltblau oder Thenards Blau. Es dient zum Herstellen von Coeruleum
(Himmelblau) (mit Zinkaluminat), Azurblau, Smalte, Sächsischblau, Seversblau
usw.
f) Zinkaluminat ist ein weisses Pulver, das
wie Natriumaluminat verwendet wird.
g) Bariumaluminat wird aus Bauxit, Baryt und
Kohle gewonnen. Es ist eine weisse oder braune Masse. Es dient zum Reinigen
industrieller Abwässer und als Kesselsteinlösungsmittel.
h) Bleialuminat entsteht beim Erhitzen einer
Mischung von Bleiglätte und Tonerde. Es ist ein schlecht schmelzbarer, fester
Stoff, der als weisses, festes Pigment und zum Herstellen von Ziegeln und
feuerfesten Auskleidungen verwendet wird.
Natürliches Berylliumaluminat
(Chrysoberyll) gehört je nach Beschaffenheit zu Nr. 2530 oder zu den Nrn.
7103 oder 7105.
2) Chromate. Die neutralen oder sauren Chromate
(Dichromate), die Tri- und Tetrachromate und die Peroxochromate leiten sich von
den verschiedenen Chromsäuren ab, insbesondere von der normalen Chromsäure (H2CrO4)
und der Dichromsäure oder Pyrochromsäure (H2Cr2O7),
die nicht isoliert werden konnten.
Die wichtigsten dieser
Salze, von denen die meisten giftig sind, sind nachstehend aufgeführt.
a) Zinkchromat. Durch Reaktion eines Zinksalzes
mit einem Alkalidichromat erhält man ein hydratisiertes oder basisches
Zinkchromat in Form eines wasserunlöslichen Pulvers. Es ist ein Pigment, das
allein oder in Mischung das Zinkgelb darstellt. Zusammen mit Berliner Blau
bildet es das Zinkgrün.
b) Bleichromat. Das künstliche, neutrale
Bleichromat erhält man durch Einwirken von Bleiacetat auf Natriumdichromat. Es
ist ein gelbes, manchmal orangefarbenes oder rotes Pulver, je nach der Art der
Fällung. Allein oder in Mischung bildet dieses Pigment das Chromgelb, das man
sehr viel in der Emailindustrie, in der Keramik, bei der Farben- und
Lackherstellung usw. verwendet.
Das basische Chromat,
allein oder in Mischung, bildet das Chromrot oder das Türkischrot.
c) Natriumchromate. Das Natriumchromat (Na2CrO4.10H2O)
erhält man bei der Chromgewinnung durch Rösten von natürlichem Eisenchromoxid
(Chromit, Chromeisenstein), das mit Kohle und Natriumcarbonat gemischt wird. Es
bildet dicke, gelbe Kristalle, die zerfliessen und sich leicht in Wasser lösen.
Man verwendet es in der Färberei (Beizmittel), in der Gerberei, zum Herstellen
von Tinten, Pigmenten und anderen Chromaten und Dichromaten. In Mischung mit
Antimonsulfid dient es zum Herstellen von Blitzlichtpulver für die Fotografie.
Das Natriumdichromat
(Na2Cr2O7.2H2O), das aus
Natriumchromat hergestellt wird, hat die Form roter, zerfliessender,
wasserlöslicher Kristalle. Beim Erhitzen wandelt es sich in wasserfreies
Dichromat um, das weniger zum Zerfliessen neigt. Dies ist das geschmolzene oder
gegossene Dichromat, das oft etwas Natriumsulfat enthält. Man verwendet es in
der Gerberei (Chromgerbung), in der Färberei (Ätz- und Oxidationsmittel), in
der Farbstoffindustrie, als Oxidationsmittel in der organischen Synthese, in
der Fotografie, in der Grafik, bei der Ölherstellung (zum Reinigen und
Entfärben von Fetten), in der Feuerwerkerei, zum Herstellen von
Dichromatelementen, beim Flotationsprozess, bei der Raffination von Erdöl, zum
Herstellen von Dichromatgelatinen, die bei Einwirkung von Licht in warmem
Wasser unlöslich werden, und als Antiseptikum.
d) Kaliumchromate. Das Kaliumchromat (K2CrO4)
(gelbes Chromat), das aus Chromit gewonnen wird, bildet gelbe Kristalle. Es ist
wasserlöslich und giftig.
Das Kaliumdichromat (K2Cr2O7)
(rotes Chromat) gewinnt man ebenfalls aus Chromit. Es bildet orangefarbene
Kristalle, die wasserlöslich sind. Dieses Erzeugnis ist sehr giftig. Sein Staub
und seine Dämpfe ätzen die Nasenschleimhäute; seine Lösungen entzünden
Kratzwunden.
Kaliumchromat und
-dichromat haben die gleichen Verwendungszwecke wie Natriumchromat und
-dichromat.
e) Ammoniumchromate. Das Ammoniumchromat ((NH4)2CrO4)
wird durch Sättigen einer Chromsäureanhydridlösung mit Ammoniak gewonnen. Es
bildet gelbe, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es in der Fotografie und
Färberei.
Das Ammoniumdichromat
((NH4)2Cr2O7) wird aus natürlichem
Eisenchromoxid (Chromit, Chromeisenerz) gewonnen. Es bildet rote,
wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es in der Fotografie, Färberei
(Beizmittel) und in der Gerberei, zum Reinigen von Fetten und Ölen, in der
organischen Synthese usw.
f) Calciumchromat (CaCrO4.2H2O),
das aus Natriumdichromat und Kreide gewonnen wird, wird beim Erhitzen
wasserfrei und gelb. Allein oder in Mischung stellt es das Ultramaringelb dar.
g) Manganchromat. Neutrales Manganchromat
(MnCrO4), das aus Manganooxid und Chromsäureanhydrid gewonnen wird,
hat die Form bräunlicher, wasserlöslicher Kristalle. Es ist ein Beizmittel in
der Färberei.
Das basische Chromat,
ein braunes Pulver, ist wasserunlöslich, man verwendet es als Aquarellfarbe.
h) Eisenchromate. Ferrichromat (Fe2(CrO4)3),
das aus Lösungen von Ferrichlorid und Kaliumchromat gewonnen wird, ist ein
gelbes, wasserunlösliches Pulver.
Es gibt auch ein
basisches Eisenchromat, das allein oder in Mischung als Anstrichfarbe unter der
Bezeichnung Sideringelb verwendet wird; zusammen mit Berliner Blau bildet es
verschiedene Sorten von Grün, die dem Zinkgrün ähneln. Man verwendet es auch
bei der Metallverhüttung.
i) Strontiumchromat (SrCrO4), entspricht
dem Calciumchromat. Allein oder in Mischung stellt es das Strontiumgelb dar,
das in der Kunstmalerei verwendet wird.
k) Bariumchromat (BaCrO4) wird durch
Fällen von Bariumchlorid- und Natriumchromatlösungen gewonnen. Es ist ein
kräftig gelb gefärbtes, wasserunlösliches, giftiges Pulver. Allein oder in
Mischung bildet es das Barytgelb (manchmal Ultramaringelb genannt, wie die
ähnlichen Erzeugnisse auf der Grundlage von Calciumchromat). Es wird in der
Kunstmalerei, in der Email- und Glasherstellung, zum Herstellen von Zündhölzern
und als Ätzmittel in der Färberei verwendet.
Hierher gehören
nicht:
a) Natürliches Bleichromat (Krokoit) (Nr.
2530).
b) Pigmente auf der Basis von Chromaten (Nr.
3206).
3) Manganate, Permanganate. Diese Salze
entsprechen der Mangansäure (H2MnO4) (nicht isoliert)
respektive der Permangansäure (HMnO4) (die nur in wässerigen Lösungen
existiert).
a) Manganate. Natriummanganat (Na2MnO4)
wird durch Schmelzen einer Mischung von natürlichem Mangandioxid der Nr. 2602
(Pyrolusit) und Natriumhydroxid gewonnen. Es bildet grüne Kristalle, die in
kaltem Wasser löslich sind und durch heisses Wasser zersetzt werden; man
verwendet es in der Metallurgie von Gold.
Kaliummanganat (K2MnO4),
kleine grünlichschwarze Kristalle, dient zum Herstellen des Permanganats.
Bariummanganat (BaMnO4),
das durch Erhitzen von mit Bariumnitrat gemischtem Mangandioxid hergestellt
wird, ist ein smaragdgrünes Pulver; mit Bariumsulfat gemischt, bildet es das
Manganblau, das in der Kunstmalerei verwendet wird.
b) Permanganate. Natriumpermanganat (NaMnO4.3H2O),
das aus dem Manganat hergestellt wird, bildet rötlichschwarze, zerfliessende,
wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es als Desinfektionsmittel, in der
organischen Synthese und zum Bleichen von Wolle.
Kaliumpermanganat
(KMnO4) wird aus Kaliummanganat oder durch Oxidieren einer Mischung
von Mangandioxid und Ätzkali gewonnen. Es kommt in violetten, metallisch
glänzenden, wasserlöslichen Kristallen, die die Haut färben, in rot-violetten
wässerigen Lösungen oder auch in Pastillen in den Handel. Es ist ein sehr
starkes Oxidationsmittel, das man in der Chemie als Reagens, in der organischen
Synthese (Herstellung von Saccharin), in der Metallurgie (Raffination von
Nickel), zum Bleichen von Fetten, Harzen, Seidenfäden oder -geweben und Stroh,
zum Reinigen von Wasser, als Antiseptikum, als Färbemittel (für Wolle, Holz,
Herstellung von Haarfärbemitteln), als Absorptionsmittel in Gasmasken und in
der Therapie verwendet.
Calciumpermanganat
(Ca(MnO4)2.5H2O), das durch Elektrolyse von
Lösungen von Alkalimanganaten und Chlorkalk gewonnen wird, bildet
dunkelviolette, wasserlösliche Kristalle. Es ist ein Oxidations- und
Desinfektionsmittel, das man in der Färberei, in der organischen Synthese, zum
Reinigen von Wasser sowie zum Bleichen von Papiermassen verwendet.
4) Molybdate. Die Molybdate, Paramolybdate und
Polymolybdate (Di-, Tri-, Tetra-) leiten sich von der normalen Molybdänsäure (H2MoO4)
oder den anderen Molybdänsäuren ab. Sie besitzen einige Analogien mit den
Chromaten.
Die wichtigsten dieser
Salze sind nachstehend aufgeführt:
a) Ammoniummolybdat erhält man in der
Metallurgie von Molybdän. Es bildet hydratisierte Kristalle, die schwach grün
oder gelb gefärbt sind und sich beim Erhitzen zersetzen. Man verwendet es als
chemisches Reagens und zum Herstellen von Pigmenten, Feuerschutzmitteln, in der
Glasindustrie usw.
b) Natriummolybdat bildet hydratisierte,
glänzende, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es als Reagens, zum
Herstellen von Pigmenten und in der Medizin.
c) Calciummolybdat ist ein weisses,
wasserunlösliches Pulver, das in der Metallurgie verwendet wird.
d) Bleimolybdat. Künstliches Bleimolybdat mit
Bleichromat gefällt, ergibt Molybdänrot.
Natürliches
Bleimolybdat (Wulfenit) gehört zu Nr. 2613.
5) Wolframate. Die Wolframate, Parawolframate
und Perwolframate leiten sich von der normalen Wolframsäure (H2WO4)
und den anderen Wolframsäuren ab.
Nachstehend sind die
wichtigsten dieser Salze aufgeführt:
a) Ammoniumwolframat wird durch Lösen von
Wolframsäure in Ammoniak gewonnen. Es ist ein weisses, kristallines,
hydratisiertes und wasserlösliches Pulver, das man zum Unentflammbarmachen von
Geweben und zum Herstellen anderer Wolframate verwendet.
b) Natriumwolframat gewinnt man in der
Metallurgie von Wolfram aus Wolframit der Nr. 2611 und Natriumcarbonat. Es
kommt als Blättchen oder als weisse, hydratisierte und wasserlösliche Kristalle
mit Perlmutterglanz in den Handel. Es wird wie Ammoniumwolframat verwendet; man
verwendet es ausserdem als Beizmittel beim Zeugdruck, zum Herstellen von
Farben, Lacken, Katalysatoren und in der organischen Chemie.
c) Calciumwolframat kommt als weisse,
glänzende, wasserunlösliche Schuppen in den Handel. Man verwendet es bei der
Herstellung von Röntgenschirmen und fluoreszierenden Röhren.
d) Bariumwolframat ist ein weisses Pulver, das
in der Kunstmalerei, allein oder in Mischung, unter dem Namen Wolframweiss
verwendet wird.
e) Andere Wolframate. Es sind noch zu nennen:
Kaliumwolframat (zum Unentflammbarmachen von Geweben), Magnesiumwolframat (für
Röntgenschirme), Chromwolframat (grünes Pigment) und Bleiwolframat (weisses Pigment).
Hierher gehören
nicht:
a) Natürliches Calciumwolframat (Scheelit) ist
ein Wolframerz der Nr. 2611.
b) Das natürliche Manganwolframat (Hüberit)
oder Eisenwolframat (Ferberite) (Nr. 2611).
c) Die Wolframate - insbesondere
Calciumwolframat und Magnesiumwolframat - die durch geeignete Behandlung eine
besondere Kristallstruktur erhalten haben und dadurch leuchtend geworden sind,
gehören als anorganische Luminophore zu Nr. 3206.
6) Titanate. Die Titanate (Ortho-, Meta- und
Peroxotitanate, neutral oder sauer) leiten sich von den verschiedenen
Titansäuren, Hydroxiden des Titansäuredioxyds (TiO2) ab.
Barium- und
Bleititanat sind weisse Pulver, die als Pigmente verwendet werden.
Natürliches
Eisentitanat (Ilmenit) gehört zu Nr. 2614. Die anorganischen Fluorotitanate
gehören zu Nr. 2826.
7) Vanadate. Die Vanadate (Ortho-, Meta-,
Pyro-, Hypo-, neutrale oder saure) leiten sich von den verschiedenen
Vanadinsäuren ab, die sich aus dem Vanadiumpentaoxid (V2O5)
oder anderen Vanadiumoxiden ableiten.
a) Ammoniumvanadat (NH4VO3)
(Metavanadat) ist ein gelblichweisses, kristallines Pulver, das sich in kaltem
Wasser wenig, aber sehr leicht in heissem Wasser löst, in dem es eine gelbe
Lösung bildet. Man verwendet es als Katalysator, als Beizmittel in der Färberei
und beim Zeugdruck, als Sikkativ für Anstrichfarben und Lacke, als Farbstoff in
der Keramik, zum Herstellen von Schreibtinten und Druckfarben usw.
b) Natriumvanadate (Ortho- und Meta-) sind
weisse, kristalline, hydratisierte und wasserlösliche Pulver. Man verwendet sie
in der Färberei und beim Bedrucken mit Anilinschwarz.
8) Ferrate und Ferrite. Die Ferrate und Ferrite
leiten sich von Ferrihydroxid (Eisen-III-hydroxid) (Fe(OH)3) bzw.
dem Ferrohydroxid (Eisen-II-hydroxid) (Fe(OH)2) ab. Kaliumferrat ist
ein schwarzes Pulver, das sich in Wasser unter Bildung einer roten Flüssigkeit
löst.
Mit Ferrate bezeichnet
man fälschlich einfache Mischungen von Eisenoxiden mit anderen Metalloxiden,
die Keramikfarben bilden und zu Nr. 3207 gehören.
Ferroferrit ist nichts
anderes als das magnetische Eisenoxid Fe3O4, das zu Nr.
2601 gehört. Eisenhammerschlag gehört zu Nr. 2619.
9) Zinkate sind Verbindungen, die sich von dem
amphoteren Zinkhydroxid (Zn(OH)2) ableiten.
a) Natriumzinkat wird gewonnen, indem man
Natriumcarbonat auf Zinkoxid oder Ätznatron auf metallisches Zink einwirken
lässt. Man verwendet es zum Herstellen von Zinksulfid, das als Anstrichfarbe
verwendet wird.
b) Eisenzinkat wird als Keramikfarbe verwendet.
c) Kobaltzinkat stellt rein oder in Mischung
mit Kobaltoxid oder anderen Salzen das Kobaltgrün oder Rinmanns Grün dar.
d) Bariumzinkat wird durch Fällen einer
wässerigen Bariumhydroxidlösung mit einer ammonikalischen Zinksulfatlösung
gewonnen. Es ist ein weisses, wasserlösliches Pulver, das man zum Herstellen
von Zinksulfid verwendet, das als Anstrichfarbe dient.
10) Stannate. Die Stannate
(Ortho-, Metastannate) leiten sich von den Zinnsäuren ab.
a) Natriumstannat (Na2SnO3.3H2O)
wird durch Schmelzen einer Mischung von Zinn, Ätznatron, Natriumchlorid und
-nitrat gewonnen. Es kommt als harte Massen oder unregelmässige Stücke in den
Handel, die wasserlöslich, weiss oder je nach dem Anteil der Verunreinigung
(Natrium- und Ferroverbindungen) farbig sind. Man verwendet es in der Färberei
und beim Zeugdruck (Beizmittel), in der Glasindustrie und Keramik, ferner zum
Trennen des Bleis von Arsen, als Beschwerungsmittel für Seide und in der
organischen Synthese.
b) Aluminiumstannat wird durch Erhitzen einer
Mischung von Zinnsulfat und Aluminiumsulfat gewonnen. Es ist ein weisses
Pulver. Man verwendet es als Trübungsmittel in der Emailherstellung und
Keramik.
c) Chromstannat ist der Hauptbestandteil der
Rosafarbstoffe für Keramik und Kunstmalerei, der sogenannten Pinkfarben. Man
verwendet es auch als Beschwerungsmittel für Seiden.
d) Kobaltstannat bildet allein oder in Mischung
ein himmelblaues Pigment, das in Anstrichfarben verwendet wird.
e) Kupferstannat stellt allein oder in Mischung
das Zinngrün dar.
11) Antimonate sind die Salze der verschiedenen
Säuren, die dem Antimonpentoxid (Sb2O5) entsprechen; sie
weisen einige Analogien mit den Arsenaten auf.
a) Natriummetaantimonat (Leuconin) wird aus
Ätznatron und Antimonpentoxid gewonnen. Es ist ein weisses, kristallines, wenig
wasserlösliches Pulver. Es ist ein Trübungsmittel für die Email- und
Glasindustrie und dient zum Herstellen des Natriumsulfoantimonats
(Schlippesches Salz) der Nr. 2842.
b) Kaliumantimonate. Es handelt sich besonders
um das saure Antimonat, das durch Erhitzen des mit Salpeter gemischten Metalls
gewonnen wird. Es ist ein weisses, kristallines Pulver, das man als
Abführmittel in der Medizin und als Keramikfarbe verwendet.
c) Bleiantimonat wird durch Schmelzen von
Antimonpentoxid mit Mennige gewonnen. Es ist ein gelbes, wasserunlösliches
Pulver. Allein oder in Mischung mit Bleioxychlorid bildet es das Neapelgelb
(Antimongelb), ein Pigment, das in der Keramik, Glasindustrie und Kunstmalerei
Verwendung findet.
Die Antimonide gehören
zu Nr. 2853.
12) Plumbate sind die Derivate des amphoteren
Bleidioxids (PbO2).
Natriumplumbat
verwendet man als Farbstoff, Calciumplumbat (gelb), Strontiumplumbat
(kastanienbraun) und Bariumplumbat (schwarz) verwendet man zum Herstellen von
Zündhölzern und zum Färben von Feuerwerkskörpern.
13) Andere Salze der Säuren der Oxometalloxide und
Peroxometalloxide. Von den anderen hierher gehörenden Salzen sind zu nennen:
a) Tantalate und Niobate.
b) Germanate.
c) Rhenate und Perrhenate.
d) Zirkonate.
e) Bismutate.
Hierher gehören nicht:
a) Die Verbindungen der Edelmetalle (Nr. 2843).
b) Die Verbindungen der radioaktiven chemischen
Elemente (oder der radioaktiven Isotopen) (Nr. 2844).
c) Die Verbindungen des Scandiums, Yttriums und
der Seltenerdmetalle (Nr. 2846).
d) Quecksilberverbindungen (Nr. 2852).
Die komplexen
Fluorosalze, wie z.B. die Fluorotitanate, gehören zu Nr. 2826.
2842. Andere
Salze anorganischer Säuren oder Peroxosäuren (einschliesslich Aluminosilicate,
auch chemisch nicht einheitlich), ausgenommen Azide
Hierher gehören, mit Ausnahme der in der Einleitung zu diesem
Unterkapitel angeführten Verbindungen, folgende Erzeugnisse:
I. Salze der anderweitig nicht erfassten anorganischen Säuren
der nichtmetallischen Elemente und Peroxosäuren.
Dies sind insbesondere:
A) Fulminate, Cyanate, Isocyanate und
Thiocyanate, die Metallsalze der nicht isolierten Cyanursäure (HO-C≡N)
oder der Isocyansäure (HN=C=O), oder der Knallsäure (H C≡N+-O), ein
Isomer der Cyanursäure. Hierher gehören auch die Thiocyanate, die Salze der
Thiocyansäure (HS-C≡N).
1) Fulminate. Dies sind Verbindungen von wenig
bekannter Struktur, sehr unbeständig, die durch schwachen Stoss oder unter
Hitzeeinwirkung, z.B. durch Funken, explodieren. Sie bilden Zündsprengstoffe,
die zum Herstellen von Zündern oder Sprengkapseln verwendet werden.
2) Cyanate. Ammonium-, Natrium- oder
Kaliumcyanate verwendet man zum Herstellen verschiedener organischer
Verbindungen. Es gibt auch Erdalkalicyanate.
3) Thiocyanate (Sulfocyanate, Sulfocyanide)
sind Metallsalze der (nicht isolierten) Thiocyanwasserstoffsäure
(HS-C≡N). Die Wichtigsten sind Folgende:
a) Ammoniumthiocyanat (NH4SCN). Es bildet
farblose, zerfliessende, leicht wasserlösliche Kristalle, die an der Luft und
am Licht rot werden und durch Wärme zersetzt werden können. Man verwendet es bei
der Galvanoplastik, in der Fotografie, in der Färberei und beim Druck
(insbesondere um eine Beschädigung beschwerter Seidengewebe zu verhüten), bei
der Herstellung von Kältemischungen, von Cyaniden und Hexacyanoferraten (II),
von Thioharnstoff, von Guanidin, von Kunststoffen, von Klebstoffen, von
Herbiciden usw.
b) Natriumthiocyanat (NaSCN). Es sieht wie
Ammoniumthiocyanat aus oder ist ein Pulver. Man verwendet dieses giftige Salz
in der Fotografie, der Färberei und beim Druck (Beizmittel), in der Medizin,
als Reagens im Laboratorium, in der Galvanoplastik, zum Herstellen von
künstlichem Senföl, in der Kautschukindustrie usw.
c) Kaliumthiocyanat (KSCN). Es besitzt die
gleichen Eigenschaften wie Natriumthiocyanat. Man verwendet es in der
Textilindustrie, in der Fotografie, zum Herstellen von Thiocyanaten, von
Thioharnstoff, von künstlichem Senföl, von Farbstoffen und anderen
synthetischen organischen Verbindungen, von Kältemischungen,
Schädlingsbekämpfungsmitteln usw.
d) Calciumthiocyanat (Ca(SCN)2 3H2O). Es bildet farblose, zerfliessende, wasserlösliche Kristalle. Man
verwendet es als Beizmittel in der Färberei und beim Druck als Lösungsmittel
für Zellulose, beim Mercerisieren von Baumwolle, in der Medizin als Ersatz für
Kaliumjodid (gegen Arteriosklerose), zum Herstellen anderer Thiocyanate und von
Hexacyanoferraten (II) und bei der Pergamentherstellung.
e) Kupferthiocyanate.
Kupfer(II)-thiocyanat
(CuSCN) ist pulver- oder pastenförmig, von weissli-cher, graustichiger oder
gelblicher Farbe und wasserunlöslich. Man verwen-det es als Beizmittel beim
Zeugdruck, in Unterwasseranstrichfarben und in der organischen Synthese.
Kupfer(I)-thiocyanat
(Cu(SCN)2) ist ein schwarzes,
wasserunlösliches Pulver, das sich leicht in Kupfer(I)-thiocyanat umwandelt.
Man verwendet es bei der Herstellung von Sprengkapseln oder Zündhölzern.
Quecksilberfulminat
und Quecksilberthiocyanat gehören zu Nr. 2852.
B) Arsenite und Arsenate.
Dieses sind die
Metallsalze der Säuren des Arsens; Arsenite sind die Salze der arsenigen Säure
und Arsenate die Salze der Arsensäuren der Nr. 2811. Sie sind starke Gifte. Es
handelt sich insbesondere um folgende Erzeugnisse:
1) Natriumarsenit (NaAsO2), durch
Schmelzen von Natriumcarbonat und Arsenigsäureanhydrid gewonnen. Es kommt als
Pulver oder Tafeln in den Handel; es ist weiss oder grau und wasserlöslich. Man
verwendet es im Weinbau (Insekticid), zum Konservieren von Häuten, in der
Medizin, zum Herstellen von Seifen und antiseptischen Erzeugnissen usw.
2) Calciumarsenit (CaHAsO3), ein
weisses, wasserunlösliches Pulver, Insekticid.
3) Kupferarsenit (CuHAsO3) wird aus
Natriumarsenit und Kupfersulfat gewonnen. Es ist ein wasserunlösliches, grünes
Pulver; es wird als Insekticid und als Farbstoff unter dem Namen Scheeles Grün
verwendet. Es dient zum Herstellen bestimmter grünfarbiger Pigmente der Nr.
3206 (s. die Erläuterungen zu dieser Nummer).
4) Zinkarsenit (Zn(AsO2)2)
hat das gleiche Aussehen und gleiche Verwendungszwecke wie Calciumarsenit.
5) Bleiarsenit (Pb(AsO2)2)
ist ein weisses, sehr wenig wasserlösliches Pulver, das im Weinbau verwendet
wird (Insekticid).
6) Natriumarsenate (Ortho-, Meta- und
Pyroarsenat). Diese Arsenate, von denen die wichtigsten das
Dinatriumorthoarsenat (Na2HAsO4) (mit 7 oder 12 H2O
je nach der Kristallisationstemperatur) und das Trinatriumorthoarsenat
(wasserfrei oder mit 12 H2O) sind, werden aus arseniger Säure und
Natriumnitrat gewonnen. Sie kommen als farblose Kristalle oder als grünliches
Pulver in den Handel. Man verwendet sie zum Herstellen bestimmter Heilmittel
(Pearsonsche Flüssigkeit), von Antiseptika, Insekticiden, anderen Arsenaten und
zum Zeugdruck.
7) Kalimarsenate, Mono- und
Dikaliumorthoarsenat, die auf die gleiche Weise wie die Natriumarsenate
gewonnen werden, sind farblose, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet sie als
Antiseptika und Insekticide, zum Konservieren von Häuten, die gegerbt werden
sollen, und von Pelzen, sowie beim Zeugdruck usw.
8) Calciumarsenate. Tricalciumorthoarsenat (Ca3(AsO4)2),
das oft Di- und Tetracalciumarsenat als Verunreinigungen enthält, wird
gewonnen, indem man Calciumchlorid auf Natriumarsenat einwirken lässt. Es ist
ein weisses, wasserunlösliches Pulver, das insbesondere in der Landwirtschaft
als Insekticid verwendet wird.
9) Kupferarsenate, Tricupriorthoarsenat (Cu3(AsO4)2)
aus Natriumorthoarsenat und Kupfersulfat (oder -chlorid) gewonnen, ist ein
wasserunlösliches, grünes Pulver, das als Schädlingsbekämpfungsmittel im
Weinbau (Grünspan) und zum Herstellen von Farben und Unterwasseranstrichfarben
verwendet wird.
10) Bleiarsenate. Tribleiorthoarsenat (Pb3(AsO4)2)
und das saure Orthoarsenat sind sehr wenig wasserlöslich. Sie kommen als
Pulver, Pasten oder weisse Emulsionen in den Handel; sie dienen insbesondere
zum Herstellen von Insekticiden.
11) Andere Arsenate. Es sind noch zu nennen: Aluminiumarsenat
(Insekticid) und Kobaltarsenat (rosafarbenes Pulver, in der Keramik verwendet).
Hierher gehören
nicht:
a) Natürliche Nickelarsenate (Annabergit usw.)
(Nr. 2530).
b) Arsenide (Nr. 2853).
c) Acetoarsenite (Kapitel 29).
C) Die Salze der Selensäuren: Selenide,
Selenite, Selenate.
1) Cadmiumselenid wird zum Herstellen von
Blendschutzgläsern und Farben verwendet.
2) Natriumselenit dient zum Verhüten der
Grünfärbung von Glas oder zu seiner Rotfärbung.
3) Ammoniumselenat und Natriumselenat werden als
Insekticide verwendet. Natriumselenat wird ausserdem medizinisch gebraucht.
4) Kaliumselenat dient zu fotografischen
Zwecken.
Zorgit, ein
natürliches doppeltes Blei-Kupfer-Selenid, gehört zu Nr. 2530.
D) Die Salze der Tellursäuren: Telluride,
Tellurite, Tellurate.
1) Wismuttellurid ist ein Halbleiter für
Thermoelemente.
2) Natriumtellurat und Kaliumtellurat werden
medizinisch gebraucht.
II. Doppelsalze oder
Komplexsalze
Hierher gehören die
Doppelsalze oder Komplexsalze, soweit sie nicht in anderen Nummern genannt
sind.
Die wichtigsten hierher
gehörenden Doppel- oder Komplexsalze sind:
A. Doppelchloride oder komplexe Chloride
(Chlorosalze).
1) Ammoniumchlorid enthaltend:
a) Ammoniummagnesiumchlorid, zerfliessende
Kristalle, werden zum Schweissen verwendet.
b) Ammoniumeisen (II) und (III)-chlorid als
Masse oder als hygroskopische Kristalle. Man verwendet sie zum Metallisieren
oder in der Pharmazie.
c) Ammoniumnickelchlorid, ein gelbes Pulver
oder hydratisiert in grünen Kristallen. Dieses Erzeugnis wird als Beizmittel
oder zum Galvanisieren gebraucht.
d) Ammoniumkupfer (II)-chlorid, blaue oder
grünliche, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es als Farbstoff und in der
Feuerwerkerei.
e) Ammoniumzinkchlorid, ein kristallines,
weisses, wasserlösliches Pulver. Man verwendet es zum Schweissen (Schweissalz),
in Trockenbatterien und in der Galvanoplastik.
f) Ammoniumzinnchlorid, insbesondere
Ammoniumchlorostannat, weisse oder rosafarbene Kristalle oder in wässeriger
Lösung. Zuweilen Pinksalz genannt, wird diese Verbindung in der Färberei und
zum Beschweren von Seide verwendet.
2) Natriumaluminiumchlorid, ein kristallines,
weisses, hygroskopisches Pulver. Man verwendet es in der Gerberei.
3) Calciummagnesiumchlorid, weisse,
zerfliessende Kristalle. Es wird in der Papier-, Textil-, Mehl- und
Farbenindustrie verwendet.
4) Chlorosalze. Die wichtigsten Chlorosalze
sind die Chlorobromide, Chlorojodide, Chlorojodate, Chlorophosphate,
Chlorochromate und Chlorovanadate.
Kaliumchlorochromat
(Peligotsalz), rote Kristalle, die durch Wasser zersetzt werden. Man verwendet
es als Oxidationsmittel in der organischen Synthese.
Pyromorphit
(natürliches Bleichlorophosphat) und Vanadinit (natürliches Bleichlorovanadat)
gehören zu Nr. 2607 bzw. 2615.
B. Doppeljodide oder komplexe Jodide (Jodosalze).
1) Natriumwismutjodid, rote Kristalle, die
durch Wasser zersetzt werden. Man verwendet es in der Medizin.
2) Kaliumcadmiumjodid, ein weisses,
zerfliessendes Pulver, das an der Luft gelb wird. Man verwendet es in der
Medizin.
C. Schwefelhaltige Doppelsalze oder
Komplexsalze (Thiosalze).
1) Ammoniumsulfat enthaltend:
a) Ammoniumeisen(II)sulfat (Mohrsches Salz)
((NH4)2SO4.FeSO4.6H2O),
hellgrüne, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es in der Metallurgie und in
der Medizin.
b) Ammoniumkobaltsulfat ((NH4)2SO4.CoSO4.6H2O)
rote, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet es zum Kobaltieren und in der
Keramik.
c) Ammoniumnickelsulfat ((NH4)2SO4.NiSO4.6H2O),
grüne, durch Hitze zersetzliche, leicht in Wasser lösliche Kristalle. Es wird
hauptsächlich zum Vernickeln verwendet.
d) Ammoniumkupfersulfat, ein kristallines,
blaues, wasserlösliches, an der Luft verwitterndes Pulver. Man verwendet es als
Schädlingsbekämpfungsmittel, im Zeugdruck, bei der Textilveredlung, zum
Herstellen von Kupferarsenat usw.
2) Natriumzirkonsulfat, ein fester, weisser
Stoff, der in der Metallurgie des Zinks verwendet wird.
3) Thiosalze und andere schwefelhaltige
Doppelsalze oder Komplexsalze: Thioselenide und Selenosulfate, Thiotellurate,
Thioarsenate, Thioarsenite und Arsensulfide, Thiocarbonate, Germanosulfide,
Thioantimonate, Thiomolybdate, Thiostannate, Reineckate.
Diese Gruppe umfasst:
a) Kaliumtrithiocarbonat, gelbe, wasserlösliche
Kristalle, wird in der Landwirtschaft (gegen die Reblaus) und in der
analytischen Chemie verwendet.
b) Alkalithiomolybdate. Sie werden als
Beschleuniger in den Phosphatierungsbädern der Metalle verwendet.
c) Ammoniumtetrathiocyanatodiaminchromate (III)
oder Ammoniumtetrakis(thiocyanato)diaminchromat (Ammoniumreineckat) oder
Reinecke-Salz (NH4[Cr(NH3)2-(SCN)4].H2O),
kristallines Pulver oder dunkle Kristalle, ist ein Reagens für Laboratorien.
d) Kaliumhexakisthiocyanatoferrat(II),
Kaliumhexakisthiocyanatoferrat (III).
Natürliches
Kobaltarsenosulfid (Kobaltglanz) und natürliches Kupfergermanosulfid (Germanit)
gehören zu Nr. 2605 und 2617.
D. Doppelsalze oder Komplexsalze des Selens
(Selenocarbonate, Selenocyanate usw.).
E. Doppelsalze oder Komplexsalze des Tellurs
(Tellurocarbonate, Tellurocyanate usw.).
F. Kobalt(III)-nitrate (Nitrokobaltate(III))
Kaliumnitrokobaltat(III)
(Kaliumhexanitrokobaltat(III), Kaliumkobaltdoppelnitrit (Fischers Salz) (K3Co(NO2)6),
ist ein in Wasser ziemlich lösliches, mikrokristallines Pulver, das allein oder
gemischt als Pigment dient und Kobaltgelb genannt wird.
G. Doppelnitrate oder komplexe Nitrate
(Nickelhexamin- und tetraminnitrate usw.)
Aminonickelnitrate
bilden blaue oder grüne, wasserlösliche Kristalle. Man verwendet sie als
Oxidationsmittel und zum Herstellen von Nickelkatalysatoren.
H. Doppelphosphate oder komplexe Phosphate
(Phosphosalze).
1) Ammoniumnatriumorthophosphat (NH4NaHPO4.4H2O)
(Phosphorsalz) bildet farblose, verwitternde, wasserlösliche Kristalle. Man
verwendet es als Schmelzmittel zum Auflösen von Metalloxiden.
2) Ammoniummagnesiumorthophosphat, ein weisses,
sehr wenig wasserlösliches Pulver. Man verwendet es als Flammfestmittel für
Textilien und auch in der Medizin.
3) Komplexe Salze: Insbesondere
Phosphomolybdate, Phosphosilicate, Phosphowolframate, Phosphostannate.
Diese Gruppe umfasst:
a) Die Phosphomolybdate, die bei
mikroskopischen Untersuchungen verwendet werden.
b) Die Phosphosilicate und Phosphostannate als
Beschwerungsmittel für Seide.
I. Borowolframate.
Cadmiumborowolframat, gelbe Kristalle oder wässerige Lösungen, verwendet
man zum Herstellen von Flüssigkeiten, mit denen man Mineralien nach ihrer
Dichte trennen kann.
K. Doppelcyanate oder komplexe Cyanate.
L. Silicate oder Doppelsilicate.
Zu dieser Gruppe
gehören Aluminosilicate, auch unvermischte, chemisch einheitliche Verbindungen.
Aluminosilicate werden in der Glasindustrie als Isolierstoffe, Ionenaustauscher,
Katalysatoren, Molekularsiebe usw. verwendet.
Zu dieser Kategorie
gehören auch die synthetischen Zeolithe mit der Bruttoformel M2/nO.Al2O3.y
SiO2.w H2O, wo M ein Kation mit der Ladungszahl n (im
Allgemeinen Natrium, Kalium, Magnesium oder Calcium), y grösser oder gleich 2
und w die Anzahl Wassermoleküle bedeutet.
Die Aluminosilicate,
welche Bindemittel (z.B. Zeolith mit kieselsäurehaltigem Ton) enthalten, sind
ausgeschlossen (Nr. 3824). Aufgrund der Partikelgrösse (gewöhnlich über 5
Mikron), kann Zeolith mit Zusatz von Bindemitteln von anderem unterschieden werden.
M. Doppelsalze oder komplexe Salze der
Metalloxide.
Hierbei handelt es
sich um Salze wie z.B. das Doppelsalz von Kalium- und Calciumchromat
Hierher gehören
nicht:
a) Komplexe Fluorsalze (Nr. 2826).
b) Alaune (Nr. 2833).
c) Komplexe Cyanide der Nr. 2837.
d) Die Salze der Stickstoffwasserstoffsäure
(Azide) (Nr. 2850).
e) Ammoniumchlorid mit Quecksilber
(Ammoniumquecksilberchlorid oder Ammoniumchlorquecksilber) und
Kupferquecksilberjodid (Nr. 2852).
f) Magnesium- und Kaliumdoppelsulfate, auch
reine (Kapitel 31).
Unterkapitel VI
Verschiedenes
2843. Edelmetalle in kolloidem Zustand;
anorganische oder organische Verbindungen der Edelmetalle, auch chemisch nicht
einheitlich; Edelmetallamalgame
A. Edelmetalle in
kolloidem Zustand
Es handelt sich hier
um die in Kapitel 71 aufgeführten Edelmetalle in kolloidem Zustand: Silber,
Gold, Platin, Iridium, Osmium, Palladium, Rhodium und Ruthenium.
Die Edelmetalle werden
in diesem Zustand entweder durch Dispersion oder elektrische Zerstäubung oder
durch Reduktion eines ihrer anorganischen Salze übergeführt.
Kolloides Silber kommt
als kleine Körnchen oder Blättchen von bläulich-grauer, bräunlicher oder grünlicher
Farbe in metallischem Zustand in den Handel. Man verwendet es in der Medizin
als Antiseptikum.
Kolloides Gold kann
rot, violett, blau oder grün sein; man verwendet es zu denselben Zwecken.
Kolloides Platin hat
die Form von kleinen grauen Partikeln; es hat bemerkenswerte katalytische
Eigenschaften.
Diese kolloiden
Metalle, insbesondere Gold, können kolloide Lösungen mit Zusatz von
Schutzkolloiden wie Gelatine, Kasein, Fischleim sein. Auch solche Lösungen
bleiben in dieser Nummer.
B. Anorganische oder organische Verbindungen der Edelmetalle,
auch chemisch nicht einheitlich
Hierzu gehören:
I) Die Oxide, Peroxide und Hydroxide der
Edelmetalle, die den Verbindungen des Unterkapitels IV entsprechen.
II) Die anorganischen Salze der Edelmetalle, die
den Verbindungen des Unterkapitels V entsprechen.
III) Die Phosphide, Carbide, Hydride, Nitride,
Silicide und Boride, die den Verbindungen der Nrn. 2848 bis 2850 entsprechen
(z.B. Platinphosphid, Palladiumhydrid, Silbernitrid, Platinsilicid).
IV) Die organischen Verbindungen der Edelmetalle,
die den Verbindungen des Kapitels 29 entsprechen.
Die Verbindungen, die
gleichzeitig Edelmetalle und andere Metalle enthalten, z.B. die Doppelsalze
eines beliebigen Metalls und eines Edelmetalls, die komplexen Ester, die Edelmetalle
enthalten, gehören ebenfalls hierher.
Nachstehend sind von
jedem Edelmetall die gebräuchlichsten Verbindungen aufgeführt:
1) Silberverbindungen.
a) Silberoxide. Disilberoxid (Ag2O)
ist ein braun-schwarzes, leicht wasserlösliches Pulver, das bei Licht schwarz
wird.
Silberoxid (AgO) ist
ein grau-schwarzes Pulver.
Die Silberoxide werden
insbesondere zur Herstellung von Trockenbatterien verwendet.
b) Silberhalogenide. Silberchlorid (AgCl) ist
ein weisses Erzeugnis, eine Masse oder ein schweres Pulver, in Wasser
unlöslich, färbt sich bei Licht und wird in undurchsichtigen, stark gefärbten
Gefässen versandt. Man verwendet es in der Fotografie, in der Keramik, in der
Medizin oder beim Versilbern.
Natürliches
Chlorsilber und Jodsilber (Cerargyurit, Hornsilber) gehören zu Nr. 2616.
Silberbromid
(gelbliches), Silberjodid (gelb) und Silberfluorid dienen den gleichen Zwecken
wie das Chlorid.
c) Silbersulfid. Dieses Silbersulfid (Ag2S)
ist ein schweres Pulver, grau-schwarz, in Wasser unlöslich. Es wird in der Glasindustrie
verwendet.
Natürliches
Silbersulfid (Argyros, Acanthit, Argentit), natürliches Silberantimonsulfid
(Pyrargyrit, Stephanit, Polybasit), natürliches Silbersulfoarsenid (Proustit) gehören
zu Nr. 2616.
d) Silbernitrat. Silbernitrat (AgNO3)
bildet weisse, wasserlösliche, giftige Kristalle, die die Haut ätzen. Es wird
zum Versilbern von Glas (Spiegeln) und Metallen, zum Färben von Seide und Horn,
in der Fotografie, zum Herstellen von Wäschetinte, als Antiseptikum und
Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet. Es wird auch "Höllenstein"
genannt. Mit diesem Namen bezeichnet man auch Silbernitrat, das mit einer
geringen Menge Natriumnitrat oder Kaliumnitrat oder zuweilen mit etwas
Silberchlorid verschmolzen ist. Dies ist ein Ätzmittel des Kapitels 30.
e) Andere Salze und anorganische Verbindungen.
Silbersulfat (Ag2SO4)
ist im wasserfreien Zustand ein kristallisierendes Salz.
Silberphosphat (Ag3PO4)
bildet wenig wasserlösliche, gelbe Kristalle und wird in der Medizin, Fotografie
und Optik verwendet.
Silbercyanid (AgCN)
ist ein weisses Pulver, das sich am Licht verändert, wasserunlöslich ist und in
der Medizin und zum Versilbern verwendet wird. Silberthiocyanat (AgSCN) sieht
gleich aus; es wird als Verstärker in der Fotografie verwendet.
Silberkaliumcyanidkomplexsalze
(KAg(CN)2) oder Silbernatriumcyanidkomplexsalze (NaAg(CN)2)
sind lösliche, weisse Salze, sie werden in der Galvanotechnik verwendet.
Silberfulminat bildet
weisse Kristalle, explodiert beim geringsten Stoss und ist gefährlich zu
handhaben. Es dient zum Herstellen von Zündern.
Silberdichromat (Ag2Cr2O7)
ist ein rubinrotes, kristallines, wenig wasserlösliches Pulver. Man verwendet
es in der Kunstmalerei für Miniaturen (Silberrot, Purpurrot).
Silberpermanganat ist
ein dunkelviolettes, kristallines, wasserlösliches Pulver. Es wird in Gasmasken
verwendet.
Silberazid ist ein
Sprengstoff.
f) Organische Verbindungen. Es sind zu nennen:
1. Silberlactat (weisses Pulver) und
Silbercitrat (gelbliches Pulver), die man in der Fotografie und als Antiseptika
verwendet.
2. Silberoxalat, das sich beim Erhitzen unter
Explosion zersetzt.
3. Silberacetat, -benzoat, -butyrat, -cinnamat,
-pikrat, -salicylat, -tartrat und ‑valerat.
4. Silberproteinate, -nucleate, -nucleinate,
-albuminate, -peptonate, -vitellinate und -tannate.
2) Goldverbindungen.
a) Oxide. Aurooxid (Au2O) ist ein
unlösliches, dunkelviolettes Pulver. Diaurioxid (Au2O3)
(Aurianhydrid) ist ein braunes Pulver. Ihm entspricht das Aurihydroxid (Au(OH)3),
ein schwarzer Stoff, den Licht zersetzt und von dem sich die Alkaliaurate
ableiten.
b) Halogenide. Aurochlorid (AuCl) ist ein
kristallines, gelbliches oder rötliches Pulver. Auritrichlorid (braunes
Chlorid) (AuCl3) ist ein rot-bräunliches Pulver oder eine sehr
hygroskopische, kristalline Masse. Es wird in verschlossenen Flaschen oder
Röhrchen aufbewahrt. Hierher gehört auch Auritetrachlorwasserstoffsäure(III)
(AuCl3.HCl.4H2O) (gelbes Chlorid, Chlorogoldsäure),
hydratisiert, in gelben Kristallen, und die Alkaliaurichloride (Chloroaurate,
Doppelsalze von Alkaligoldchloriden), in rötlich-gelben Kristallen. Diese
verschiedenen Produkte verwendet man in der Fotografie (Herstellung von
Tonungsbädern), in der Keramik- und Glasindustrie und in der Medizin.
Das Cassius-Purpur
genannte Erzeugnis, das eine Mischung von Stannihydroxid und kolloidalem Gold
ist, gehört zu Kapitel 32. Man verwendet es zum Herstellen von Anstrichfarben
und Lacken sowie insbesondere als Porzellanfarbe.
c) Andere Verbindungen. Goldsulfid (Au2S3)
ist ein schwärzlicher Stoff, der mit Alkalisulfiden Thioaurate bildet.
Goldnatriumdoppelsulfit
(NaAu(SO3)) und Goldammoniumdoppelsulfit (NH4Au(SO3))
werden als farblose Lösungen gehandelt und zum Galvanisieren verwendet.
Goldnatriumthiosulfat
wird in der Medizin verwendet.
Goldcyanid (AuCN) ist
ein gelbes, kristallines Pulver, das sich beim Erhitzen zersetzt; man verwendet
es zum elektrolytischen Vergolden und in der Medizin. Mit Alkalien bildet es
Aurocyanide wie z.B. Kaliumtetracyanoaurat (KAu(CN)4) das ein
weisses, lösliches Salz ist und in der Galvanoplastik verwendet wird.
Das
Goldnatriumthiocyanat, das in orangefarbenen Nadeln kristallisiert, verwendet
man in der Medizin und Fotografie (Tonungsbäder).
3) Rutheniumverbindungen. Rutheniumdioxid (RuO2)
ist ein blauer Stoff, Rutheniumtetraoxid (RuO4) ist orangefarben.
Das Trichlorid (RuCl3) und das Tetrachlorid (RuCl4)
bilden mit Alkali- und Chlorosalzen oder anderen Ammonium- und Nitrosoderivaten
kristalline Doppelchloride.
Es gibt auch
Doppelsalze von Alkalirutheniumnitriten.
4) Rhodiumverbindungen. Dem Rhodiumoxid (Rh2O3),
einem schwarzen Pulver, entspricht ein Trihydroxid (Rh(OH)3). Es
gibt ein Trichlorid (RhCl3), das Chlorrhodate mit den
Alkalichloriden bildet, ein Sulfat, Alaune und Phosphate, komplexe Nitrate und
Nitrite. Man kennt ausserdem Rhodocyanide und sehr komplexe Ammonium- und Oxalsäurederivate.
5) Palladiumverbindungen. Von den
Palladiumoxiden ist das beständigste das Palladooxid (PdO); nur dieses ist
basisch. Es ist ein schwarzes Pulver und zersetzt sich beim Erhitzen.
Palladium(II)-chlorid
(PdCl2) ist ein dunkelbraunes Pulver, das zerfliesst, wasserlöslich
ist und mit 2 H2O kristallisiert. Es wird in der Keramik, in der Fotografie
und bei Elektrolysen verwendet.
Hierher gehören auch:
Kaliumpalladium(II)-chlorid (PdCl2.2KCl) ein ziemlich lösliches, braunes
Salz, ein Indikator für Kohlenoxid. Es gibt Palladiumchloride, Palladiumamine
(Palladodiamine), Palladiumsulfide, Palladiumnitrite, Palladiumcyanide,
Palladiumoxalate und ein Palladium(II)-sulfat.
6) Osmiumverbindungen. Osmiumdioxid (OsO2)
ist ein dunkelbraunes Pulver. Das Osmiumtetroxid (OsO4) ist ein
flüchtiger, fester Stoff, der die Augen und Atemwege angreift. Es
kristallisiert in weissen Nadeln. Man verwendet es in der Histologie und Mikrographie.
Von diesem Oxid leiten sich die Osmate ab, wie z.B. das Kaliumosmat, in roten
Kristallen, und unter Einwirkung von Ammoniak und Alkalihydroxiden die Aminoosmate,
wie Natriumkaliumaminoosmat, in gelben Kristallen.
Von Osmiumtetrachlorid
(OsCl4) und Osmiumtrichlorid (OsCl3) leiten sich die
Alkalichloroosmate und -chloroosmite ab.
7) Iridiumverbindungen. Ausser dem Iridiumoxid
gibt es ein Iridiumtetrahydroxid (Ir(OH)4), ein blauer, fester
Stoff, ferner Chloroiridate und Chloroiridite, Doppelsulfate und Amine.
8) Platinverbindungen.
a) Oxide. Platin(II)-oxid (PtO) ist ein
violettes oder schwärzliches Pulver. Dem Platin(IV)-oxid (PtO2)
entsprechen mehrere Platinhydroxide, von denen eines, das Tetrahydrat (H2Pt(OH)6),
eine komplexe Säure ist (Hexahydroplatinat(IV)), der die Salze wie die
Alkalihexahydroxyplatinate und komplexe Platinamine entsprechen.
b) Andere Verbindungen. Platin(IV)-chlorid
(PtCl4) kommt als braunes Pulver oder als gelbe Lösung in den
Handel. Man verwendet es als Reagens. Das Platinchlorid des Handels die
Chlorplatin(IV)-säure (PtCl4.2HCl), ist das Tetrachlorid, das
wasserlöslich ist und zerfliessende orangerote oder bräunliche Prismen bildet.
Man verwendet sie in der Fotografie (Platintonung), in der Galvanoplastik (Platinierung),
zum Herstellen von keramischen Glasuren und von Platinschwamm. Dieser Säure
entsprechen die komplexen Aminoplatinate.
Der
Tetrachloroplatinsäure (H2PtCl4), einem roten, festen
Stoff, entsprechen die komplexen Platinamine. Kalium- und Bariumcyanoplatinate
verwendet man zum Herstellen von Röntgenleuchtschirmen.
C. Edelmetallamalgame
Dies sind Legierungen
der Edelmetalle mit Quecksilber. Gold- und Silberamalgam sind die
verbreitetsten. Man verwendet sie als Zwischenerzeugnisse für die Gewinnung
dieser Edelmetalle.
Die Amalgame der
anderen Metalle gehören zu Nr. 2853. Jedoch verbleiben die Amalgame hier, die
gleichzeitig Edelmetalle und andere Metalle enthalten; dies trifft für gewisse
in der Zahntechnik verwendete Amalgame zu.
Quecksilberverbindungen,
andere als Amalgame, gehören zu Nr. 2852.
2844. Radioaktive chemische Elemente und
radioaktive Isotope (einschliesslich der spaltbaren oder brütbaren chemischen
Elemente und Isotope) und ihre Verbindungen; Mischungen und Rückstände, die
solche Erzeugnisse enthalten
I. Isotope
Die Kerne der Atome
eines Elementes, die durch ihre Atomzahl bestimmt sind, umfassen immer die
gleiche Anzahl Protonen, sie können sich jedoch durch die Anzahl Neutronen
unterscheiden; daraus folgt, dass sie verschiedene Massen haben können
(verschiedene Massezahlen).
Die Nuclide, die sich
nur durch die Massezahl unterscheiden und nicht in der Atomzahl, werden Isotope
des Elementes genannt. Daraus geht hervor, dass es mehrere Nuclide gibt, welche
die gleiche Ordnungszahl 92 aufweisen und die alle als Uran bezeichnet werden,
weisen jedoch eine Massezahl von 227 bis 240 auf und werden deshalb Uran 233,
Uran 235, Uran 238 usw. genannt. Analog dazu sind: Wasserstoff 1, Wasserstoff 2
oder Deuterium (zu Nr. 2845 gehörend) und Wasserstoff 3 oder Tritium, Isotope
des Wasserstoffes.
Der wichtigste Faktor
des chemischen Verhaltens eines Elementes ist mit der Anzahl positiver elektrischer
Ladungen des Kernes (Anzahl Protonen) verbunden. Diese bestimmt die Zahl
orbitaler Elektronen, welche in Wirklichkeit die chemischen Eigenschaften
festlegt.
Aus diesem Grunde
werden die Isotope des nämlichen Elementes - dessen Kerne die gleiche elektrische
Nuklearladung aufweisen, jedoch unterschiedliche Massen haben - die gleichen
chemischen Eigenschaften aufweisen; die physikalischen Eigenschaften können
jedoch von einem Isotop zum andern verschieden sein.
Die chemischen
Elemente sind entweder aus einem einzigen Isotop (Monoisotopelement) oder aus
einem Gemisch von zwei oder mehreren Isotopen zusammengesetzt, deren Verhältnisse
im Allgemeinen genau bestimmt und festgelegt sind (z.B. natürliches Chlor, in
freier oder gebundener Form, ist immer ein Gemisch aus 75,4 % Chlor 35 und 24,6
% Chlor 37 - daher mit einem Atomgewicht von 35,457 -).
Wenn das Element aus
einem Isotopengemisch besteht, kann man seine Bausteine isolieren: diese Trennung
kann beispielsweise durch die Diffusion durch ein poröses Rohr, durch
elektromagnetische Trennung oder durch fraktionierte Elektrolyse erfolgen.
Isotope können auch durch Beschuss der natürlichen Elemente mit Neutronen oder
mit hoher kinetischer Energie beschleunigten Partikeln gebildet werden.
Im Sinne der Anmerkung
6 zu diesem Kapitel und der Tariftexte der Nrn. 2844 und 2845 gilt der Begriff
Isotope nicht nur für reine Isotope, sondern auch für chemische Elemente, deren
natürliche Isotopenzusammensetzung künstlich verändert wurde; dies durch Anreicherung
einiger ihrer Isotope dieser Elemente (und was gleichbedeutend ist durch Entzug
von einigen andern) oder durch Umbildung einiger Isotope in künstliche Isotope
mittels Kernreaktion. Z.B. Chlor mit einem Atomgewicht von 35,30, durch
Anreicherung dieses Elementes bis es 85 % Chlor 35 enthält (sowie, folglich
durch Entzug bis es nur noch 15 % Chlor 37 enthält).
Zu erwähnen ist, dass
die natürlicherweise vorkommenden monoisotopischen Elemente (z.B. Beryllium 9,
Fluor 19, Aluminium 27, Phosphor 31, Mangan 55) nicht als Isotope einzureihen
sind, sondern in ihrer ungebundenen oder gebundenen Form, je nach Fall, zu den
spezifischen Nummern der chemischen Elemente oder ihrer Verbindungen gehören.
Jedoch gelten die
künstlich gewonnenen radioaktiven Isotope dieser Elemente (z.B. Be 10, F
18, Al 29, P 32, Mn 54) als Isotope.
Weil die künstlichen
chemischen Elemente (allgemein eine Atomzahl von über 92 oder Transuraniumelemente)
keine fixe Isotopenzusammensetzung aufweisen, da sich diese je nach
Herstellungsverfahren verändert, ist es unter diesen Umständen unmöglich, eine
Unterscheidung zwischen chemischen Elementen und Isotopen im Sinne der
Anmerkung 6 vorzunehmen.
Hierher gehören nur
Isotope, die das Phänomen der Radioaktivität aufweisen (hienach beschrieben);
dagegen gehören stabile Isotope zu Nr. 2845.
II. Radioaktivität
Bestimmte Nuclide, die
wegen ihrem instabilen Aufbau der Kerne - sowohl in reiner Form als auch in
Form chemischer Verbindungen - komplexe Strahlungen aussenden, welche
physikalische oder chemische Wirkungen hervorrufen können, z.B.:
1) Ionisation von Gasen;
2) Fluoreszenz;
3) Belichtung von fotografischen Platten;
Dadurch können diese
Strahlungen festgestellt und ihre Intensität gemessen werden mit z.B.
Geiger-Müller-Zählern, Proportionalzählern, Ionisationskammern, Wilson-Kammern,
Blasenkammern, Szintillationszählern, lichtempfindlichen Filmen und Platten.
Es ist die Erscheinung
der Radioaktivität; die chemischen Elemente, die Isotope, die Verbindungen und im
Allgemeinen jene Substanzen, die diese Eigenschaft aufweisen, werden als
radioaktiv bezeichnet.
III. Radioaktive chemische Elemente, radioaktive Isotope und ihre
Verbindungen; Mischungen und Rückstände, die solche
Erzeugnisse enthalten
A) Radioaktive Elemente.
Hierher gehören die in
der Anmerkung 6 a) zu diesem Kapitel bezeichneten radioaktiven chemischen
Elemente, diese sind: Technetium, Promethium, Polonium sowie alle Elemente mit
einer höheren Atomzahl wie Astat (Astatin), Radon, Francium, Radium, Actinium,
Thorium, Protactinium, Uranium, Neptunium, Plutonium, Americium, Curium,
Berkelium, Californium, Einsteinium, Fermium, Mendelevium, Nobelium und Lawrencium.
Es handelt sich um
Elemente, die im Allgemeinen aus mehreren Isotopen - die alle radioaktiv sind -
bestehen.
Dagegen gibt es auch
aus Gemischen von stabilen Isotopen und von radioaktiven Isotopen
zusammengesetzte Elemente wie Kalium, Rubidium, Samarium, Lutetium (Nr. 2805),
die wegen der sehr geringen spezifischen Radioaktivität ihrer radioaktiven Isotope
und wegen ihres sehr geringen Anteils am Gemisch, praktisch als stabil bezeichnet
werden können und deshalb nicht zu dieser Nummer gehören.
Dagegen sind die in
ihren radioaktiven Isotopen angereicherten Elemente (Kalium, Rubidium, Samarium,
Lutetium bzw. K 40, Rb 87, Sm 147, Lu 176) als radioaktiv zu betrachten und gehören
zu dieser Nummer.
B) Radioaktive Isotope.
Nebst den bereits
genannten natürlichen radioaktiven Isotopen d.h. Kalium 40, Rubidium 87,
Samarium 147, Lutetium 176 können Uran 235 und Uran 238 erwähnt werden, die
Gegenstand einer vertieften Studie im Absatz IV sind, sowie gewisse Isotope des
Talliums, des Bleis, des Wismuths, des Poloniums, des Radiums, des Actiniums
oder des Thoriums, die meistens anders bezeichnet werden als die entsprechenden
Elemente. Diese Bezeichnung erinnert an den Namen des Ausgangselementes, aus
dem sie durch radioaktive Umwandlung gewonnen worden sind. Dies ist beispielsweise
der Fall für Wismuth 210 genannt Radium E, Polonium 212 genannt Thorium C und
Actinium 228 genannt Mesothorium II.
Chemische Elemente,
die normalerweise stabil sind, können entweder durch Beschiessen mit Teilchen
(Protonen, Deuteronen), welche in Beschleunigern (z.B. Cyclotronen oder
Synchotronen) eine sehr hohe kinetische Energie erhalten haben oder aber durch
Absorption von Neutronen in Kernreaktoren radioaktiv gemacht werden.
Die derart radioaktiv
gemachten Elemente werden als künstliche radioaktive Isotope bezeichnet. Unter
ihnen werden etwa 500 erfasst, von denen ungefähr 200 eine praktische
Verwendung haben. Nebst dem Uran 233 und den Plutoniumisotopen, die nachstehend
beschrieben werden, gehören zu den wichtigsten Wasserstoff 3 (Tritium),
Kohlenstoff 14, Natrium 24, Phosphor 32, Schwefel 35, Kalium 42,
Calcium 45, Chrom 51, Eisen 59, Kobalt 60, Krypton 85, Strontium 90,
Yttrium 90, Palladium 109, Jod 131 und 132, Xenon 133, Caesium 137, Thulium
170, Iridium 192, Gold 198 und Polonium 210.
Radioaktive chemische
Elemente und radioaktive Isotope wandeln sich auf natürliche Weise in stabilere
Elemente oder Isotope um.
Die Zeit, innerhalb
der ein radioaktives Isotop auf die Hälfte seiner ursprünglichen Menge
zerfällt, nennt man die Halbwertszeit. Dieser Wert schwankt zwischen Milliarden
Jahren (1,5 x 1011 Jahre bei Samarium 147) oder einem winzigen Bruchteil
einer Sekunde (0,3 x 10-6 Sekunde bei Thorium C) und liefert eine
praktische Angabe zur Einschätzung der statistischen Instabilität des
entsprechenden Kernes.
Die chemischen
Elemente und radioaktiven Isotope gehören auch dann hierher, wenn sie untereinander
oder mit radioaktiven Verbindungen oder auch mit nicht radioaktiven Stoffen
gemischt sind (z.B. bestrahlte, unbearbeitete Scheiben und radioaktive Quellen),
unter der Bedingung, dass die spezifische Radioaktivität des betreffenden Erzeugnisses
74 Bq/g (0,002 µ Ci/g) übersteigt.
C) Radioaktive Verbindungen; Gemische und
Rückstände, die radioaktive Substanzen enthalten.
Die radioaktiven
chemischen Elemente und die radioaktiven Isotope dieser Nummer werden häufig
als Verbindungen oder markierte Erzeugnisse verwendet, d.h. sie umfassen
Moleküle, von denen ein oder mehrere Atome radioaktiv sind. Diese Verbindungen
gehören auch dann hierher, wenn sie gelöst, dispergiert oder auf natürliche
oder künstliche Weise mit anderen radioaktiven oder nicht radioaktiven Stoffen
gemischt sind. Die radioaktiven Elemente und radioaktiven Isotope gehören auch
in Form von Legierungen, Dispersionen oder Cermets hierher.
Verbindungen, auch
organische, deren Molekül radioaktive chemische Elemente oder radioaktive
Isotope enthält sowie ihre Lösungen gehören hierher, auch wenn die spezifische
Radioaktivität dieser Verbindungen oder dieser Lösungen weniger als 74 Bq/g
(0,002 µ Ci/g) beträgt; dagegen gehören Legierungen, Dispersionen (auch
Cermets), keramische Erzeugnisse und radioaktive Erzeugnisse beinhaltende
Gemische (Elemente, Isotope oder ihre Verbindungen) nur hierher, wenn ihre
spezifische Radioaktivität 74 Bq/g (0,002
µ
Ci/g) übersteigt. Die selten in ungebundenem Zustand verwendeten radioaktiven Elemente
und radioaktiven Isotope werden in Form von chemischen Verbindungen oder
Legierungen gehandelt. Ungeachtet der Verbindungen spaltbarer und brütbarer
Elemente, deren Charakteristik und Wichtigkeit eine Zusammenfassung im Absatz
IV rechtfertigt, sind die bedeutendsten radioaktiven Verbindungen die
folgenden:
1) Radiumsalze (Chlorid, Bromid, Sulfat usw.),
die als Strahlungsquelle zur Krebsbehandlung und für bestimmte physikalische
Versuche verwendet werden.
2) Verbindungen der in Absatz III B genannten
radioaktiven Isotopen.
Die künstlich
radioaktiven Isotopen und ihre Verbindungen werden verwendet:
a) In der Industrie: bei der Radiografie der
Metalle; zum Messen der Dicke von Eisenblechen, Drähten usw.; zum Feststellen
des Flüssigkeitsspiegels in schwer zugänglichen Behältern; zum Erreichen der
Vulkanisation, zum Einleiten der Polymerisation oder zum Aufpfropfen von
mehreren organischen Verbindungen; zum Herstellen von Leuchtfarben (z.B. in
Mischung mit Zinksulfid) für Zifferblätter von Uhren, Bordinstrumenten usw.
b) In der Medizin: zu diagnostischen Zwecken
oder zum Behandeln bestimmter Krankheiten (Kobalt 60, Jod 131, Gold 198,
Phosphor 32 usw.).
c) In der Landwirtschaft: zum Sterilisieren von
Lebensmitteln; zur Keimverhütung; zum Studium der Düngeraufnahme durch
Pflanzen; um genetische Mutationen zur Verbesserung der Arten hervorzurufen usw.
(Kobalt 60, Caesium 137, Phosphor 32 usw.).
d) In der Biologie: zum Studium der Funktion
oder der Entwicklung bestimmter tierischer oder pflanzlicher Organe (Tritium,
Kohlenstoff 14, Natrium 24, Phosphor 32, Schwefel 35, Kalium 42, Calcium
45, Eisen 59, Strontium 90, Jod 131 usw.).
e) Bei physikalischen oder chemischen
Untersuchungen.
Radioaktive Isotope
und ihre Verbindungen liegen in Form von Pulvern, Lösungen, Nadeln, Drähten,
Rohren und Folien vor. Man bewahrt sie meist in Glasampullen, feinen
Platinnadeln, Rohren aus rostfreiem Stahl usw. auf, die ihrerseits in mehr oder
weniger dicken Metallbehältern (meist aus Blei) eingeschlossen sind. Diese
Behälter sind je nach der Radioaktivität der Isotope mehr oder weniger
dickwandig, um vor Strahlung zu schützen. Die Behälter sind nach bestimmten
internationalen Regeln mit Etiketten beklebt, auf denen Angaben über die Natur
des Isotops und seine Aktivität stehen.
Als Gemische sind
gewisse Neutronenquellen zu nennen, die durch die Verbindung (mischen,
legieren, zusammenfügen usw.) eines radioaktiven Elementes oder eines radioaktiven
Isotopes (Radium, Radon, Antimon 124, Americium 241 usw.) mit einem anderen
Element (Beryllium, Fluor usw.) nach der Art und Weise bestehen, um eine
Reaktion zu erhalten (Gamma,n) oder (Alpha,n) (Einführen eines (Gamma-) Photons
oder bzw. eines (Alpha-Teilchens) und Aussendung eines Neutrons).
Jedoch gelten
montierte Neutronenquellen, die zur Auslösung der Kettenreaktion in Kernreaktoren
eingeführt werden können, als Reaktorteile und sind in Nr. 8401 zu klassieren.
Die mit Schichten von
Kohlenstoff oder Siliciumcarbid umhüllten mikrosphärischen Kernbaustoffe, die
in sphärische oder prismenförmige Brennelemente eingeführt werden können, gehören
hierher.
Zu nennen sind die
Erzeugnisse wie Luminophore, denen geringe Mengen radioaktiver Stoffe zugeführt
worden sind, um sie selbstleuchtend zu machen, sofern die spezifische
Radioaktivität, welche daraus hervorgeht, 74 Bq/g (0,002 µ Ci/g) übersteigt.
Die wichtigsten
radioaktiven Abfälle sind hinsichtlich ihrer Wiederverwendbarkeit die folgenden:
1) Bestrahltes oder mit Tritium behandeltes
schweres Wasser: Nach einem kürzeren oder längeren Verbleib im Atomreaktor
verwandelt sich ein Teil des Deuteriums ‑ Bestandteil des schweren
Wassers - durch Neutronenabsorbtion in Tritium, dadurch wird das schwere Wasser
radioaktiv.
2) Verbrauchte (bestrahlte) Brennelemente
(Packungen) - allgemein hochgradig radioaktiv - werden hauptsächlich zur
Rückgewinnung des darin enthaltenen spaltbaren und angereicherten Materials
verwendet (s.a. folgender Absatz IV).
IV. Spaltbare und
brütbare chemische Elemente und Isotope
und ihre Verbindungen; Gemische und Rückstände,
die diese Erzeugnisse enthalten.
A) Spaltbare und brütbare chemische Elemente
und Isotope
Gewisse unter Absatz
III genannte chemische radioaktive Elemente und radioaktive Isotope, mit hohem
Atomgewicht z.B. Thorium, Uran, Plutonium, Americium, weisen einen besonders
komplex strukturierten Atomkern auf. Werden diese Kerne der Einwirkung von
Elementarteilchen (Neutronen, Protonen, Deuteronen, Tritonen, Alpha-Teilchen
usw.) ausgesetzt, können sie diese Teilchen absorbieren, was die Instabilität
erhöht, bis es zum Zerfall in zwei Atomkerne von Elementen mittlerer und
einander ähnlicher Masse (seltener in drei oder vier Bruchstücke) kommt. Dieser
Zerfall setzt eine enorme Energiemenge frei und führt zur Bildung sekundärer
Neutronen. Dieser Vorgang wird als Kernspaltung oder Kernumwandlung bezeichnet.
Die Kernspaltung
erfolgt selten spontan oder unter Einwirkung von Photonen.
Die im Augenblick der
Spaltung frei werdenden sekundären Neutronen können eine zweite Spaltung
bewirken, wobei von neuem sekundäre Neutronen entstehen und so fort. Dieser wiederholte
Vorgang führt zu einer Kettenreaktion.
Manche Atomkerne (U
233, U 235, Pu 239) lassen sich mit langsamen Neutronen, d.h. Neutronen mit
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 2200 m/sec (oder einer Energie von
1/40 Elektronenvolt (eV) gewöhnlich leicht spalten. Da diese langsamen
Neutronen in ihrer Geschwindigkeit mit gewöhnlichen Gasmolekülen (thermische Bewegung)
vergleichbar sind, werden sie auch als thermische Neutronen bezeichnet.
Gegenwärtig wird die
Spaltung in Kernreaktoren in den meisten Fällen durch thermische Neutronen
bewirkt.
Aus diesem Grunde
werden mit dem Begriff spaltbares Material, im doppelten Sinne, die durch
thermische Neutronen gespaltenen Isotope z.B. Uran 233, Uran 235, Plutonium 239
sowie die chemischen Elemente, die sie enthalten, z.B. Uran, Plutonium,
bezeichnet.
Andere Nucleide, wie
Uran 238 und Thorium 232, sind nur mit schnellen Neutronen spaltbar und werden
nicht im doppelten Sinne als spaltbar sondern als brütbar bezeichnet:
"Brütbarkeit" rührt daher, dass diese Nucleide langsame Neutronen
absorbieren können und dadurch die Entstehung von spaltbarem Plutonium 239
resp. spaltbarem Uran 233 ermöglichen.
In den thermischen
Atomreaktoren (mit verlangsamten Neutronen) besitzen die bei der Spaltung frei
werdenden sekundären Neutronen eine erheblich höhere Energie (in der
Grössenordnung von 2 Millionen Elektronenvolt (eV)), deshalb müssen die Neutronen
abgebremst werden, damit eine Kettenreaktion stattfinden kann. Dies kann mit
Moderatoren vorgenommen werden, d.h. Erzeugnisse auf der Grundlage von Elementen
mit geringem Atomgewicht (wie z.B. natürliches Wasser, schweres Wasser, bestimmte
Kohlenwasserstoffe, Grafit, Beryllium usw.), die beim Aufprall einen Teil der
Neutronenenergie aufnehmen, jedoch die Neutronen nicht oder nur in vernachlässigbaren
Grössen absorbieren.
Damit eine
Kettenreaktion beginnt und sich fortsetzt, muss die Zahl der durch Spaltung
frei gewordenen sekundären Neutronen im Mittel ebenso gross oder grösser sein
als die Zahl der Neutronen, die durch Einfangen oder Abwandern verloren gehen,
weil diese verlorenen Neutronen keine Spaltung bewirken.
Brütbare oder
spaltbare chemische Elemente sind folgende:
1) Natürliches Uran
Natürliches Uran
besteht aus einer Mischung von drei Isotopen: Uran 238 mit 99,28 % der totalen
Masse, Uran 235 mit 0,71 % der totalen Masse und Uran 234, das nur in sehr
geringer Menge von 0,006 % vorkommt und vernachlässigt werden kann. Folglich
kann es gleichzeitig als spaltbares Element (durch seinen Gehalt an U 235) und
als brütbares Element (durch seinen Gehalt an U 238) bezeichnet werden.
Dieses Metall wird
hauptsächlich aus der Pechblende, dem Uraninit, dem Autunit, dem Brannerit, dem
Carnotit und dem Chalkolith (Torbernit) gewonnen. Man erhält es auch aus bestimmten
Nebenerzeugnissen, insbesondere aus den Rückständen der
Superphosphatherstellung oder aus den Rückständen der Goldgewinnung. Gewöhnlich
gewinnt man es durch Reduzieren des Urantetrafluorids mit Calcium oder
Magnesium oder durch Elektrolyse.
Uran ist ein schwach
radioaktives Metall, sehr schwer (Dichte 19) und hart. Seine frisch polierte
Oberfläche ist silbergrau; mit dem Luftsauerstoff bildet es jedoch unter
Braunfärbung schnell Uranoxide. Uranpulver oxidiert und entflammt sich rasch an
der Luft.
Uran wird gewöhnlich
in Form von Rohblöcken gehandelt, die poliert, geteilt, gewalzt usw. werden
können um Barren, Rohre, Folien, Fäden usw. zu erhalten.
2) Thorium
Thorit und Orangit
sind reichhaltige aber seltene Mineralien; Thorium wird hauptsächlich aus
Monazit extrahiert, woraus ebenfalls die seltenen Erden extrahiert werden.
Das unreine Metall
kommt als graues, leicht entzündliches Pulver vor. Es wird durch Elektrolyse
der Fluoride oder durch Reduktion der Fluoride, Chloride oder Oxide gewonnen.
Das derart gewonnene Metall wird in inerter Atmosphäre gereinigt und gesintert
sowie in schwere (Dichte 11,5), harte (jedoch geringer als Uran), silbergraue,
mit der Luft sehr rasch oxidierende Barren umgewandelt.
Bleche, Barren, Rohre,
Drähte usw. werden durch Walzen, Strangpressen oder Ziehen hergestellt. Das
Element Thorium besteht hauptsächlich aus dem Isotop Thorium 232.
Thorium und gewisse
seiner Legierungen werden hauptsächlich als angereicherte Materie in
Atomreaktoren verwendet. Nichtsdestoweniger wurden die Legierungen
Thorium-Magnesium und Thorium-Wolfram in der Luftfahrtindustrie oder in der
Herstellung von thermoionischem Material verwendet.
Hierher gehören nicht:
Waren oder Warenteile aus Thorium des Abschnittes XVI bis XIX.
3) Plutonium
Das industriell
verwendete Plutonium wird durch Bestrahlung von Uran 238 in einem Atomreaktor
gewonnen.
Es ist sehr schwer
(Dichte 19,8), radioaktiv und sehr giftig. Sein Ansehen ähnelt dem des Uran. Es
ist wie dieses leicht oxidierbar.
Es kommt in den
gleichen Formen wie angereichertes Uran in den Handel. Seine Handhabung
erfordert grösste Vorsicht.
Als spaltbare Isotope
sind zu nennen:
1) Uran 233, das man in Kernreaktoren aus
Thorium 232 gewinnt, welches nacheinander in Thorium 233, in Protactinium 233
und schliesslich in Uran 233 umgewandelt wird.
2) Uran 235, das im natürlichen Uran mit einem
Anteil von 0,71 % enthalten ist, ist das einzige natürlich vorkommende
spaltbare Isotop.
Nach Umwandeln des
natürlichen Urans in Uranhexafluorid gewinnt man durch Isotopentrennung
einerseits an U 235 angereichertes Uran und andererseits an U 235
verarmtes (an U 238 angereichertes) Uran. Die Isotopentrennung erfolgt entweder
durch ein elektromagnetisches Verfahren oder durch Zentrifugieren oder auch
durch Gasdiffusion.
3) Plutonium 239 gewinnt man in Kernreaktoren
aus dem Uran 238; dieses wird nacheinander in Uran 239, Neptunium 239 und
Plutonium 239 überführt.
Ebenfalls können einige
Transplutoniumelemente genannt werden, wie Californium 252, Americium 241,
Curium 242 und Curium 244, die zu Spaltungen (spontane oder nicht) führen
können oder als intensive Neutronenquelle dienen können.
Als brütbare Isotope
sind noch zu nennen, ausser dem Thorium 232, verarmtes Uran (d.h. verarmt an
Uran 235 und deshalb angereichert mit U 238). Es handelt sich um ein
Nebenprodukt der Anreicherung von Uran an U 235. Wegen des geringeren Preises
und der verfügbaren Mengen ersetzt es das natürliche Uran insbesondere als
brütbares Material, als Schutzschild gegen Strahlungen, als Schwermetall für
die Flugscheibenfabrikation oder zur Herstellung von absorbierenden Gemischen
(Getters), die in der Reinigung gewisser Gase verwendet werden.
Hierher gehören nicht
Waren und Warenteile aus an U 235 verarmtem Uran der Abschnitte XVI bis XIX.
B) Verbindungen chemischer
Elemente und Isotope, spaltbar und brütbar.
Hierher gehören beispielsweise folgende Verbindungen:
1) Aus Uran:
a) Oxide: UO2, U3O8
und UO3
b) Fluoride: UF4 und UF6
(dieses sublimiert bei 56°C)
c) Carbide: UC und UC2
d) Uranate: Na2U2O7
und (NH4)2U2O7
e) Uranylnitrat: UO2(NO3)2.6H2O
f) Uranylsulfat: UO2SO4.3H2O
2) Aus Plutonium:
a) Tetrafluorid PuF4
b) Dioxid PuO2
c) Nitrat PuO2(NO3)2
d) Carbid PuC und Pu2C3
e) Nitrid PuN
Diese Verbindungen von
Uran und Plutonium werden hauptsächlich in der Atomindustrie, entweder als
Zwischenerzeugnisse oder als Enderzeugnisse, verwendet. Uranhexafluorid wird in
Zylindern geliefert. Es ist ziemlich giftig und muss vorsichtig gehandhabt
werden.
3) Des Thoriums
a) Oxid und Hydroxid: Thoriumoxid (ThO2)
(Thorin) ist ein weiss-gelbliches, in Wasser unlösliches Pulver. Hydroxid
(Th(OH)4) besteht aus hydratisiertem Thorin. Beide werden aus
Monazit gewonnen. Sie werden zum Ausrüsten von Glühstrümpfen, als feuerfeste
Stoffe und als Katalysatoren (Synthese von Aceton) verwendet. Das Oxid wird als
brütbares Material in Atomreaktoren verwendet.
b) Anorganische Salze; diese Salze sind im
Allgemeinen weiss. Die wichtigsten sind:
1. Thoriumnitrat kommt in mehr oder weniger
hydratisiertem Zustand in Form von Kristallen oder Pulver (calciniertes Nitrat)
vor. Es wird zur Zubereitung von Leuchtfarben verwendet. Im Gemisch mit
Cernitrat wird es zum Imprägnieren von Glühstrümpfen verwendet;
2. Thoriumsulfat (als kristallines Pulver ist
es in kaltem Wasser löslich), Thoriumhydrogensulfat und Alkalidoppelsulfate;
3. Thoriumchlorid (ThCl4) wasserfrei
oder hydratisiert und Thoriumoxychlorid;
4. Thoriumnitrid und Thoriumcarbid, werden als
feuerfeste Erzeugnisse, als Schleifstoffe oder als brütbares Material in
Atomreaktoren verwendet.
c) Organische Verbindungen. Am besten bekannt
sind Thoriumformiat, -acetat, ‑tartrat und -benzoat, die in der Medizin
eingesetzt werden.
C) Legierungen, Dispersionen (einschliesslich
Cermets), keramische Erzeugnisse, Gemische und Rückstände, die spaltbare,
brütbare Elemente oder Isotope oder ihre anorganischen oder organischen
Verbindungen enthalten.
Die wichtigsten
Erzeugnisse dieser Gruppe sind:
1) Legierungen von Uran und Plutonium mit
Aluminium, Chrom, Zirkon, Molybdän, Titan, Niobium, Vanadium, die
Uran-Plutonium-Legierungen und Ferro-Uran-Legierungen.
2) Urandioxiddispersionen (UO2) oder
Urancarbiddispersionen (UC), auch mit Thoriumdioxid oder Thoriumkarbid in Grafit
oder Polyethylen vermischt.
3) Cermets
bestehend aus Urandioxid (UO2), Plutoniumdioxid (PuO2),
Urancarbid (UC) oder Plutoniumcarbid (PuC) (oder aus Gemischen dieser
Bestandteile mit Thoriumdioxid oder Thoriumcarbid) und verschiedenen Metallen
(insbesondere rostfreiem Stahl).
Diese Erzeugnisse
werden, in Form von Barren, Platten, Kugeln, Drähten, Pulvern usw., entweder
zur Herstellung von Brennelementen oder direkt in Atomreaktoren verwendet.
Barren, Platten und
Kugeln, die mit einer Hülle versehen für die Handhabung ausgerüstet sind,
gehören zu Nr. 8401.
4) Verbrauchte (bestrahlte) Brennstoffelemente
(Patronen) d.h. solche, die nach einer mehr oder weniger langen Verwendung
ersetzt werden müssen, z.B. weil die Anhäufung von Spaltprodukten die
Kettenreaktion hemmt, oder weil die Hüllen der Patronen beschädigt sind. Die
verbrauchten Brennstoffelemente werden, nach Kühlung und genügend langer Lagerung
in tiefem Wasser zur Verringerung ihrer Radioaktivität, in Bleibehältern
verpackt in Spezialfabriken gebracht, um das restliche spaltbare Material, das
durch Umwandlung von Brutstoffen entstandene spaltbare Material, das allgemein
in den Brennstoffelementen enthalten ist, und die Spaltprodukte
zurückzugewinnen.
2845. Isotope, ausgenommen solche der Nr.
2844; ihre anorganischen oder organischen Verbindungen, auch chemisch nicht
einheitlich
Für die Begriffsbestimmung
der "Isotope" wird auf den Abschnitt I der Erläuterungen zu Nr. 2844
verwiesen.
Hierher gehören die
stabilen Isotope, d.h. die keine radioaktive Erscheinung aufweisen, und ihre
anorganischen oder organischen Verbindungen, auch chemisch nicht einheitlich.
Von den hierher
gehörenden Isotopen und ihren Verbindungen sind zu nennen:
1) Schwerer Wasserstoff oder Deuterium, der aus
normalem Wasserstoff abgetrennt werden kann, in dem er in einem Verhältnis von
ungefähr 1:6'500 enthalten ist.
2) Schweres Wasser, das Deuteriumoxid ist. Es
ist in gewöhnlichem Wasser ungefähr im Verhältnis 1:6'500 enthalten. Man
gewinnt es meist als Nebenerzeugnis der Wasserelektrolyse. Schweres Wasser
dient zum Gewinnen von Deuterium und wird in den Atommeilern als Neutronenbremse
bei der Spaltung der Uranatome verwendet.
3) Andere Verbindungen, die von Deuterium
abgeleitet sind, wie: schweres Acetylen, schweres Methan, schwere Essigsäuren
und schweres Paraffin.
4) Lithiumisotope (Lithium 6 und 7 genannt) und
ihre Verbindungen.
5) Das Kohlenstoffisotop, das als Kohlenstoff
13 bezeichnet wird und seine Verbindungen.
2846. Anorganische oder organische
Verbindungen der Seltenerdmetalle, des Yttriums oder des Scandiums oder der
Mischungen dieser Metalle
Hierher gehören die anorganischen oder organischen Verbindungen des
Yttriums, des Scandiums und der Seltenerdmetalle der Nr. 2805 (Lanthan, Cer,
Praseodym, Neodym, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium,
Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium, Lutetium). Hierher gehören auch die
Verbindungen, die direkt durch chemische Behandlung der Elementgemische
erhalten werden. Folglich gehören hierher die Oxid- oder Hydroxidgemische
dieser Elemente oder die Salzgemische mit dem nämlichen Anion (z.B.
Metallchloride der Seltenerden), dagegen nicht Salzgemische mit
unterschiedlichen Anionen, auch wenn diese das nämliche Kation aufweisen.
Hierher gehören also nicht, z.B., weder ein Gemisch aus Europiumnitrat und
Samarium mit den Oxalaten noch ein Gemisch aus Cerchlorid und Cersulfat - davon
ausgehend, dass es sich nicht um Verbindungen handelt, die direkt aus Gemischen
von Elementen, sondern aus Elementgemischen, die absichtlich zu speziellen
Zwecken so hergestellt wurden, und folglich zu Nr. 3824 gehören.
Hierher gehören auch
die Doppelsalze und Komplexsalze dieser Metalle mit anderen Metallen.
Von den hierher
gehörenden Verbindungen sind folgende zu nennen:
1) Cerverbindungen.
a) Oxide und Hydroxide. Cerioxid ist ein
weisses, wasserunlösliches Pulver, das aus dem Nitrat gewonnen wird. Man verwendet
es in der Keramik als Trübungsmittel, in der Glasindustrie als Farbstoff, zum
Herstellen von Bogenlampenkohlen und auch als Katalysator zum Herstellen von
Salpetersäure und Ammoniak. Es gibt auch ein Cerihydroxid. Cerooxid und
-hydroxid sind wenig beständig.
b) Cersalze. Cer(III)-nitrat (Ce(NO3)3)
verwendet man zum Herstellen von Glühstrümpfen, Ammoniumcer(IV)-nitrat hat die
Form roter Kristalle.
Die Cersulfate
(Cer(III)-sulfat und seine Hydrate, hydratisiertes Cer(IV)-sulfat, in
orangegelben Prismen, wasserlöslich) werden in der Fotografie als Abschwächer
verwendet. Es gibt auch Cerdoppelsulfate.
Ausser dem
Cer(III)-chlorid (CeCl3) sind noch verschiedene andere
Cer(III)-salze (farblos) und Cer(IV)-salze (gelb oder orangefarben) zu nennen.
Ceroxalat kommt als
Pulver oder als hellgelbe, hydratisierte, praktisch wasserunlösliche Kristalle
vor. Man verwendet es zum Herstellen der Metalle der Cergruppe und in der Medizin.
2) Verbindungen anderer Seltenerdmetalle. Im
Handel gibt es in mehr oder weniger reinem Zustand: Yttriumoxid (Yttererde),
Terbiumoxid (Terbit). Mischungen von Ytterbiumoxiden (Ytterbinerde) und von
Oxiden anderer Seltenerdmetalle (Terbin). Von diesen Oxidgemischen direkt
erhaltene Gemische bleiben in dieser Nummer.
Die Oxide des
Europiums, Samariums usw. werden in Kernreaktoren zum Absorbieren von langsamen
Neutronen verwendet.
Hierher gehören
nicht:
a) Die natürlichen Verbindungen der
Seltenerdmetalle, insbesondere Xenotim (komplexe Phosphate), Gadolinit oder
Ytterbit und Cerit (komplexe Silicate) (Nr. 2530.); Monazit (Phosphat des
Thoriums und der Seltenerdmetalle) (Nr. 2612).
b) Die Salze und andere anorganische oder
organische Verbindungen von Promethium (Nr. 2844).
2847. Wasserstoffperoxid, auch mit
Harnstoff verfestigt
Wasserstoffperoxid (Wasserstoffsuperoxid) (H2O2)
wird aus Barium- oder Natriumdioxid oder Kaliumperoxosulfat durch Behandeln mit
Säure oder durch elektrolytische Oxidation von Schwefelsäure und nachfolgender
Destillation gewonnen. Es ist eine farblose Flüssigkeit, die wie gewöhnliches
Wasser aussieht. Es kann eine sirupartige Beschaffenheit haben. Es ätzt die
Haut, besonders wenn es konzentriert ist. Wasserstoffperoxid wird in Korbflaschen
versandt.
Wasserstoffperoxid ist
in alkalischem Medium sehr unbeständig, besonders bei Hitze und Licht. Es
bleibt in dieser Nummer, auch wenn ihm, zumeist zum Erhalt seiner Beschaffenheit,
geringe Mengen von Stabilisatoren (Borsäure, Citronensäure usw.) zugesetzt
sind, deren Anwesenheit keine Änderung der Einreihung bewirkt.
Hierher gehört auch
mit Harnstoffen verfestigtes Wasserstoffperoxid, auch stabilisiert.
Wasserstoffperoxid
verwendet man zum Bleichen von Textilien, Federn, Stroh, Schwämmen, Elfenbein,
Haaren usw., ferner in der Küpenfärberei, zum Reinigen von Trinkwasser, zum
Restaurieren von alten Bildern, in der Fotografie und Medizin (Antiseptikum und
blutstillendes Mittel).
Dosiert als Medikament
aufgemacht oder in Einzelverkaufsaufmachung gehört Wasserstoffperoxid zu Nr.
3004.
2848. Phosphide, auch chemisch nicht
einheitlich, ausgenommen Ferrophosphor
Phosphide sind
Verbindungen von Phosphor und einem anderen Element.
Von den hierher
gehörenden Phosphiden, die unmittelbar aus den sie bildenden Elementen entstehen,
sind folgende zu nennen:
1) Kupferphosphid (Cuprophosphor) wird im Flamm-
oder Schmelzofen gewonnen. Es liegt meist in Form gelblichgrauer Massen oder
kleiner Barren mit kristalliner Struktur vor und ist sehr bröcklig. Hierher
gehören nur Kupfer und Kupferlegierungen mit einem Phosphorgehalt von mehr als
15 % des Gewichts. Kupfererzeugnisse mit einem Phosphorgehalt von 15 % des
Gewichts oder weniger gehören im Allgemeinen zum Kapitel 74. Kupferphosphid ist
ein sehr gutes Reduktionsmittel für Kupfer, dessen Härte es erhöht; es
verbessert die Flüssigkeit der Schmelze und wird bei der Herstellung von
Phosphor(III)-bronzen verwendet.
2) Calciumphosphid (Ca3P2),
in Stücken, kleinen Prismen oder Zylindern von kastanienbrauner Farbe, das mit
Wasser Phosphorwasserstoffe entwickelt, die sich entzünden. Zusammen mit
Calciumcarbid verwendet man es für Seezeichen (Ladung für Leuchtbojen).
3) Zinkphosphid (Zn3P2),
ein graues giftiges Pulver mit glasigem Bruch, das Phosphorwasserstoff
entwickelt und sich bei Feuchtigkeit verändert. Man verwendet es zum Vernichten
von Nagetieren und Heuschrecken sowie in der Medizin als Ersatz für Phosphor.
4) Zinnphosphid, silberweisse, leicht
zerbröckelnde, kristalline Blättchen. Man verwendet es in der Giesserei.
5) Andere Phosphide. Es gibt auch
Phosphorwasserstoffe (fest, flüssig und gasförmig), Arsen-, Bor-, Silicium-,
Barium- und Cadmiumphosphid.
Hierher gehören
nicht:
a) Die Verbindungen von Phosphor mit Sauerstoff
(Nr. 2809), mit Halogenen (Nr. 2812), mit Schwefel (Nr. 2813).
b) Die Phosphide von Platin oder anderen
Edelmetallen (Nr. 2843).
c) Die Ferrophosphore (Eisenphosphide) (Nr.
7202).
2849. Carbide, auch chemisch nicht
einheitlich
Zu dieser Position gehören:
A) Binäre Carbide sind chemische Verbindungen
von Kohlenstoff und eines anderen stärker elektropositiven Elementes als der
Kohlenstoff. Zu dieser Nummer gehören auch jene, die als Acetylide bekannt
sind.
Am meisten bekannte
binäre Carbide sind:
1) Calciumcarbid (CaC2) ist ein
fester Stoff, der in reinem Zustand durchscheinend und farblos, in unreinem
Zustand undurchsichtig und grau ist. Es wird durch Wasser unter Bildung von
Acetylen zersetzt. Man verwendet es zum Herstellen dieses Gases und von
Calciumcyanamid.
2) Siliciumcarbid (Kohlenstoffsilicid,
Carborundum) (SiC) wird aus Kohlenstoff und Kieselerde im elektrischen Ofen
gewonnen. Es kommt in schwarzen Kristallen oder Stücken, zerkleinerten Massen
oder Körnern vor. Es ist ein schwer schmelzbarer Stoff, der widerstandsfähig
gegen chemische Reagenzien ist, eine gewisse Hitzebeständigkeit besitzt und
fast ebenso hart wie Diamant, aber ziemlich brüchig ist. Es wird viel als
Schleifmittel und als feuerfestes Erzeugnis verwendet. In Mischung mit Grafit
verwendet man es zum Auskleiden von elektrischen Öfen und anderen
Hochtemperaturöfen. Man verwendet es auch zum Herstellen von Silicium. Als
Schleifmittel in Pulver oder Körnern auf Geweben, Papier, Karton und anderen
Materialien gehört es zu Nr. 6805, als Mühlsteine, Schleif-, Polier- und Wetzsteine
zu der Nr. 6804.
3) Borcarbid (Borkohlenstoff) wird aus Grafit
und Borsäure im elektrischen Ofen gewonnen. Es bildet schwärzliche, harte und
glänzende Kristalle. Man verwendet es als Schleifmittel zu Gesteinsbohrungen,
zum Herstellen von Spinndüsen und Elektroden.
4) Aluminiumcarbid (Al4C3)
wird im elektrischen Ofen durch Reduktion von Tonerde mit Koks gewonnen. Es
kommt in gelben, durchscheinenden Kristallen oder in Lamellen vor. Es wird
durch Wasser unter Bildung von Methan zersetzt.
5) Zirkoncarbid (ZrC) wird im elektrischen Ofen
aus Zirkonoxid und Russ gewonnen. Es wird durch Luft und Wasser angegriffen und
zum Herstellen der Glühfäden für elektrische Birnen verwendet.
6) Bariumcarbid (BaC2) wird im
Allgemeinen im elektrischen Ofen gewonnen. Es hat die Form bräunlicher,
kristalliner Massen und wird durch Wasser unter Bildung von Acetylen zersetzt.
7) Wolframcarbide werden aus Wolframpulver oder
Wolframoxid und Russ im elektrischen Ofen gewonnen. Es ist ein Pulver, das sich
durch Wasser nicht zersetzen lässt und grosse chemische Stabilität besitzt. Es
hat einen hohen Schmelzpunkt, besitzt grosse Härte und starke
Hitzebeständigkeit. Seine Leitfähigkeit ist mit der der Metalle vergleichbar.
Es verbindet sich leicht mit den Metallen der Eisengruppe. Es bildet einen
Bestandteil der Hartlegierungen und des Werkzeugstahls (meist mit Zusatz eines
Bindemittels wie Kobalt oder Nickel).
8) Andere Carbide. Es gibt noch Chromcarbid und
Mangancarbid. Molybdän-, Vanadium-, Titan-, Tantal- und Niobcarbid, die aus dem
Metallpulver oder dem Oxid und Russ im elektrischen Ofen gewonnen werden, und
dieselben Verwendungszwecke wie Wolframcarbid haben.
B) Carbide, die aus Kohlenstoff und
beispielsweise mehr als einem Metallelement (Ti, W)C bestehen.
C) Verbindungen aus einem oder mehreren
Metallelementen, kombiniert mit Kohlenstoff und anderen Nichtmetallelementen,
z.B. Aluminiumborcarbide, Zirkoncarbonitride und Titancarbonitride.
Die Proportion der
Elemente ist in einigen dieser Verbindungen nicht stöchiometrisch. Mechanische
Mischungen gehören jedoch nicht hierher.
Hierher gehören
ebenfalls nicht:
a) Binäre Verbindungen von Kohlenstoff mit
folgenden Elementen: Sauerstoff (Nr. 2811), Halogenen (Nr. 2812 und 2903),
Schwefel (Nr. 2813), Edelmetallen (Nr. 2843), Stickstoff (Nr. 2853),
Wasserstoff (Nr. 2901).
b) Mischungen von Metallcarbiden, nicht
agglomeriert, die zum Herstellen von Plättchen, Stäbchen, Spitzen und ähnlichen
Formstücken für Werkzeuge zubereitet sind (Nr. 3824).
c) Eisen-Kohlenstoff-Legierungen des Kapitels
72, wie Weissguss, ohne Rücksicht auf den Eisencarbidgehalt.
d) Mischungen von agglomerierten
Metallcarbiden, die zu Plättchen, Stäbchen, Spitzen und ähnlichen Formstücken
für Werkzeuge verarbeitet sind (Nr. 8209).
2850. Hydride, Nitride, Azide, Silicide
und Boride, auch chemisch nicht einheitlich, andere als solche Verbindungen,
die ebenfalls Carbide der Nr. 2849 sind.
Die vier hierher
gehörenden Gruppen von vier Verbindungen enthalten zwei oder mehr Elemente, von
denen das eine sich aus der Bezeichnung ergibt (Wasserstoff, Stickstoff, Silicium
und Bor), das andere aber ein Nichtmetall oder ein Metall ist.
A. Hydride
Das wichtigste der
hierher gehörenden Hydride ist das Calciumhydrid (CaH2) (Hydrolith),
das durch unmittelbare Reaktion seiner Elemente gewonnen wird. Es ist eine
weisse Masse mit kristallinem Bruch, die sich in der Kälte mit Wasser unter
Abgabe von Wasserstoff zersetzt. Es ist ein Reduktionsmittel, das hauptsächlich
zum Herstellen von gefrittetem Chrom aus Chromchlorid verwendet wird.
Es gibt auch andere
Hydride wie: Arsen-, Silicium-, Bor- (Natriumborhydrid), Lithium- (einschliesslich
Lithium-Aluminium-Hydrid), Natrium-, Kalium-, Strontium-, Antimon-, Nickel-,
Titan-, Zirkon-, Zinn-, Bleihydrid usw.
Hierher gehören nicht
die Verbindungen von Wasserstoff mit folgenden Elementen: Sauerstoff (Nrn.
2201, 2845, 2847 und 2853), Stickstoff (Nrn. 2811, 2814 und 2825), Phosphor
(Nr. 2848), Kohlenstoff (Nr. 2901), andere Nichtmetalle (Nrn. 2806 und 2811).
Die Hydride von Palladium und anderen Edelmetallen gehören zu Nr. 2843.
B. Nitride
1) Nichtmetallnitride. Bornitrid
(BN) ist ein weisses, leichtes, sehr feuerfestes Pulver. Als Wärmeisolator und
elektrischer Isolator dient dieser Stoff zum Auskleiden von elektrischen Öfen
und zum Herstellen von Schmelztiegeln. Siliciumnitrid (Si3N4)
ist ein grau-weisses Pulver.
2) Metallnitride. Die Nitride von Aluminium,
Titan, Zirkon, Hafnium, Vanadium, Tantal und Niob werden entweder durch
Erhitzen des reinen Metalls in Stickstoff auf 1100 °C oder 1200 °C
gewonnen oder besser durch Erhitzen einer Mischung des Oxids und Kohlenstoffs
in einem Stickstoff- oder Ammoniakstrom bei höherer Temperatur.
Hierher gehören nicht
die Verbindungen von Stickstoff mit folgenden Elementen: Sauerstoff (Nr. 2811),
Halogenen (Nr. 2812), Schwefel (Nr. 2813), Wasserstoff (Nr. 2814), Kohlenstoff
(Nr. 2853). Die Nitride von Silber und anderen Edelmetallen gehören zu
Nr. 2843, Thoriumnitrid und Urannitrid zu Nr. 2844.
C. Azide
Die Metallazide können als Salze der Stickstoffwasserstoffsäure (HN3)
angesehen werden.
1) Natriumazid (NaN3) wird erhalten,
indem man Stickstoffoxidul mit Natriumamid oder auch Hydrazin, Ethylnitrit und
Ätznatron miteinander reagieren lässt. Dieser Stoff kristallisiert in farblosen
Schuppen. Er ist wasserlöslich und bei Feuchtigkeit wenig veränderlich, wird
jedoch durch das Kohlendioxid der Luft angegriffen. Natriumazid ist stossempfindlich
wie Knallquecksilber, aber nicht so hitzeempfindlich. Man verwendet es zum
Herstellen von Zündsprengstoffen für Zündkapseln.
2) Bleiazid (PbN6) stellt man aus
Natriumazid und Bleiacetat her. Es ist ein weisses, kristallines, sehr
stossempfindliches Pulver; es wird unter Wasser aufbewahrt. Es kann
Knallquecksilber als Zünder ersetzen.
D. Silicide
1) Calciumsilicid ist eine sehr harte, graue,
kristalline Masse. Es wird in der Metallurgie, zum Herstellen von Wasserstoff
am Verwendungsort und von Rauchbomben verwendet.
2) Chromsilicide. Es gibt mehrere
Chromsilicide, die sehr harte Stoffe sind und als Schleifmittel verwendet
werden.
3) Kupfersilicid (anderes als das
Kupfersiliciumvorlegierungen der Nr. 7405) hat im Allgemeinen die Form von
gepressten, zerreibbaren Tafeln. Es ist ein Reduktionsmittel, mit dem man
Kupfer reinigen, seine Formung verbessern und seine Härte und Zerreissbarkeit
erhöhen kann. Es erhöht die Korrosionsfestigkeit der Kupferlegierungen. Man
verwendet es besonders zum Herstellen von Siliciumbronze und von Nickelkupferlegierungen.
4) Silicide von Magnesium und Mangan.
Hierher gehören nicht
die Verbindungen von Silicium mit folgenden Elementen: Sauerstoff (Nr. 2811),
Halogenen (Nr. 2812), Schwefel (Nr. 2813), Phosphor (Nr. 2848). Kohlenstoffsilicid
(Siliciumcarbid) gehört zu Nr. 2849, die Silicide von Platin und anderen
Edelmetallen gehören zu Nr. 2843, die Eisenlegierungen und
Kupfervorlegierungen, die Silicium enthalten, zu den Nrn. 7202 und 7405,
Siliciumaluminium ins Kapitel 76. Wegen der Verbindungen des Siliciums mit
Wasserstoff siehe den vorstehenden Absatz A.
E. Boride
1) Calciumborid (CaB6), das durch
Elektrolyse der Mischung eines Borats mit Calciumchlorid gewonnen wird, ist ein
dunkles, kristallines Pulver. Es ist ein starkes Reduktionsmittel, das insbesondere
in der Metallurgie verwendet wird.
2) Aluminiumborid, das im elektrischen Ofen
gewonnen wird, ist eine kristalline Masse. Man verwendet es in der
Glasindustrie.
3) Die Boride von Titan, Zirkon, Vanadium,
Niob, Tantal, Molybdän und Wolfram werden durch Erhitzen einer Mischung aus dem
jeweiligen Metallpulver und reinem Borpulver im Vakuum zwischen 1800 °C und
2200 °C oder durch Umsetzen des verdampften Metalls mit Bor gewonnen. Diese
Erzeugnisse sind sehr hart und besitzen eine gute elektrische Leitfähigkeit.
Sie sind Bestandteil gefritteter Hartlegierungen.
4) Die Boride von Magnesium, Antimon, Mangan,
Eisen usw.
Hierher gehören nicht
die Verbindungen von Bor mit folgenden Elementen: Sauerstoff (Nr. 2810),
Halogenen (Nr. 2812), Schwefel (Nr. 2813), Edelmetallen (Nr. 2843), Phosphor
(Nr. 2848), Kohlenstoff (Nr. 2849). Wegen der Verbindungen mit Wasserstoff,
Stickstoff und Silicium siehe die vorstehenden Absätze A, B und D.
Borkupfer gehört zu
Nr. 7405 (s. Erläuterungen zu dieser Nummer).
2852. Anorganische oder organische
Verbindungen von Quecksilber, ausgenommen Amalgame
Hierher gehören
anorganische oder organische Quecksilberverbindungen, andere als Amalgame.
Nachstehend sind die gebräuchlichsten Quecksilberverbindungen aufgeführt:
1) Quecksilberoxide. Das wichtigste ist das
Quecksilberoxid (HgO), ein rotes, kristallines Pulver (rotes Oxid) oder ein
dichteres, orange-gelbes, amorphes Pulver (gelbes Oxid). Diese Oxide sind
giftig und färben sich am Licht dunkel. Sie werden zur Herstellung von
Unterwasseranstrichen, von Quecksilbersalzen oder als Katalysatoren verwendet.
2) Quecksilberchloride.
a) Quecksilber(I)-chlorid (Protochlorid,
Calomel) (Hg2Cl2). Es kommt als amorphe Masse, Pulver oder weisse Kristalle vor und ist
wasserunlöslich. Quecksliber(I)-chlorid wird in der Pyrotechnik,
Porzellanindustrie usw. verwendet.
b) Quecksilber(II)chlorid
(Quecksilberdichlorid, ätzendes Sublimat) (HgCl2) kristallisiert in Prismen oder langen Nadeln. Es ist weiss,
wasserlöslich, besonders beim Erhitzen, und ein starkes Gift. Man verwendet es
zum Brünieren von Eisen, als Feuerschutzmittel für Holz, als Verstärker in der
Fotografie, als Katalysator in der organischen Chemie oder zum Herstellen von
Quecksilber(II)-chlorid.
3) Quecksilberjodide.
a) Quecksilber(I)-jodid (HgJ oder Hg2J2), ein gelbes,
manchmal grünliches oder rötliches, amorphes oder bisweilen kristallines
Pulver, sehr wenig wasserlöslich und sehr giftig. Man verwendet es in der organischen
Synthese.
b) Quecksilber(II)-jodid (Quecksilberdijodid,
rotes Jodid) (HgJ2), ein rotes, kristallines Pulver, sehr wenig
wasserlöslich und sehr giftig. Man verwendet es in der Fotografie (als
Verstärker) und bei Analysen.
4) Quecksilbersulfide. Künstliches
Quecksilbersulfid (HgS) ist schwarz. Durch Erhitzen, durch Sublimieren oder mit
Alkalipolysulfiden wandelt sich das schwarze Sulfid in rotes, pulverförmiges
Sulfid (künstlicher Vermillon) um. Es ist ein Pigment, das zum Herstellen von
feinen Farben und zum Färben von Siegellack dient; das auf nassem Weg
hergestellte Erzeugnis ist glänzender, aber weniger lichtbeständig. Dieses Salz
ist giftig.
Natürliches Quecksilbersulfid (Zinnober) gehört zu Nr. 2617.
5) Quecksilbersulfate.
a) Quecksilber(I)-sulfat (Hg2SO4), ein kristallines, weisses Pulver, das durch Wasser zu basischem
Sulfat zersetzt wird. Man verwendet es zum Herstellen von Kalomel oder von
Dauerbatterien.
b) Quecksilber(II)-sulfat (HgSO4), wasserfrei als weisse, kristalline, Masse,
die am Licht schwarz wird, oder hydratisiert (mit 1 H2O) als kristalline Schuppen. Man verwendet es
zum Herstellen des Sublimats und anderer Quecksilbersalze, in der Metallurgie
von Gold, Silber usw.
c) Triquecksilber(II)-dioxisulfat (HgSO4.2HgO) (basisches Quecksilbersulfat).
6) Quecksilbernitrate.
a) Quecksilber(I)-nitrat (HgNO3. H2O) ist giftig und
bildet farblose Kristalle. Man verwendet es zum Vergolden, in der Medizin, als
Beizmittel in der Gerberei, zur Zubereitung der Haare zum Verfilzen (Aqua
fortis der Hutmacher), zum Gewinnen von Quecksilberacetat, usw.
b) Quecksilber(II)-nitrat (Hg(NO3)2), hydratisiertes
Salz (im Allgemeinen mit 2 H2O), farblose
Kristalle oder weisse oder gelbliche Tafeln. Es zerfliesst und ist giftig. Man
verwendet es in er Hutmacherei und zum Vergolden. Es ist auch ein Nitrierungsmittel
und ein Katalysator in der organischen Synthese; man verwendet es zum
Herstellen von Knallquecksilber und Quecksilber(II)-oxid, usw.
c) Basische Quecksilbernitrate.
7) Quecksilbercyanide.
a) Quecksilber(II)-cyanid (Hg(CN)2.
b) Basisches Quecksilbercyanid (Hg(CN)2.HgO).
8) Cyanomercurate der anorganischen Basen.
Kaliumcyanomercurat, farblose, giftige, wasserlösliche Kristalle. Es dient zum
Versilbern von Spiegeln.
9) Quecksilberfulminat (Knallquecksilber), dem
man die Formel Hg(ONC)2 gibt. Weisse oder
gelbliche, nadelförmige Kristalle, in kochendem Wasser löslich, giftig. Bei der
Explosion erzeugt es roten Rauch. Man transportiert es in nichtmetallischen,
mit Wasser gefüllten Behältern.
10) Quecksilberthiocyanat (Hg(SCN)2), ein kristallines, weisses, wenig wasserlösliches
Pulver. Dieses giftige Salz wird in der Fotografie zum Verstärken von Negativen
verwendet.
11) Quecksilberarsenate. Trimercuriorthoarsenat
(Hg3(AsP4)2), ein hellgelbes, wasserunlösliches Pulver,
das insbesondere in Unterwasseranstrichen verwendet wird.
12) Doppelsalze oder Komplexsalze.
a) Ammoniumquecksilber(II)-chlorid oder
Ammoniumchloromercurat, ein kristallines, weisses, giftiges, in heissem Wasser
ziemlich lösliches Pulver. Man verwendet es in der Pyrotechnik.
b) Kupferquecksilberjodid, ein dunkelrotes,
giftiges, wasserunlösliches Pulver, verwendet in der Thermoskopie.
13) Quecksilberchloramid
(Quecksilberammoniumchlorid) (HgNH2Cl), ein weisses Pulver, das bei Licht grau oder gelblich wird,
wasserunlöslich, giftig. Man verwendet es in der Pyrotechnik.
14) Quecksilberlactat, das Salz der Milchsäure.
15) Organisch-anorganische
Quecksilberverbindungen. Wichtige Verbindungen, die ein oder mehrere
Quecksilberatome enthalten können, insbesondere aber die Gruppe (-Hg.X), in der
X ein anorganischer oder organischer Säurerest ist.
a) Quecksilberdiethyl.
b) Quecksilberdiphenyl.
c) Phenyl(quecksilberacteta).
16) Hydromercuridibromofluorescein.
Hierher gehören
nicht:
a) Quecksilber (Nr. 2805 oder Kapitel 30).
b) Amalgame der Edelmetalle, Amalgame, die sowohl
Edelmetalle als auch andere Metalle enthalten (Nr. 2843) und Amalgame von
anderen Metallen als Edelmetallen (Nr. 2853).
2853. Andere anorganische Verbindungen
(einschliesslich des destillierten Wassers, Leitfähigkeitswassers oder Wassers
von gleicher Reinheit); flüssige Luft (einschliesslich von Edelgasen befreite
flüssige Luft); komprimierte Luft; Amalgame, ausgenommen solche von
Edelmetallen
A. Destilliertes Wasser, Leitfähigkeitswasser
oder Wasser von gleicher Reinheit
Hierher gehört nur
destilliertes Wasser, zweimal destilliertes Wasser, elektroosmotisches Wasser
und Leitfähigkeitswasser oder Wasser von gleicher Reinheit, einschliesslich des
mit Ionenaustauschern behandelten Wassers.
Natürliches Wasser,
auch filtriert, sterilisiert, gereinigt oder enthärtet gehört zu Nr. 2201.
Dosiert als Medikament aufgemacht oder in Einzelverkaufsaufmachung gehört
Wasser zu Nr. 3004.
B. Verschiedene
anorganische Verbindungen
Hierher gehören die
anderweit weder genannten noch inbegriffenen anorganischen chemischen Erzeugnisse
sowie bestimmte Kohlenstoffverbindungen, die in der An-merkung 2 zu diesem
Kapitel aufgeführt sind.
Als Beispiele für die
hierher gehörenden Erzeugnisse können genannt werden:
1) Cyan und seine Halogenderivate, insbesondere
Cyanchlorid (CNCl), Cyanamid und seine Metallderivate, ausgenommen jedoch
Calciumcyanamid (Nrn. 3102 oder 3105).
2) Die Nichtmetalloxysulfide (Arsen-,
Kohlenstoff-, Silicium-) und die Nichtmetallchlorsulfide (Schwefelchloride)
(Phosphor-, Kohlenstoff- usw.). Kohlenstoffdichlorosulfid (Thiophosgen,
Thiocarbonylchlorid) (CSCl2), das durch Umsetzen von Chlor mit Schwefelkohlenstoff
erhalten wird. Es ist eine rote, erstickende, tränenreizende Flüssigkeit, die
von Wasser zersetzt und in organischen Synthesen verwendet wird.
3) Die Alkaliamide. Natriumamid (NaNH2)
wird erhalten, indem man Ammoniak auf eine Legierung von Blei und Natrium unter
Erhitzen einwirken lässt, oder indem man Ammoniakgas über geschmolzenes Natrium
leitet. Es ist eine rosafarbene oder grünliche, kristalline Masse, die durch
Wasser zersetzt wird. Man verwendet es zum Herstellen der Azide und Cyanide und
in organischen Synthesen.
Es gibt auch Amide von
Kalium und anderen Metallen.
4) Phosphoniumjodid wird z.B. aus Phosphor, Jod
und Wasser durch eine Austausch-reaktion gewonnen. Es dient als
Reduktionsmittel.
5) Trichlorsilan (SiHCl3) wird durch Reaktion von Chlorwasserstoff mit
Silicium gewonnen und wird in der Herstellung von pyrogener Kieselsäure und
sehr reinem Silicium verwendet.
C. Flüssige Luft und
Pressluft
Industriell
verflüssigte Luft wird in Gefässen aus Stahl oder Messing mit isolierendem Vakuummantel
versandt. Sie verursacht schwere Verbrennungen und macht biegsame organische
Stoffe brüchig. Man verwendet sie zum Gewinnen von Sauerstoff, Stickstoff und
Edelgasen durch fortgesetzte fraktionierte Destillation. Wegen ihres schnellen
Verdampfens verwendet man sie in Laboratorien als Kältemittel. In Mischung mit
Holzkohle und anderen Stoffen ist sie ein starker Sprengstoff, der in
Bergwerken verwendet wird.
Hierher gehören auch:
1) Von Edelgasen befreite flüssige Luft.
2) Pressluft.
D. Amalgame von
anderen Metallen als Edelmetallen
Es handelt sich hier
um die Amalgame, die das Quecksilber mit verschiedenen anderen Metallen als den
Edelmetallen bilden kann (Alkali- und Erdalkalimetalle, Zink, Cadmium, Antimon,
Aluminium, Zinn, Kupfer, Blei, Wismut usw.).
Diese Amalgame erhält
man entweder unmittelbar durch Zusammenbringen eines Pulvers des jeweiligen
Metalls mit Quecksilber oder durch Elektrolyse eines Metallsalzes des jeweiligen
Metalls, wobei die Kathode durch Quecksilber gebildet wird, oder durch Elektrolyse
eines Quecksilbersalzes, wobei die Kathode durch das in Frage stehende Metall
gebildet wird.
Die durch Elektrolyse
gewonnenen und bei niedriger Temperatur destillierten Amalgame verwendet man
zum Herstellen von pyrophoren (luftentzündlichen) Metallen, deren Reaktionsfähigkeit
grösser ist als die der Metalle, die bei hoher Temperatur erhalten wurden. Man
verwendet sie auch in der Metallurgie der Edelmetalle.
1) Die Amalgame der Alkalimetalle zersetzen
Wasser unter geringerer Wärmeabgabe als die isolierten Metalle; sie sind
deshalb aktivere Reduktionsmittel als diese. Natriumamalgam wird zum Herstellen
von Wasserstoff verwendet.
2) Aluminiumamalgam verwendet man als
Reduktionsmittel in der organischen Synthese.
3) In der Zahntechnik verwendet man
hauptsächlich Kupferamalgam mit Zusatz von etwas Zinn. Die Kupferamalgame
bilden Metallkitte, die beim Erhitzen weich werden, für die Formerei und zum
Kitten von Porzellan.
4) Zinkamalgam verwendet man in Batterien, um
einen Verbrauch bei offenem Stromkreis zu verhindern.
5) Cadmiumamalgam verwendet man in der
Zahntechnik und zum Herstellen von Wolframdrähten aus dem gefritteten Metall.
6) Antimonzinnamalgam verwendet man zum
Bronzieren von Gipsfiguren.
Die edelmetallhaltigen
Amalgame, auch in Verbindung mit anderen Metallen, gehören zu Nr. 2843.
Quecksilberverbindungen, andere als Amalgame, gehören zu Nr. 2852.
(*)
Diese
Ausnahmen gelten nicht für Erzeugnisse, die normalerweise zu den Nrn. 2843
bis 2846 und 2852 gehören (Anmerkungen 1 und 2 zu Abschnitt VI).
(**)
Die
Ordnungszahl eines Elements entspricht der Elektronenzahl im Atom.
(*")
In
der Reihenfolge: Fluor, Chlor, Brom, Jod, Schwefel, Selen, Tellur, Stickstoff, Phosphor,
Arsen, Kohlenstoff, Silicium.